sich, dass unter Sklavinnen keine Rangord- nung Statt finde.
Die Geschichte der Sara und Hagar schei- net zu beweisen, dass die Kebsweiberschaft nicht gleich anfänglich bloss in dem eignen Belieben des Mannes gestanden, und dass er anfänglich verpflichtet gewesen, die Genehmi- gung seiner Frau einzuholen, eh' er sich ein Kebsweib beilegen konnte. Auch scheinet sich aus dieser Kebs-Geschichte zu ergeben, dass dergleichen Contrakte nicht auf die ganze Le- bensdauer gegangen, und dass oft noch vor Ablauf der contraktmässigen Zeit der Engel des Gewissens, und der Schutzgeist warnender Umstände dem Manne zugerufen:
stoss die Magd hinaus mit ihrem Sohne! Schon hab' ich mein Herz ausgeschüttet, dass der erste Grund zu der männlichen Anma- ssung eines Vorzuges vor dem Weibe, in dem Gange aufzusuchen sei, den die Bildung des gesellschaftlichen Zustandes nahm. Ob die Art, wie die geselligen Keime sich bei den Menschen entwickelten, die einzig mögliche; oder ob unter mehreren möglichen die, auf
F 2
sich, daſs unter Sklavinnen keine Rangord- nung Statt finde.
Die Geschichte der Sara und Hagar schei- net zu beweisen, daſs die Kebsweiberschaft nicht gleich anfänglich bloſs in dem eignen Belieben des Mannes gestanden, und daſs er anfänglich verpflichtet gewesen, die Genehmi- gung seiner Frau einzuholen, eh’ er sich ein Kebsweib beilegen konnte. Auch scheinet sich aus dieser Kebs-Geschichte zu ergeben, daſs dergleichen Contrakte nicht auf die ganze Le- bensdauer gegangen, und daſs oft noch vor Ablauf der contraktmäſsigen Zeit der Engel des Gewissens, und der Schutzgeist warnender Umstände dem Manne zugerufen:
stoſs die Magd hinaus mit ihrem Sohne! Schon hab’ ich mein Herz ausgeschüttet, daſs der erste Grund zu der männlichen Anma- ſsung eines Vorzuges vor dem Weibe, in dem Gange aufzusuchen sei, den die Bildung des gesellschaftlichen Zustandes nahm. Ob die Art, wie die geselligen Keime sich bei den Menschen entwickelten, die einzig mögliche; oder ob unter mehreren möglichen die, auf
F 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0091"n="83"/>
sich, daſs unter Sklavinnen keine Rangord-<lb/>
nung Statt finde.</p><lb/><p>Die Geschichte der <hirendition="#i">Sara</hi> und <hirendition="#i">Hagar</hi> schei-<lb/>
net zu beweisen, daſs die Kebsweiberschaft<lb/>
nicht gleich anfänglich bloſs in dem eignen<lb/>
Belieben des Mannes gestanden, und daſs er<lb/>
anfänglich verpflichtet gewesen, die Genehmi-<lb/>
gung seiner Frau einzuholen, eh’ er sich ein<lb/>
Kebsweib beilegen konnte. Auch scheinet sich<lb/>
aus dieser Kebs-Geschichte zu ergeben, daſs<lb/>
dergleichen Contrakte nicht auf die ganze Le-<lb/>
bensdauer gegangen, und daſs oft noch vor<lb/>
Ablauf der contraktmäſsigen Zeit der Engel<lb/>
des Gewissens, und der Schutzgeist warnender<lb/>
Umstände dem Manne zugerufen:</p><lb/><p><hirendition="#i">stoſs die Magd hinaus mit ihrem Sohne!</hi><lb/>
Schon hab’ ich mein Herz ausgeschüttet, daſs<lb/>
der erste Grund zu der männlichen Anma-<lb/>ſsung eines Vorzuges vor dem Weibe, in dem<lb/>
Gange aufzusuchen sei, den die Bildung des<lb/>
gesellschaftlichen Zustandes nahm. Ob die<lb/>
Art, wie die geselligen Keime sich bei den<lb/>
Menschen entwickelten, die einzig mögliche;<lb/>
oder ob unter mehreren möglichen <hirendition="#i">die</hi>, auf<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 2</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[83/0091]
sich, daſs unter Sklavinnen keine Rangord-
nung Statt finde.
Die Geschichte der Sara und Hagar schei-
net zu beweisen, daſs die Kebsweiberschaft
nicht gleich anfänglich bloſs in dem eignen
Belieben des Mannes gestanden, und daſs er
anfänglich verpflichtet gewesen, die Genehmi-
gung seiner Frau einzuholen, eh’ er sich ein
Kebsweib beilegen konnte. Auch scheinet sich
aus dieser Kebs-Geschichte zu ergeben, daſs
dergleichen Contrakte nicht auf die ganze Le-
bensdauer gegangen, und daſs oft noch vor
Ablauf der contraktmäſsigen Zeit der Engel
des Gewissens, und der Schutzgeist warnender
Umstände dem Manne zugerufen:
stoſs die Magd hinaus mit ihrem Sohne!
Schon hab’ ich mein Herz ausgeschüttet, daſs
der erste Grund zu der männlichen Anma-
ſsung eines Vorzuges vor dem Weibe, in dem
Gange aufzusuchen sei, den die Bildung des
gesellschaftlichen Zustandes nahm. Ob die
Art, wie die geselligen Keime sich bei den
Menschen entwickelten, die einzig mögliche;
oder ob unter mehreren möglichen die, auf
F 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/91>, abgerufen am 13.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.