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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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schwiegenheit beschuldiget; allein unser Ge-
schlecht verdient diesen Vorwurf unendlich
mehr; -- wenn es voll süssen Weins oder ver-
liebt ist, fast immer, und auch oft dann,
wenn es sich weder durch Liebe noch durch
Wein erhitzt hat -- Nichts kann Manchen
zurückhalten, sogar seine selbsteigene Schan-
de zu entdecken -- Kein Soldat kann so be-
geistert von seinen Siegen erzählen, wie ein
Zierling (Elegant) von den seinigen. Hat man
nicht Mirabeau, dem goldenen Munde neue-
ster Zeit, den Vorwurf gemacht, dass er
nichts verschweigen können? Jene Weigerung
guter Menschen, Alles hören zu wollen, nur
keine Geheimnisse, beweiset, dass wenige
Menschen zu solchen Depositis sich Treue
genug zutrauen. Viele unseres Geschlechtes
haben so viel selbsteigene Geheimnisse zu
bewahren, dass sie sich mit fremden Deposi-
tis nicht füglich befassen können; viele sind
niedrig genug, Depositen-Gebühren auf eine
unverschämte Weise zu verlangen -- Wer
sich selbst nicht treu ist, und seine eigenen
Unthaten unter die Leute zu bringen für un-

schwiegenheit beschuldiget; allein unser Ge-
schlecht verdient diesen Vorwurf unendlich
mehr; — wenn es voll süſsen Weins oder ver-
liebt ist, fast immer, und auch oft dann,
wenn es sich weder durch Liebe noch durch
Wein erhitzt hat — Nichts kann Manchen
zurückhalten, sogar seine selbsteigene Schan-
de zu entdecken — Kein Soldat kann so be-
geistert von seinen Siegen erzählen, wie ein
Zierling (Élégant) von den seinigen. Hat man
nicht Mirabeau, dem goldenen Munde neue-
ster Zeit, den Vorwurf gemacht, daſs er
nichts verschweigen können? Jene Weigerung
guter Menschen, Alles hören zu wollen, nur
keine Geheimnisse, beweiset, daſs wenige
Menschen zu solchen Depositis sich Treue
genug zutrauen. Viele unseres Geschlechtes
haben so viel selbsteigene Geheimnisse zu
bewahren, daſs sie sich mit fremden Deposi-
tis nicht füglich befassen können; viele sind
niedrig genug, Depositen-Gebühren auf eine
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[310/0318] schwiegenheit beschuldiget; allein unser Ge- schlecht verdient diesen Vorwurf unendlich mehr; — wenn es voll süſsen Weins oder ver- liebt ist, fast immer, und auch oft dann, wenn es sich weder durch Liebe noch durch Wein erhitzt hat — Nichts kann Manchen zurückhalten, sogar seine selbsteigene Schan- de zu entdecken — Kein Soldat kann so be- geistert von seinen Siegen erzählen, wie ein Zierling (Élégant) von den seinigen. Hat man nicht Mirabeau, dem goldenen Munde neue- ster Zeit, den Vorwurf gemacht, daſs er nichts verschweigen können? Jene Weigerung guter Menschen, Alles hören zu wollen, nur keine Geheimnisse, beweiset, daſs wenige Menschen zu solchen Depositis sich Treue genug zutrauen. Viele unseres Geschlechtes haben so viel selbsteigene Geheimnisse zu bewahren, daſs sie sich mit fremden Deposi- tis nicht füglich befassen können; viele sind niedrig genug, Depositen-Gebühren auf eine unverschämte Weise zu verlangen — Wer sich selbst nicht treu ist, und seine eigenen Unthaten unter die Leute zu bringen für un-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/318>, abgerufen am 22.11.2024.