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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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uns auf kalte Negociation einlassen wollten,
kein Gehör finden, können es noch weit we-
niger gegen uns auf ernsthaftere Schritte aus-
setzen -- Sie haben keinen Leonidas, keinen
Franklin, keinen Wafhington; sie sind keine
Spartaner, keine Schweizer, keine Amerkani-
sche Kolonisten:
können sie aber nicht dies
Alles haben? können sie nicht dies Alles seyn?
Maria Antonia und la Fayette sind zwei
gleich grosse Charaktere, die in der Franzö-
sischen Revolutions-Geschichte glänzen werden.
Eitelkeit und Furcht vor Schande sind gemei-
niglich die Basis von dem ganzen Muthe der
Männer; Temperament ist es bei den Wei-
bern. Eine Reihe von Jahrhunderten hatte
Europa nur Eine Gestalt. Despotismus und
Sklaverei, Unwissenheit und Barbarei herrsch-
ten überall; und warum sollten die Weiber
nach einer, wenn gleich langen, Unterdrük-
kung, nicht zu jenem Range erhoben werden
können, der ihnen als Menschen gebührt?
Ein grosser Theil unter ihnen scheint der
Ketten, die ihnen das Gesetz so vortheilhaft
schildert, müde, und fühlt einen unüberwind-

uns auf kalte Negociation einlassen wollten,
kein Gehör finden, können es noch weit we-
niger gegen uns auf ernsthaftere Schritte aus-
setzen — Sie haben keinen Leonidas, keinen
Franklin, keinen Wafhington; sie sind keine
Spartaner, keine Schweizer, keine Amerkani-
sche Kolonisten:
können sie aber nicht dies
Alles haben? können sie nicht dies Alles seyn?
Maria Antonia und la Fayette sind zwei
gleich groſse Charaktere, die in der Franzö-
sischen Revolutions-Geschichte glänzen werden.
Eitelkeit und Furcht vor Schande sind gemei-
niglich die Basis von dem ganzen Muthe der
Männer; Temperament ist es bei den Wei-
bern. Eine Reihe von Jahrhunderten hatte
Europa nur Eine Gestalt. Despotismus und
Sklaverei, Unwissenheit und Barbarei herrsch-
ten überall; und warum sollten die Weiber
nach einer, wenn gleich langen, Unterdrük-
kung, nicht zu jenem Range erhoben werden
können, der ihnen als Menschen gebührt?
Ein groſser Theil unter ihnen scheint der
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[402/0410] uns auf kalte Negociation einlassen wollten, kein Gehör finden, können es noch weit we- niger gegen uns auf ernsthaftere Schritte aus- setzen — Sie haben keinen Leonidas, keinen Franklin, keinen Wafhington; sie sind keine Spartaner, keine Schweizer, keine Amerkani- sche Kolonisten: können sie aber nicht dies Alles haben? können sie nicht dies Alles seyn? Maria Antonia und la Fayette sind zwei gleich groſse Charaktere, die in der Franzö- sischen Revolutions-Geschichte glänzen werden. Eitelkeit und Furcht vor Schande sind gemei- niglich die Basis von dem ganzen Muthe der Männer; Temperament ist es bei den Wei- bern. Eine Reihe von Jahrhunderten hatte Europa nur Eine Gestalt. Despotismus und Sklaverei, Unwissenheit und Barbarei herrsch- ten überall; und warum sollten die Weiber nach einer, wenn gleich langen, Unterdrük- kung, nicht zu jenem Range erhoben werden können, der ihnen als Menschen gebührt? Ein groſser Theil unter ihnen scheint der Ketten, die ihnen das Gesetz so vortheilhaft schildert, müde, und fühlt einen unüberwind-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/410>, abgerufen am 27.11.2024.