Keinem anderen als einem Deutschen konn- te wohl ein solches Buch einfallen!
Auch unter den Franzosen gab es Sonder- linge, die, wenn sie gleich freilich nicht mit der Thür ins Haus fielen, und an keine bür- gerliche Verbesserung des schönen Geschlech- tes dachten, ihm doch ein anderes Verhältniss anwiesen. Ich habe geglaubt, man müsse dem Übel die Wurzel nehmen und den Staat nicht aus dem Spiele lassen.
Frankreich, wo jetzt alles gleich ist, liess unser Geschlecht unangetastet.
Unverzeihlich! wie konnte ein Volk, das (wie weiland Voltaire par et pour die Komö- dianten lebte) par et pour das schöne Ge- schlecht existirt bei der weltgepriesenen allge- meinen Gleichheit ein Geschlecht vernachlässi- gen, das eine Königin hat, derengleichen es gewiss wenige in der Welt gab. --
Wenn ich nur selbst wüsste, wie ich mich hier ins Mittel legen könnte, um aus diesem excellenten Handel mit Ehren herauszukom- men! -- Wohlan! ich will den gegenwärti- gen Weltlauf der Damen copiren, die in Ei-
Keinem anderen als einem Deutschen konn- te wohl ein solches Buch einfallen!
Auch unter den Franzosen gab es Sonder- linge, die, wenn sie gleich freilich nicht mit der Thür ins Haus fielen, und an keine bür- gerliche Verbesserung des schönen Geschlech- tes dachten, ihm doch ein anderes Verhältniſs anwiesen. Ich habe geglaubt, man müsse dem Übel die Wurzel nehmen und den Staat nicht aus dem Spiele lassen.
Frankreich, wo jetzt alles gleich ist, lieſs unser Geschlecht unangetastet.
Unverzeihlich! wie konnte ein Volk, das (wie weiland Voltaire par et pour die Komö- dianten lebte) par et pour das schöne Ge- schlecht existirt bei der weltgepriesenen allge- meinen Gleichheit ein Geschlecht vernachlässi- gen, das eine Königin hat, derengleichen es gewiſs wenige in der Welt gab. —
Wenn ich nur selbst wüſste, wie ich mich hier ins Mittel legen könnte, um aus diesem excellenten Handel mit Ehren herauszukom- men! — Wohlan! ich will den gegenwärti- gen Weltlauf der Damen copiren, die in Ei-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0020"n="12"/><p><hirendition="#i">Keinem anderen als einem Deutschen konn-<lb/>
te wohl ein solches Buch einfallen!</hi></p><lb/><p>Auch unter den Franzosen gab es Sonder-<lb/>
linge, die, wenn sie gleich freilich nicht mit<lb/>
der Thür ins Haus fielen, und an keine bür-<lb/>
gerliche Verbesserung des schönen Geschlech-<lb/>
tes dachten, ihm doch ein anderes Verhältniſs<lb/>
anwiesen. Ich habe geglaubt, man müsse<lb/>
dem Übel die Wurzel nehmen und den Staat<lb/>
nicht aus dem Spiele lassen.</p><lb/><p><hirendition="#i">Frankreich, wo jetzt alles gleich ist, lieſs<lb/>
unser Geschlecht unangetastet.</hi></p><lb/><p>Unverzeihlich! wie konnte ein Volk, das<lb/>
(wie weiland <hirendition="#i">Voltaire par et pour</hi> die Komö-<lb/>
dianten lebte) <hirendition="#i">par et pour</hi> das schöne Ge-<lb/>
schlecht existirt bei der weltgepriesenen allge-<lb/>
meinen Gleichheit ein Geschlecht vernachlässi-<lb/>
gen, das eine Königin hat, derengleichen es<lb/>
gewiſs wenige in der Welt gab. —</p><lb/><p>Wenn ich nur selbst wüſste, wie ich mich<lb/>
hier ins Mittel legen könnte, um aus diesem<lb/><hirendition="#i">excellenten</hi> Handel mit Ehren herauszukom-<lb/>
men! — Wohlan! ich will den gegenwärti-<lb/>
gen Weltlauf der Damen copiren, die in Ei-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[12/0020]
Keinem anderen als einem Deutschen konn-
te wohl ein solches Buch einfallen!
Auch unter den Franzosen gab es Sonder-
linge, die, wenn sie gleich freilich nicht mit
der Thür ins Haus fielen, und an keine bür-
gerliche Verbesserung des schönen Geschlech-
tes dachten, ihm doch ein anderes Verhältniſs
anwiesen. Ich habe geglaubt, man müsse
dem Übel die Wurzel nehmen und den Staat
nicht aus dem Spiele lassen.
Frankreich, wo jetzt alles gleich ist, lieſs
unser Geschlecht unangetastet.
Unverzeihlich! wie konnte ein Volk, das
(wie weiland Voltaire par et pour die Komö-
dianten lebte) par et pour das schöne Ge-
schlecht existirt bei der weltgepriesenen allge-
meinen Gleichheit ein Geschlecht vernachlässi-
gen, das eine Königin hat, derengleichen es
gewiſs wenige in der Welt gab. —
Wenn ich nur selbst wüſste, wie ich mich
hier ins Mittel legen könnte, um aus diesem
excellenten Handel mit Ehren herauszukom-
men! — Wohlan! ich will den gegenwärti-
gen Weltlauf der Damen copiren, die in Ei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/20>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.