tigten Herren dienen nicht dem Staate, son- dern der Staat dient ihnen -- Der Weise, der diesem Staatsspiele näher tritt und dessen joujou bis auf sein Schach kennt, überzeugt sich, dass Ein Kopf hinreichend ist, dies Al- les zu lenken. Waren nicht schon Petrus und Paulus streitig? Ist nicht Ein Kopf ver- mögender, das Ganze zusammen zu halten und zu übersehen? Man verlangt sonach nicht ohne Grund Einen Principalmeister; wo aber Einer zu finden? Wer wird die Selbst- verleugnung haben, die vielen Künste zu ver- lassen und der Natur zu huldigen? wer den Wortsturm aufgeben, das brausende Meer be- dräuen, und zur Stille des Denkens und Han- delns eingehen? Wer, ohne zu befürchten, dass er beim Fürsten und beim Volke verlie- re --? Das Volk wird durch den Schein dieser fast übermenschlichen Anstrengung hin- tergangen, und der Fürst desgleichen, der, wenn es nicht so viel Schweiss kostete, sich gewiss näher mit diesen Staatsarbeiten bekannt machen würde -- und da möchten denn die hohen und nächsten Staatsgehülfen sehr leicht
tigten Herren dienen nicht dem Staate, son- dern der Staat dient ihnen — Der Weise, der diesem Staatsspiele näher tritt und dessen joujou bis auf sein Schach kennt, überzeugt sich, daſs Ein Kopf hinreichend ist, dies Al- les zu lenken. Waren nicht schon Petrus und Paulus streitig? Ist nicht Ein Kopf ver- mögender, das Ganze zusammen zu halten und zu übersehen? Man verlangt sonach nicht ohne Grund Einen Principalmeister; wo aber Einer zu finden? Wer wird die Selbst- verleugnung haben, die vielen Künste zu ver- lassen und der Natur zu huldigen? wer den Wortsturm aufgeben, das brausende Meer be- dräuen, und zur Stille des Denkens und Han- delns eingehen? Wer, ohne zu befürchten, daſs er beim Fürsten und beim Volke verlie- re —? Das Volk wird durch den Schein dieser fast übermenschlichen Anstrengung hin- tergangen, und der Fürst desgleichen, der, wenn es nicht so viel Schweiſs kostete, sich gewiſs näher mit diesen Staatsarbeiten bekannt machen würde — und da möchten denn die hohen und nächsten Staatsgehülfen sehr leicht
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[202/0210]
tigten Herren dienen nicht dem Staate, son-
dern der Staat dient ihnen — Der Weise,
der diesem Staatsspiele näher tritt und dessen
joujou bis auf sein Schach kennt, überzeugt
sich, daſs Ein Kopf hinreichend ist, dies Al-
les zu lenken. Waren nicht schon Petrus
und Paulus streitig? Ist nicht Ein Kopf ver-
mögender, das Ganze zusammen zu halten
und zu übersehen? Man verlangt sonach
nicht ohne Grund Einen Principalmeister; wo
aber Einer zu finden? Wer wird die Selbst-
verleugnung haben, die vielen Künste zu ver-
lassen und der Natur zu huldigen? wer den
Wortsturm aufgeben, das brausende Meer be-
dräuen, und zur Stille des Denkens und Han-
delns eingehen? Wer, ohne zu befürchten,
daſs er beim Fürsten und beim Volke verlie-
re —? Das Volk wird durch den Schein
dieser fast übermenschlichen Anstrengung hin-
tergangen, und der Fürst desgleichen, der,
wenn es nicht so viel Schweiſs kostete, sich
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machen würde — und da möchten denn die
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/210>, abgerufen am 23.11.2024.
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