Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

jetzt von Geschlechtswegen, wo nicht interes-
siren, so doch Herzen gewinnen, wo nicht
angebetet, so doch geliebt werden wollen;
setzt sie über die Sinnlichkeit hinaus, und ih-
re Eitelkeit, ihre Neugierde, ihr jetziger Hang
zum Vergnügen werden sich veredeln -- sie
werden nicht aufhören, Weiber zu seyn; --
wie unglücklich wären wir, wenn sie das
könnten! -- nur werden sie aufhören, die
Weiber zu seyn, die sie jetzt sind -- Diese
Verwandlung wird uns heben, statt dass man
uns jetzt, wie jenen Elephantenleiter, fragen
könnte: bist du darum so trotzig, weil du
Thiere commandirst?
An uns ist der erste
Schritt, und nur von unserm bussfertigen Ent-
schlusse hängt es ab, diese Revolution zu be-
wirken. Werdet andere Männer, und Alles,
vorzüglich die Weiber, ist anders als jetzt.
Mit dem Masse mit dem wir sie messen, wer-
den sie uns wieder messen. Dienstfreund-
schaft!
Ist sie denn unserm Geschlechte ei-
gen? Nicht nur die Kraft, auch den Schein
verleugnen wir. Führen die Staatsdiener nicht
unter sich den dreissigjährigen Krieg? Der

A a 3

jetzt von Geschlechtswegen, wo nicht interes-
siren, so doch Herzen gewinnen, wo nicht
angebetet, so doch geliebt werden wollen;
setzt sie über die Sinnlichkeit hinaus, und ih-
re Eitelkeit, ihre Neugierde, ihr jetziger Hang
zum Vergnügen werden sich veredeln — sie
werden nicht aufhören, Weiber zu seyn; —
wie unglücklich wären wir, wenn sie das
könnten! — nur werden sie aufhören, die
Weiber zu seyn, die sie jetzt sind — Diese
Verwandlung wird uns heben, statt daſs man
uns jetzt, wie jenen Elephantenleiter, fragen
könnte: bist du darum so trotzig, weil du
Thiere commandirst?
An uns ist der erste
Schritt, und nur von unserm buſsfertigen Ent-
schlusse hängt es ab, diese Revolution zu be-
wirken. Werdet andere Männer, und Alles,
vorzüglich die Weiber, ist anders als jetzt.
Mit dem Maſse mit dem wir sie messen, wer-
den sie uns wieder messen. Dienstfreund-
schaft!
Ist sie denn unserm Geschlechte ei-
gen? Nicht nur die Kraft, auch den Schein
verleugnen wir. Führen die Staatsdiener nicht
unter sich den dreiſsigjährigen Krieg? Der

A a 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0381" n="373"/>
jetzt von Geschlechtswegen, wo nicht interes-<lb/>
siren, so doch Herzen gewinnen, wo nicht<lb/>
angebetet, so doch geliebt werden wollen;<lb/>
setzt sie über die Sinnlichkeit hinaus, und ih-<lb/>
re Eitelkeit, ihre Neugierde, ihr jetziger Hang<lb/>
zum Vergnügen werden sich veredeln &#x2014; sie<lb/>
werden nicht aufhören, Weiber zu seyn; &#x2014;<lb/>
wie unglücklich wären wir, wenn sie das<lb/>
könnten! &#x2014; nur werden sie aufhören, <hi rendition="#i">die</hi><lb/>
Weiber zu seyn, die sie jetzt sind &#x2014; Diese<lb/>
Verwandlung wird uns heben, statt da&#x017F;s man<lb/>
uns jetzt, wie jenen Elephantenleiter, fragen<lb/>
könnte: <hi rendition="#i">bist du darum so trotzig, weil du<lb/>
Thiere commandirst?</hi> An uns ist der erste<lb/>
Schritt, und nur von unserm bu&#x017F;sfertigen Ent-<lb/>
schlusse hängt es ab, diese Revolution zu be-<lb/>
wirken. Werdet andere Männer, und Alles,<lb/>
vorzüglich die Weiber, ist anders als jetzt.<lb/>
Mit dem Ma&#x017F;se mit dem wir sie messen, wer-<lb/>
den sie uns wieder messen. <hi rendition="#i">Dienstfreund-<lb/>
schaft!</hi> Ist sie denn unserm Geschlechte ei-<lb/>
gen? Nicht nur die Kraft, auch den Schein<lb/>
verleugnen wir. Führen die Staatsdiener nicht<lb/>
unter sich den drei&#x017F;sigjährigen Krieg? Der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 3</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[373/0381] jetzt von Geschlechtswegen, wo nicht interes- siren, so doch Herzen gewinnen, wo nicht angebetet, so doch geliebt werden wollen; setzt sie über die Sinnlichkeit hinaus, und ih- re Eitelkeit, ihre Neugierde, ihr jetziger Hang zum Vergnügen werden sich veredeln — sie werden nicht aufhören, Weiber zu seyn; — wie unglücklich wären wir, wenn sie das könnten! — nur werden sie aufhören, die Weiber zu seyn, die sie jetzt sind — Diese Verwandlung wird uns heben, statt daſs man uns jetzt, wie jenen Elephantenleiter, fragen könnte: bist du darum so trotzig, weil du Thiere commandirst? An uns ist der erste Schritt, und nur von unserm buſsfertigen Ent- schlusse hängt es ab, diese Revolution zu be- wirken. Werdet andere Männer, und Alles, vorzüglich die Weiber, ist anders als jetzt. Mit dem Maſse mit dem wir sie messen, wer- den sie uns wieder messen. Dienstfreund- schaft! Ist sie denn unserm Geschlechte ei- gen? Nicht nur die Kraft, auch den Schein verleugnen wir. Führen die Staatsdiener nicht unter sich den dreiſsigjährigen Krieg? Der A a 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/381
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/381>, abgerufen am 12.05.2024.