hülfen, die beiden Geschlechter von einander nicht unterschieden werden könnten. Oder sollten diese Klimate hier etwa der Entwicke- lung des weiblichen Körpers günstiger seyn? Mit nichten; ihr frühes Dahinwelken wider- spricht dieser Muthmassung: schon das drei- ssigste Jahr bedeckt sie mit Runzeln. Auch in gemässigtern Himmelsstrichen giebt es Ver- schiedenheiten in Rücksicht der Grösse, und unter ihnen Racen, die sich von den übrigen auszeichnen, so wie die Bewohner der Marsch- länder in der Regel grösser sind, als die Berg- bewohner, als ob die Natur diesen Menschen den Berg mit in Anschlag gebracht hätte -- und am Ende, was thut die Grösse?
Aber die Schwächlichkeit gegen den nervi- gen, eckigen, männlichen Körperbau gehalten! Freilich würde sie mehr beweisen; doch fürcht' ich, die Erfahrung sagt auch hier weniger, als wir sie sagen lassen -- Ehe wir die Feh- de beginnen, ist die Musterung der Heere nothwendig. Verabschieden wir unser elegan- tes, luftiges Völkchen, lässt das andere Ge- schlecht seine Damen der höheren Klassen
hülfen, die beiden Geschlechter von einander nicht unterschieden werden könnten. Oder sollten diese Klimate hier etwa der Entwicke- lung des weiblichen Körpers günstiger seyn? Mit nichten; ihr frühes Dahinwelken wider- spricht dieser Muthmaſsung: schon das drei- ſsigste Jahr bedeckt sie mit Runzeln. Auch in gemäſsigtern Himmelsstrichen giebt es Ver- schiedenheiten in Rücksicht der Gröſse, und unter ihnen Racen, die sich von den übrigen auszeichnen, so wie die Bewohner der Marsch- länder in der Regel gröſser sind, als die Berg- bewohner, als ob die Natur diesen Menschen den Berg mit in Anschlag gebracht hätte — und am Ende, was thut die Gröſse?
Aber die Schwächlichkeit gegen den nervi- gen, eckigen, männlichen Körperbau gehalten! Freilich würde sie mehr beweisen; doch fürcht’ ich, die Erfahrung sagt auch hier weniger, als wir sie sagen lassen — Ehe wir die Feh- de beginnen, ist die Musterung der Heere nothwendig. Verabschieden wir unser elegan- tes, luftiges Völkchen, läſst das andere Ge- schlecht seine Damen der höheren Klassen
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hülfen, die beiden Geschlechter von einander
nicht unterschieden werden könnten. Oder
sollten diese Klimate hier etwa der Entwicke-
lung des weiblichen Körpers günstiger seyn?
Mit nichten; ihr frühes Dahinwelken wider-
spricht dieser Muthmaſsung: schon das drei-
ſsigste Jahr bedeckt sie mit Runzeln. Auch
in gemäſsigtern Himmelsstrichen giebt es Ver-
schiedenheiten in Rücksicht der Gröſse, und
unter ihnen Racen, die sich von den übrigen
auszeichnen, so wie die Bewohner der Marsch-
länder in der Regel gröſser sind, als die Berg-
bewohner, als ob die Natur diesen Menschen
den Berg mit in Anschlag gebracht hätte —
und am Ende, was thut die Gröſse?
Aber die Schwächlichkeit gegen den nervi-
gen, eckigen, männlichen Körperbau gehalten!
Freilich würde sie mehr beweisen; doch fürcht’
ich, die Erfahrung sagt auch hier weniger,
als wir sie sagen lassen — Ehe wir die Feh-
de beginnen, ist die Musterung der Heere
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/48>, abgerufen am 24.11.2024.
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