tion von Menschen sein Zutrauen verloren ha- ben mochte, setzt, wie alle grosse Thäter, sein Zutrauen auf Erziehung, und weiset in seinem Posthumus Travail sur l'education pu- blique, die sein Arzt und Freund Cabanis her- ausgab, das Frauenzimmer zur Häuslichkeit und zu stillen, sanften Tugenden an, (ist denn nicht jede Tugend sanft und still?) worauf das Glück der Familien, und am En- de das Glück des Staates so sehr beruhe. Oh- ne mich in den Streit einzulassen, der über den Grafen und Nichtgrafen Mirabeau von Freunden und Feinden übertrieben worden, sei es mir erlaubt, der Behauptung zu wider- sprechen, dass Jemand in seinem Privatleben ein elender Mensch, dagegen doch der tugend- hafteste Bürger und der höchste Grad dessel- ben, ein geschickter Officiant, seyn könne. Ein Mensch, der gegen Alles gleichgültig zu seyn vermag, was gut oder böse, gerecht oder ungerecht ist, ein nicht rechtschaffener Mensch, kann kein rechtschaffener Bürger seyn. Horaz sagt: nur Jupiter gehe über den Weisen; der Weise sei reich, frei, gerecht, ein König al-
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tion von Menschen sein Zutrauen verloren ha- ben mochte, setzt, wie alle groſse Thäter, sein Zutrauen auf Erziehung, und weiset in seinem Posthumus Travail sur l’éducation pu- blique, die sein Arzt und Freund Cabanis her- ausgab, das Frauenzimmer zur Häuslichkeit und zu stillen, sanften Tugenden an, (ist denn nicht jede Tugend sanft und still?) worauf das Glück der Familien, und am En- de das Glück des Staates so sehr beruhe. Oh- ne mich in den Streit einzulassen, der über den Grafen und Nichtgrafen Mirabeau von Freunden und Feinden übertrieben worden, sei es mir erlaubt, der Behauptung zu wider- sprechen, daſs Jemand in seinem Privatleben ein elender Mensch, dagegen doch der tugend- hafteste Bürger und der höchste Grad dessel- ben, ein geschickter Officiant, seyn könne. Ein Mensch, der gegen Alles gleichgültig zu seyn vermag, was gut oder böse, gerecht oder ungerecht ist, ein nicht rechtschaffener Mensch, kann kein rechtschaffener Bürger seyn. Horaz sagt: nur Jupiter gehe über den Weisen; der Weise sei reich, frei, gerecht, ein König al-
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tion von Menschen sein Zutrauen verloren ha-
ben mochte, setzt, wie alle groſse Thäter,
sein Zutrauen auf Erziehung, und weiset in
seinem Posthumus Travail sur l’éducation pu-
blique, die sein Arzt und Freund Cabanis her-
ausgab, das Frauenzimmer zur Häuslichkeit
und zu stillen, sanften Tugenden an, (ist
denn nicht jede Tugend sanft und still?)
worauf das Glück der Familien, und am En-
de das Glück des Staates so sehr beruhe. Oh-
ne mich in den Streit einzulassen, der über
den Grafen und Nichtgrafen Mirabeau von
Freunden und Feinden übertrieben worden,
sei es mir erlaubt, der Behauptung zu wider-
sprechen, daſs Jemand in seinem Privatleben
ein elender Mensch, dagegen doch der tugend-
hafteste Bürger und der höchste Grad dessel-
ben, ein geschickter Officiant, seyn könne.
Ein Mensch, der gegen Alles gleichgültig zu
seyn vermag, was gut oder böse, gerecht oder
ungerecht ist, ein nicht rechtschaffener Mensch,
kann kein rechtschaffener Bürger seyn. Horaz
sagt: nur Jupiter gehe über den Weisen; der
Weise sei reich, frei, gerecht, ein König al-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/203>, abgerufen am 23.11.2024.
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