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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Gebote stehen, wie dem Hauptmann von Ka-
pernaum seine Knechte: -- spannt eure Sai-
ten tiefer, und lasst euch zu einer Kleinigkeit
herab; erfindet eine Kunst, vermittelst deren
unsere galanten Damen von der Last Kinder zu
gebären, befreiet werden können. Lasst Söh-
ne und Töchter wie Äpfel und Birnen wach-
sen; macht, dass sie wie Kohl verpflanzet wer-
den -- Sollten auch durch diese Erfindung in
den ersten Jahren (kein Meister fällt vom
Himmel) die politischen Volkszähler ein Mi-
nus
wahrnehmen; so würde doch selbst in
diesen Jahren der magern Kühe der Metall-
werth des menschlichen Geschlechtes Alles ins
Reine bringen, und Summa Summarum wäre
um so mehr ein unläugbares Plus, da der
Staat, anstatt aus Scheidemünze, aus Gliedern
von ächtem Schroot und Korn bestehen wür-
de! -- Was gilt ein Persisches Heer nach
Parasangen gemessen, gegen einen Macedoni-
schen Phalanx! Doch nein! ziehet eure Schuhe
aus, diese Stätte ist heilig. Den rechtmässig-
sten, den allerheiligsten in der Vernunft ge-
gründeten Ansprüchen der Menschen auf die

Mit-

Gebote stehen, wie dem Hauptmann von Ka-
pernaum seine Knechte: — spannt eure Sai-
ten tiefer, und laſst euch zu einer Kleinigkeit
herab; erfindet eine Kunst, vermittelst deren
unsere galanten Damen von der Last Kinder zu
gebären, befreiet werden können. Laſst Söh-
ne und Töchter wie Äpfel und Birnen wach-
sen; macht, daſs sie wie Kohl verpflanzet wer-
den — Sollten auch durch diese Erfindung in
den ersten Jahren (kein Meister fällt vom
Himmel) die politischen Volkszähler ein Mi-
nus
wahrnehmen; so würde doch selbst in
diesen Jahren der magern Kühe der Metall-
werth des menschlichen Geschlechtes Alles ins
Reine bringen, und Summa Summarum wäre
um so mehr ein unläugbares Plus, da der
Staat, anstatt aus Scheidemünze, aus Gliedern
von ächtem Schroot und Korn bestehen wür-
de! — Was gilt ein Persisches Heer nach
Parasangen gemessen, gegen einen Macedoni-
schen Phalanx! Doch nein! ziehet eure Schuhe
aus, diese Stätte ist heilig. Den rechtmäſsig-
sten, den allerheiligsten in der Vernunft ge-
gründeten Ansprüchen der Menschen auf die

Mit-
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[48/0056] Gebote stehen, wie dem Hauptmann von Ka- pernaum seine Knechte: — spannt eure Sai- ten tiefer, und laſst euch zu einer Kleinigkeit herab; erfindet eine Kunst, vermittelst deren unsere galanten Damen von der Last Kinder zu gebären, befreiet werden können. Laſst Söh- ne und Töchter wie Äpfel und Birnen wach- sen; macht, daſs sie wie Kohl verpflanzet wer- den — Sollten auch durch diese Erfindung in den ersten Jahren (kein Meister fällt vom Himmel) die politischen Volkszähler ein Mi- nus wahrnehmen; so würde doch selbst in diesen Jahren der magern Kühe der Metall- werth des menschlichen Geschlechtes Alles ins Reine bringen, und Summa Summarum wäre um so mehr ein unläugbares Plus, da der Staat, anstatt aus Scheidemünze, aus Gliedern von ächtem Schroot und Korn bestehen wür- de! — Was gilt ein Persisches Heer nach Parasangen gemessen, gegen einen Macedoni- schen Phalanx! Doch nein! ziehet eure Schuhe aus, diese Stätte ist heilig. Den rechtmäſsig- sten, den allerheiligsten in der Vernunft ge- gründeten Ansprüchen der Menschen auf die Mit-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/56>, abgerufen am 28.04.2024.