Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

warum sie nicht häufiger entwickelt werden?
sind das Fragen? Hat denn unser Geschlecht
einen so grossen Überfluss von edlen Seelen?
Nur selten ist die Ehre, womit Ulysses und
Aeneas, nicht von der unpartheiischen Göttin
der Gerechtigkeit,
sondern von dem oft sehr
partheiischen launigen Gott Apoll kanonisirt
wurden. Ohne Zweifel nahm Homer seine
Penelope[ - 1 Zeichen fehlt] Andromache, Nausikae, Arete aus
der Natur; und noch immer scheinen mir die
grössere Gleichheit des dienenden und herr-
schenden Standes, die gemeinschaftlichen Ar-
beiten der Weiber und der Sklavinnen, die
Vertraulichkeit die von dem Umstande kam,
dass sie unter einander aufgewachsen und er-
zogen waren, die Art der weiblichen Arbeit
und der Ertrag des Nutzens derselben jene
Zeit für die Weiber unendlich erträglicher ge-
macht zu haben, als die bleierne, in welche
das weibliche Geschlecht zu fallen das an-
scheinende Glück hatte, und welche leider!
noch nicht von ihm genommen ist. Im Hel-
denalter waren die Sitten, wie die Liebe (von
jeher lebten Liebe und Sitten in der genaue-

sten

warum sie nicht häufiger entwickelt werden?
sind das Fragen? Hat denn unser Geschlecht
einen so groſsen Überfluſs von edlen Seelen?
Nur selten ist die Ehre, womit Ulysses und
Aeneas, nicht von der unpartheiischen Göttin
der Gerechtigkeit,
sondern von dem oft sehr
partheiischen launigen Gott Apoll kanonisirt
wurden. Ohne Zweifel nahm Homer seine
Penelope[ – 1 Zeichen fehlt] Andromache, Nausikae, Arete aus
der Natur; und noch immer scheinen mir die
gröſsere Gleichheit des dienenden und herr-
schenden Standes, die gemeinschaftlichen Ar-
beiten der Weiber und der Sklavinnen, die
Vertraulichkeit die von dem Umstande kam,
daſs sie unter einander aufgewachsen und er-
zogen waren, die Art der weiblichen Arbeit
und der Ertrag des Nutzens derselben jene
Zeit für die Weiber unendlich erträglicher ge-
macht zu haben, als die bleierne, in welche
das weibliche Geschlecht zu fallen das an-
scheinende Glück hatte, und welche leider!
noch nicht von ihm genommen ist. Im Hel-
denalter waren die Sitten, wie die Liebe (von
jeher lebten Liebe und Sitten in der genaue-

sten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="64"/>
warum sie nicht häufiger entwickelt werden?<lb/>
sind das Fragen? Hat denn <hi rendition="#i">unser</hi> Geschlecht<lb/>
einen so gro&#x017F;sen Überflu&#x017F;s von edlen Seelen?<lb/>
Nur selten ist die Ehre, womit <hi rendition="#i">Ulysses</hi> und<lb/><hi rendition="#i">Aeneas,</hi> nicht von der unpartheiischen <hi rendition="#i">Göttin<lb/>
der Gerechtigkeit,</hi> sondern von dem oft sehr<lb/>
partheiischen launigen <hi rendition="#i">Gott Apoll</hi> kanonisirt<lb/>
wurden. Ohne Zweifel nahm <hi rendition="#i">Homer</hi> seine<lb/><hi rendition="#i">Penelope<gap unit="chars" quantity="1"/> Andromache, Nausikae, Arete</hi> aus<lb/>
der Natur; und noch immer scheinen mir die<lb/>
grö&#x017F;sere Gleichheit des dienenden und herr-<lb/>
schenden Standes, die gemeinschaftlichen Ar-<lb/>
beiten der Weiber und der Sklavinnen, die<lb/>
Vertraulichkeit die von dem Umstande kam,<lb/>
da&#x017F;s sie unter einander aufgewachsen und er-<lb/>
zogen waren, die Art der weiblichen Arbeit<lb/>
und der Ertrag des Nutzens derselben jene<lb/>
Zeit für die Weiber unendlich erträglicher ge-<lb/>
macht zu haben, als die bleierne, in welche<lb/>
das weibliche Geschlecht zu fallen das an-<lb/>
scheinende Glück hatte, und welche leider!<lb/>
noch nicht von ihm genommen ist. Im Hel-<lb/>
denalter waren die Sitten, wie die Liebe (von<lb/>
jeher lebten Liebe und Sitten in der genaue-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">sten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0072] warum sie nicht häufiger entwickelt werden? sind das Fragen? Hat denn unser Geschlecht einen so groſsen Überfluſs von edlen Seelen? Nur selten ist die Ehre, womit Ulysses und Aeneas, nicht von der unpartheiischen Göttin der Gerechtigkeit, sondern von dem oft sehr partheiischen launigen Gott Apoll kanonisirt wurden. Ohne Zweifel nahm Homer seine Penelope_ Andromache, Nausikae, Arete aus der Natur; und noch immer scheinen mir die gröſsere Gleichheit des dienenden und herr- schenden Standes, die gemeinschaftlichen Ar- beiten der Weiber und der Sklavinnen, die Vertraulichkeit die von dem Umstande kam, daſs sie unter einander aufgewachsen und er- zogen waren, die Art der weiblichen Arbeit und der Ertrag des Nutzens derselben jene Zeit für die Weiber unendlich erträglicher ge- macht zu haben, als die bleierne, in welche das weibliche Geschlecht zu fallen das an- scheinende Glück hatte, und welche leider! noch nicht von ihm genommen ist. Im Hel- denalter waren die Sitten, wie die Liebe (von jeher lebten Liebe und Sitten in der genaue- sten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/72
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/72>, abgerufen am 28.04.2024.