Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

geistige schliessen? und hat ein vierschrötiger
Tagelöhner die beste Anlage zum Generalsuper-
intendenten? -- Die vorzüglichsten Menschen
hatten schon oft die schwächlichsten Körper.
Eine grosse Seele hat selten einen handfesten
Leib zu seinem Gefährten gewählt; Freund Hume
und einige andere ausgenommen, waren grosse
Geister in der Regel klein und schwächlich --.
Was wohl leibet, heisst es in einem alten Sprich-
und wahren Worte, seelet oft übel. Selbst
Alexander und Friedrich II waren klein von
Körper, so wie Helden gewöhnlich nicht auf
grosse Statur Anspruch hatten. Oder wie?
haben Physiologen ausfindig gemacht, dass die
ursprüngliche weibliche Organisation die Wei-
ber zu subalternen Geschöpfen mache, ihnen
den Weg zu allem Edlen und Grossen vertrete,
und, wenn auch Jünglinge und Mädchen ei-
nerlei Unterricht empfingen, von einerlei Mo-
tiven zu ihrer Geistesbildung angetrieben wür-
den -- jene doch diese allemal überflügelten?
Wären diese Beobachtungen wahr und richtig,
so müsste man freilich glauben, auch wenn
man das gerade Gegentheil sähe -- Ei Lie-

ber!

geistige schlieſsen? und hat ein vierschrötiger
Tagelöhner die beste Anlage zum Generalsuper-
intendenten? — Die vorzüglichsten Menschen
hatten schon oft die schwächlichsten Körper.
Eine groſse Seele hat selten einen handfesten
Leib zu seinem Gefährten gewählt; Freund Hume
und einige andere ausgenommen, waren groſse
Geister in der Regel klein und schwächlich —.
Was wohl leibet, heiſst es in einem alten Sprich-
und wahren Worte, seelet oft übel. Selbst
Alexander und Friedrich II waren klein von
Körper, so wie Helden gewöhnlich nicht auf
groſse Statur Anspruch hatten. Oder wie?
haben Physiologen ausfindig gemacht, daſs die
ursprüngliche weibliche Organisation die Wei-
ber zu subalternen Geschöpfen mache, ihnen
den Weg zu allem Edlen und Groſsen vertrete,
und, wenn auch Jünglinge und Mädchen ei-
nerlei Unterricht empfingen, von einerlei Mo-
tiven zu ihrer Geistesbildung angetrieben wür-
den — jene doch diese allemal überflügelten?
Wären diese Beobachtungen wahr und richtig,
so müſste man freilich glauben, auch wenn
man das gerade Gegentheil sähe — Ei Lie-

ber!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="352"/>
geistige schlie&#x017F;sen? und hat ein vierschrötiger<lb/>
Tagelöhner die beste Anlage zum Generalsuper-<lb/>
intendenten? &#x2014; Die vorzüglichsten Menschen<lb/>
hatten schon oft die schwächlichsten Körper.<lb/>
Eine gro&#x017F;se Seele hat selten einen handfesten<lb/>
Leib zu seinem Gefährten gewählt; Freund <hi rendition="#i">Hume</hi><lb/>
und einige andere ausgenommen, waren gro&#x017F;se<lb/>
Geister in der Regel klein und schwächlich &#x2014;.<lb/>
Was wohl leibet, hei&#x017F;st es in einem alten Sprich-<lb/>
und wahren Worte, seelet oft übel. Selbst<lb/><hi rendition="#i">Alexander</hi> und <hi rendition="#i">Friedrich II</hi> waren klein von<lb/>
Körper, so wie Helden gewöhnlich nicht auf<lb/>
gro&#x017F;se Statur Anspruch hatten. Oder wie?<lb/>
haben Physiologen ausfindig gemacht, da&#x017F;s die<lb/>
ursprüngliche weibliche Organisation die Wei-<lb/>
ber zu subalternen Geschöpfen mache, ihnen<lb/>
den Weg zu allem Edlen und Gro&#x017F;sen vertrete,<lb/>
und, wenn auch Jünglinge und Mädchen ei-<lb/>
nerlei Unterricht empfingen, von einerlei Mo-<lb/>
tiven zu ihrer Geistesbildung angetrieben wür-<lb/>
den &#x2014; jene doch diese allemal überflügelten?<lb/>
Wären diese Beobachtungen wahr und richtig,<lb/>
so mü&#x017F;ste man freilich glauben, auch wenn<lb/>
man das gerade Gegentheil sähe &#x2014; Ei Lie-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ber!</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0360] geistige schlieſsen? und hat ein vierschrötiger Tagelöhner die beste Anlage zum Generalsuper- intendenten? — Die vorzüglichsten Menschen hatten schon oft die schwächlichsten Körper. Eine groſse Seele hat selten einen handfesten Leib zu seinem Gefährten gewählt; Freund Hume und einige andere ausgenommen, waren groſse Geister in der Regel klein und schwächlich —. Was wohl leibet, heiſst es in einem alten Sprich- und wahren Worte, seelet oft übel. Selbst Alexander und Friedrich II waren klein von Körper, so wie Helden gewöhnlich nicht auf groſse Statur Anspruch hatten. Oder wie? haben Physiologen ausfindig gemacht, daſs die ursprüngliche weibliche Organisation die Wei- ber zu subalternen Geschöpfen mache, ihnen den Weg zu allem Edlen und Groſsen vertrete, und, wenn auch Jünglinge und Mädchen ei- nerlei Unterricht empfingen, von einerlei Mo- tiven zu ihrer Geistesbildung angetrieben wür- den — jene doch diese allemal überflügelten? Wären diese Beobachtungen wahr und richtig, so müſste man freilich glauben, auch wenn man das gerade Gegentheil sähe — Ei Lie- ber!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/360
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/360>, abgerufen am 11.05.2024.