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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Weiber als Mütter, als Hausfrauen, wissen
müssen, dem besondern Unterricht; und Alles
wird zur Ordnung der Natur zurückkehren.
Noch lange ist Erziehung nicht das, was sie
seyn könnte und sollte. Nur sehr spät fiel
man auf das, womit man hätte anfangen sol-
len: den Zweck der Erziehung zu bestimmen,
das Ziel aufzusuchen und seinen Lauf darnach
zu richten. Statt dass wir sonst, wie irrende
Schafe, ohne Plan und Regel in das Weite
liefen, sei es unsere erste Sorge, heimzukehren
zu der Natur und nicht ausser uns uns selbst
zu suchen! -- Was hülf' es dem Menschen,
wenn er die ganze Welt gewönne und an sich
selbst Schaden litte! -- Ohne jenen Zweck
der Erziehung zerreisst das Band, welches alle
einzelne Theile zusammen hält -- und in Kin-
dern liegt das Reich Gottes. --

Zwar hat man in unsern Tagen angefan-
gen, dies wichtige Staatsbedürfniss zu beher-
zigen; aber auch kaum nur angefangen. Die
Staaten und ihre Repräsentanten selbst, deren
erstes und wichtiges Interesse die Erziehung
ist, scheinen dieses Bedürfniss entweder noch

Weiber als Mütter, als Hausfrauen, wissen
müssen, dem besondern Unterricht; und Alles
wird zur Ordnung der Natur zurückkehren.
Noch lange ist Erziehung nicht das, was sie
seyn könnte und sollte. Nur sehr spät fiel
man auf das, womit man hätte anfangen sol-
len: den Zweck der Erziehung zu bestimmen,
das Ziel aufzusuchen und seinen Lauf darnach
zu richten. Statt daſs wir sonst, wie irrende
Schafe, ohne Plan und Regel in das Weite
liefen, sei es unsere erste Sorge, heimzukehren
zu der Natur und nicht auſser uns uns selbst
zu suchen! — Was hülf’ es dem Menschen,
wenn er die ganze Welt gewönne und an sich
selbst Schaden litte! — Ohne jenen Zweck
der Erziehung zerreiſst das Band, welches alle
einzelne Theile zusammen hält — und in Kin-
dern liegt das Reich Gottes. —

Zwar hat man in unsern Tagen angefan-
gen, dies wichtige Staatsbedürfniſs zu beher-
zigen; aber auch kaum nur angefangen. Die
Staaten und ihre Repräsentanten selbst, deren
erstes und wichtiges Interesse die Erziehung
ist, scheinen dieses Bedürfniſs entweder noch

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[214/0222] Weiber als Mütter, als Hausfrauen, wissen müssen, dem besondern Unterricht; und Alles wird zur Ordnung der Natur zurückkehren. Noch lange ist Erziehung nicht das, was sie seyn könnte und sollte. Nur sehr spät fiel man auf das, womit man hätte anfangen sol- len: den Zweck der Erziehung zu bestimmen, das Ziel aufzusuchen und seinen Lauf darnach zu richten. Statt daſs wir sonst, wie irrende Schafe, ohne Plan und Regel in das Weite liefen, sei es unsere erste Sorge, heimzukehren zu der Natur und nicht auſser uns uns selbst zu suchen! — Was hülf’ es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und an sich selbst Schaden litte! — Ohne jenen Zweck der Erziehung zerreiſst das Band, welches alle einzelne Theile zusammen hält — und in Kin- dern liegt das Reich Gottes. — Zwar hat man in unsern Tagen angefan- gen, dies wichtige Staatsbedürfniſs zu beher- zigen; aber auch kaum nur angefangen. Die Staaten und ihre Repräsentanten selbst, deren erstes und wichtiges Interesse die Erziehung ist, scheinen dieses Bedürfniſs entweder noch

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/222>, abgerufen am 25.11.2024.