Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

gegen seine Gemahlin Theodora unleugbar,
die weiland eine Komödiantin war, und der
er nicht wenig Einfluss in die Regierungs-
geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei-
ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte.
Warum gab Justinian seinen Liebesgrillen
nicht eine andere Richtung? Wie sehr über-
traf ihn Franz der Erste, glorwürdigen Anden-
kens, der zuerst die Sitte begann, dass Damen
an den Hof kamen, als wodurch das, was
man Hof nennt, eigentlich erschaffen ward!
Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und
Turniere angestellt, und Franz des Ersten herz-
brechendes Sinnbild war ein Salamander in
den Flammen, als ob er nicht anders als in
der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen
Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe-
beförderer auf, und gern war er ein allezeit
fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf
er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis-
sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen
legte er ihrer Zunge von seinem Salamander-
feuer Geist und Flamme bei. Freilich war
auch sein Gang kein Richtsteig; doch -- kam

gegen seine Gemahlin Theodora unleugbar,
die weiland eine Komödiantin war, und der
er nicht wenig Einfluſs in die Regierungs-
geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei-
ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte.
Warum gab Justinian seinen Liebesgrillen
nicht eine andere Richtung? Wie sehr über-
traf ihn Franz der Erste, glorwürdigen Anden-
kens, der zuerst die Sitte begann, daſs Damen
an den Hof kamen, als wodurch das, was
man Hof nennt, eigentlich erschaffen ward!
Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und
Turniere angestellt, und Franz des Ersten herz-
brechendes Sinnbild war ein Salamander in
den Flammen, als ob er nicht anders als in
der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen
Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe-
beförderer auf, und gern war er ein allezeit
fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf
er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis-
sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen
legte er ihrer Zunge von seinem Salamander-
feuer Geist und Flamme bei. Freilich war
auch sein Gang kein Richtsteig; doch — kam

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="152"/>
gegen seine Gemahlin <hi rendition="#i">Theodora</hi> unleugbar,<lb/>
die weiland eine Komödiantin war, und der<lb/>
er nicht wenig Einflu&#x017F;s in die Regierungs-<lb/>
geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei-<lb/>
ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte.<lb/>
Warum gab <hi rendition="#i">Justinian</hi> seinen Liebesgrillen<lb/>
nicht eine andere Richtung? Wie sehr über-<lb/>
traf ihn <hi rendition="#i">Franz der Erste</hi>, glorwürdigen Anden-<lb/>
kens, der zuerst die Sitte begann, da&#x017F;s Damen<lb/>
an den Hof kamen, als wodurch das, was<lb/>
man <hi rendition="#i">Hof</hi> nennt, eigentlich erschaffen ward!<lb/>
Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und<lb/>
Turniere angestellt, und <hi rendition="#i">Franz des Ersten</hi> herz-<lb/>
brechendes Sinnbild war ein Salamander in<lb/>
den Flammen, als ob er nicht anders als in<lb/>
der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen<lb/>
Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe-<lb/>
beförderer auf, und gern war er ein allezeit<lb/>
fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf<lb/>
er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis-<lb/>
sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen<lb/>
legte er ihrer Zunge von seinem Salamander-<lb/>
feuer Geist und Flamme bei. Freilich war<lb/>
auch sein Gang kein Richtsteig; doch &#x2014; kam<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0160] gegen seine Gemahlin Theodora unleugbar, die weiland eine Komödiantin war, und der er nicht wenig Einfluſs in die Regierungs- geschäfte, ja, wenn man will, in das Allerhei- ligste derselben, die Gesetzgebung, einräumte. Warum gab Justinian seinen Liebesgrillen nicht eine andere Richtung? Wie sehr über- traf ihn Franz der Erste, glorwürdigen Anden- kens, der zuerst die Sitte begann, daſs Damen an den Hof kamen, als wodurch das, was man Hof nennt, eigentlich erschaffen ward! Ihnen zu Ehren wurden Bälle, Komödien und Turniere angestellt, und Franz des Ersten herz- brechendes Sinnbild war ein Salamander in den Flammen, als ob er nicht anders als in der Liebesgluth leben könnte. Bei seinen Hofleuten warf er sich zum Werber und Ehe- beförderer auf, und gern war er ein allezeit fertiger Fürsprecher bei ihren Schönen. Traf er ein verliebtes Paar, so verlangte er zu wis- sen, was es sich sagte, und mit Vergnügen legte er ihrer Zunge von seinem Salamander- feuer Geist und Flamme bei. Freilich war auch sein Gang kein Richtsteig; doch — kam

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/160
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/160>, abgerufen am 27.04.2024.