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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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ner obrigkeitlichen Sitzung forschen muss! und
welch eine Übertretung des vierten Gebotes,
dass ein Sohn seine Mutter durch eine Un-
wahrheit vorsetzlich zu einem weiblichen Auf-
lauf bei der National-Versammlung missleiten
konnte, der sich entschloss, (ohne Zweifel in
besserer Form und Ordnung als die Parisi-
schen Fischweiber) wider das vermeintliche De-
kret, dass ein Mann zwei Weiber haben kön-
ne, zu protestiren. Es heisst, Papirius habe
von Stund' an, und nach diesem examine ri-
goroso
ein Patent als ordentlicher Beisitzer des
hohen Rathes erhalten, und dagegen sei allen
übrigen Auscultatoren und Referendarien der
Zutritt zu den Raths-Sessionen untersagt wor-
den! Freilich verdienten solche altkluge, auf
Treibhäusern gezogene Kenntnisse des Papirius,
und ein so stattlicher Mutterbetrug, Aufmun-
terung und Belohnung! -- Sollten indess alle
jene so übermässige Wohlthaten nicht unter
Einen Hut zu bringen seyn? Wir können
in Ansehung dessen, was in anderen Fällen
geschieht, wo nicht schon sicher wissen, so
doch mit Zuverlässigkeit vermuthen, mit was

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ner obrigkeitlichen Sitzung forschen muſs! und
welch eine Übertretung des vierten Gebotes,
daſs ein Sohn seine Mutter durch eine Un-
wahrheit vorsetzlich zu einem weiblichen Auf-
lauf bei der National-Versammlung miſsleiten
konnte, der sich entschloſs, (ohne Zweifel in
besserer Form und Ordnung als die Parisi-
schen Fischweiber) wider das vermeintliche De-
kret, daſs ein Mann zwei Weiber haben kön-
ne, zu protestiren. Es heiſst, Papirius habe
von Stund’ an, und nach diesem examine ri-
goroso
ein Patent als ordentlicher Beisitzer des
hohen Rathes erhalten, und dagegen sei allen
übrigen Auscultatoren und Referendarien der
Zutritt zu den Raths-Sessionen untersagt wor-
den! Freilich verdienten solche altkluge, auf
Treibhäusern gezogene Kenntnisse des Papirius,
und ein so stattlicher Mutterbetrug, Aufmun-
terung und Belohnung! — Sollten indeſs alle
jene so übermäſsige Wohlthaten nicht unter
Einen Hut zu bringen seyn? Wir können
in Ansehung dessen, was in anderen Fällen
geschieht, wo nicht schon sicher wissen, so
doch mit Zuverlässigkeit vermuthen, mit was

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[161/0169] ner obrigkeitlichen Sitzung forschen muſs! und welch eine Übertretung des vierten Gebotes, daſs ein Sohn seine Mutter durch eine Un- wahrheit vorsetzlich zu einem weiblichen Auf- lauf bei der National-Versammlung miſsleiten konnte, der sich entschloſs, (ohne Zweifel in besserer Form und Ordnung als die Parisi- schen Fischweiber) wider das vermeintliche De- kret, daſs ein Mann zwei Weiber haben kön- ne, zu protestiren. Es heiſst, Papirius habe von Stund’ an, und nach diesem examine ri- goroso ein Patent als ordentlicher Beisitzer des hohen Rathes erhalten, und dagegen sei allen übrigen Auscultatoren und Referendarien der Zutritt zu den Raths-Sessionen untersagt wor- den! Freilich verdienten solche altkluge, auf Treibhäusern gezogene Kenntnisse des Papirius, und ein so stattlicher Mutterbetrug, Aufmun- terung und Belohnung! — Sollten indeſs alle jene so übermäſsige Wohlthaten nicht unter Einen Hut zu bringen seyn? Wir können in Ansehung dessen, was in anderen Fällen geschieht, wo nicht schon sicher wissen, so doch mit Zuverlässigkeit vermuthen, mit was L

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/169>, abgerufen am 27.04.2024.