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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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wandelbare Launen des Despoten, seine Indi-
gestionen, seine Galle, seine Blähungen die
Stelle der Numas und Solone vertreten -- wer
mag da unter Anordnungen stehen? Es ist
schon unerträglich, auch dem besten Menschen
untergeben zu seyn, wenn er väterlich über
Menschen regieren will, die längst die Kinder-
schuhe auszogen! -- Seht! in dieser trau-
rigen Lage befindet sich das andere Geschlecht.
Jene Zeit ist nicht mehr, wo ewige Fehden
alles in beständiger Unruhe und Furcht erhiel-
ten, wo das Rauben eine Heldenthat schien,
und wo man durch Raufen zu Ehren kommen
wollte. Was ist aber ärger, seines Schicksals
gewiss seyn, oder unter dem Beistande des
Rechtes leiden? einem ganzen Geschlecht un-
ter der scheinheiligen Vorgabe des gemeinen
Bestens seine Rechte und Privilegien rauben?
oft thun als stände man unter dem Befeh-
le seiner Sklavin, und noch öfter wirklich
schon ihre Winke befolgen, und doch im
Ganzen ihr Tyrann seyn und bleiben? Scheint
nicht fast die Liebe aufzuhören, sich in eine
Herrschbegierde zu verwandeln, und diesen

wandelbare Launen des Despoten, seine Indi-
gestionen, seine Galle, seine Blähungen die
Stelle der Numas und Solone vertreten — wer
mag da unter Anordnungen stehen? Es ist
schon unerträglich, auch dem besten Menschen
untergeben zu seyn, wenn er väterlich über
Menschen regieren will, die längst die Kinder-
schuhe auszogen! — Seht! in dieser trau-
rigen Lage befindet sich das andere Geschlecht.
Jene Zeit ist nicht mehr, wo ewige Fehden
alles in beständiger Unruhe und Furcht erhiel-
ten, wo das Rauben eine Heldenthat schien,
und wo man durch Raufen zu Ehren kommen
wollte. Was ist aber ärger, seines Schicksals
gewiſs seyn, oder unter dem Beistande des
Rechtes leiden? einem ganzen Geschlecht un-
ter der scheinheiligen Vorgabe des gemeinen
Bestens seine Rechte und Privilegien rauben?
oft thun als stände man unter dem Befeh-
le seiner Sklavin, und noch öfter wirklich
schon ihre Winke befolgen, und doch im
Ganzen ihr Tyrann seyn und bleiben? Scheint
nicht fast die Liebe aufzuhören, sich in eine
Herrschbegierde zu verwandeln, und diesen

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[399/0407] wandelbare Launen des Despoten, seine Indi- gestionen, seine Galle, seine Blähungen die Stelle der Numas und Solone vertreten — wer mag da unter Anordnungen stehen? Es ist schon unerträglich, auch dem besten Menschen untergeben zu seyn, wenn er väterlich über Menschen regieren will, die längst die Kinder- schuhe auszogen! — Seht! in dieser trau- rigen Lage befindet sich das andere Geschlecht. Jene Zeit ist nicht mehr, wo ewige Fehden alles in beständiger Unruhe und Furcht erhiel- ten, wo das Rauben eine Heldenthat schien, und wo man durch Raufen zu Ehren kommen wollte. Was ist aber ärger, seines Schicksals gewiſs seyn, oder unter dem Beistande des Rechtes leiden? einem ganzen Geschlecht un- ter der scheinheiligen Vorgabe des gemeinen Bestens seine Rechte und Privilegien rauben? oft thun als stände man unter dem Befeh- le seiner Sklavin, und noch öfter wirklich schon ihre Winke befolgen, und doch im Ganzen ihr Tyrann seyn und bleiben? Scheint nicht fast die Liebe aufzuhören, sich in eine Herrschbegierde zu verwandeln, und diesen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/407>, abgerufen am 04.05.2024.