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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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die Soldatenworte aus dem Französischen,
die Baukunst, die Mahlerei und Bildhauerkunst
beweisen durch ihre Ausdrücke, dass Italien
ihr Vaterland ist, und das Jagdwesen erkennet
Deutschland für sein Revier: indess scheinen
alle neuere Sprachen, die Deutsche selbst
nicht ausgenommen, durch den Umgang mit
dem andern Geschlecht etwas Eigenthümliches
erhalten zu haben, das der alten Welt ge-
brach. -- Wenn das ewige Feuer, welches
die Vestalinnen unterhielten, dazu diente, Licht
anzuzünden, wie ein allgemeiner Brunnen,
Wasser zu schöpfen; so ist es ein schönes
Bild von dem Dienste, den das schöne Ge-
schlecht durch die Verfeinerung des Umganges
der Welt erwiesen hat: Wir alle haben bei
ihm Licht angezündet; -- und die Regel: "be-
herzige deinen Körper in der Einsamkeit, bilde
deinen Geist in der Welt, deinen Willen
durch das Gesetz, deinen Verstand durch
Freiheit," ist so richtig, wie irgend eine Regel
es nur seyn kann. -- Weiber sind berufen,
angegriffen zu werden und sich zu vertheidi-
gen, und in beides eine so feine Lebensart zu

die Soldatenworte aus dem Französischen,
die Baukunst, die Mahlerei und Bildhauerkunst
beweisen durch ihre Ausdrücke, daſs Italien
ihr Vaterland ist, und das Jagdwesen erkennet
Deutschland für sein Revier: indeſs scheinen
alle neuere Sprachen, die Deutsche selbst
nicht ausgenommen, durch den Umgang mit
dem andern Geschlecht etwas Eigenthümliches
erhalten zu haben, das der alten Welt ge-
brach. — Wenn das ewige Feuer, welches
die Vestalinnen unterhielten, dazu diente, Licht
anzuzünden, wie ein allgemeiner Brunnen,
Wasser zu schöpfen; so ist es ein schönes
Bild von dem Dienste, den das schöne Ge-
schlecht durch die Verfeinerung des Umganges
der Welt erwiesen hat: Wir alle haben bei
ihm Licht angezündet; — und die Regel: »be-
herzige deinen Körper in der Einsamkeit, bilde
deinen Geist in der Welt, deinen Willen
durch das Gesetz, deinen Verstand durch
Freiheit,» ist so richtig, wie irgend eine Regel
es nur seyn kann. — Weiber sind berufen,
angegriffen zu werden und sich zu vertheidi-
gen, und in beides eine so feine Lebensart zu

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[148/0156] die Soldatenworte aus dem Französischen, die Baukunst, die Mahlerei und Bildhauerkunst beweisen durch ihre Ausdrücke, daſs Italien ihr Vaterland ist, und das Jagdwesen erkennet Deutschland für sein Revier: indeſs scheinen alle neuere Sprachen, die Deutsche selbst nicht ausgenommen, durch den Umgang mit dem andern Geschlecht etwas Eigenthümliches erhalten zu haben, das der alten Welt ge- brach. — Wenn das ewige Feuer, welches die Vestalinnen unterhielten, dazu diente, Licht anzuzünden, wie ein allgemeiner Brunnen, Wasser zu schöpfen; so ist es ein schönes Bild von dem Dienste, den das schöne Ge- schlecht durch die Verfeinerung des Umganges der Welt erwiesen hat: Wir alle haben bei ihm Licht angezündet; — und die Regel: »be- herzige deinen Körper in der Einsamkeit, bilde deinen Geist in der Welt, deinen Willen durch das Gesetz, deinen Verstand durch Freiheit,» ist so richtig, wie irgend eine Regel es nur seyn kann. — Weiber sind berufen, angegriffen zu werden und sich zu vertheidi- gen, und in beides eine so feine Lebensart zu

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/156>, abgerufen am 28.04.2024.