auf eine kleine Rolle zurückgesetzt werden und aus Staatsräthen in Schreiber zusammen schrumpfen! -- Ich setze wenig oder nichts von Menschenübeln auf Rechnung der Fürsten; gewiss das Meiste gehört auf das Conto der Minister, die nicht schwach nicht stark, nicht kalt nicht warm, sondern unentschlossen und lau sind, sich von jedem Winde hin und her treiben lassen, Jeden um seine Meinung be- fragen und, wenn sie deren unzählige gesam- melt haben, nicht wissen, wozu sie sich ent- schliessen sollen. -- Wer selbst keine Mei- nung hat -- wie kann der aus so vielen die beste finden? Hierzu kommt, dass Gemäch- lichkeit und ewiger Hang zum Vergnügen sie noch stumpfer machen -- Sie kommen nicht aus den Beten heraus, die sie abzuspielen ha- ben! -- Noch ärger sind die, welche nicht über ihren theoretischen Leisten gehen, immer Schuster bleiben, die sie sind, und in armse- liger Pedanterie Trost suchen und finden, wenn ihnen nichts einschlägt -- Was kön- nen wir dafür, dass der Staat, den wir zu re- gieren haben, sich nicht nach unserem Orbis
auf eine kleine Rolle zurückgesetzt werden und aus Staatsräthen in Schreiber zusammen schrumpfen! — Ich setze wenig oder nichts von Menschenübeln auf Rechnung der Fürsten; gewiſs das Meiste gehört auf das Conto der Minister, die nicht schwach nicht stark, nicht kalt nicht warm, sondern unentschlossen und lau sind, sich von jedem Winde hin und her treiben lassen, Jeden um seine Meinung be- fragen und, wenn sie deren unzählige gesam- melt haben, nicht wissen, wozu sie sich ent- schlieſsen sollen. — Wer selbst keine Mei- nung hat — wie kann der aus so vielen die beste finden? Hierzu kommt, daſs Gemäch- lichkeit und ewiger Hang zum Vergnügen sie noch stumpfer machen — Sie kommen nicht aus den Bêten heraus, die sie abzuspielen ha- ben! — Noch ärger sind die, welche nicht über ihren theoretischen Leisten gehen, immer Schuster bleiben, die sie sind, und in armse- liger Pedanterie Trost suchen und finden, wenn ihnen nichts einschlägt — Was kön- nen wir dafür, daſs der Staat, den wir zu re- gieren haben, sich nicht nach unserem Orbis
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[203/0211]
auf eine kleine Rolle zurückgesetzt werden
und aus Staatsräthen in Schreiber zusammen
schrumpfen! — Ich setze wenig oder nichts
von Menschenübeln auf Rechnung der Fürsten;
gewiſs das Meiste gehört auf das Conto der
Minister, die nicht schwach nicht stark, nicht
kalt nicht warm, sondern unentschlossen und
lau sind, sich von jedem Winde hin und her
treiben lassen, Jeden um seine Meinung be-
fragen und, wenn sie deren unzählige gesam-
melt haben, nicht wissen, wozu sie sich ent-
schlieſsen sollen. — Wer selbst keine Mei-
nung hat — wie kann der aus so vielen die
beste finden? Hierzu kommt, daſs Gemäch-
lichkeit und ewiger Hang zum Vergnügen sie
noch stumpfer machen — Sie kommen nicht
aus den Bêten heraus, die sie abzuspielen ha-
ben! — Noch ärger sind die, welche nicht
über ihren theoretischen Leisten gehen, immer
Schuster bleiben, die sie sind, und in armse-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/211>, abgerufen am 23.11.2024.
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