kennen und verachten gelernt hatten. Sie überzeugten sich, wie wenig diese unbehülf- lichen Massen der Gewandtheit eines geübten Kriegsheeres die Wage halten könnten; und ob sie gleich hierdurch keinen wesentlichen Zuwachs an Kräften erhielten, so ward doch durch diese Erfahrung das Zutrauen auf ihre Kräfte vergrössert. Es hatte mit diesem Zu- trauen eben die Bewandniss, wie mit dem Credit der Kaufleute, wodurch sie reicher als durch Schätze sind. In der That, wir haben an körperlichen Kräften und an den Resulta- ten derselben, Muth und Tapferkeit, gegen unsere Väter so wenig gewonnen, dass wir es wohl weislich bleiben lassen müssen, in ihren Rüstungen und mit ihren Waffen zu fechten; würden sie aber, mit aller jener körperlichen Überlegenheit, mit allem jenem Muth und je- ner Tapferkeit, nicht gegen die erste beste un- serer Armeen das Feld räumen müssen? Wir haben uns durch Glück und Kunst solcher Kräfte bemächtigt, gegen die sie nicht zu ste- hen vermögen. Verstärken aber alle diese Dinge unsere Leibeskräfte und unsere Geistes-
kennen und verachten gelernt hatten. Sie überzeugten sich, wie wenig diese unbehülf- lichen Massen der Gewandtheit eines geübten Kriegsheeres die Wage halten könnten; und ob sie gleich hierdurch keinen wesentlichen Zuwachs an Kräften erhielten, so ward doch durch diese Erfahrung das Zutrauen auf ihre Kräfte vergröſsert. Es hatte mit diesem Zu- trauen eben die Bewandniſs, wie mit dem Credit der Kaufleute, wodurch sie reicher als durch Schätze sind. In der That, wir haben an körperlichen Kräften und an den Resulta- ten derselben, Muth und Tapferkeit, gegen unsere Väter so wenig gewonnen, daſs wir es wohl weislich bleiben lassen müssen, in ihren Rüstungen und mit ihren Waffen zu fechten; würden sie aber, mit aller jener körperlichen Überlegenheit, mit allem jenem Muth und je- ner Tapferkeit, nicht gegen die erste beste un- serer Armeen das Feld räumen müssen? Wir haben uns durch Glück und Kunst solcher Kräfte bemächtigt, gegen die sie nicht zu ste- hen vermögen. Verstärken aber alle diese Dinge unsere Leibeskräfte und unsere Geistes-
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kennen und verachten gelernt hatten. Sie
überzeugten sich, wie wenig diese unbehülf-
lichen Massen der Gewandtheit eines geübten
Kriegsheeres die Wage halten könnten; und
ob sie gleich hierdurch keinen wesentlichen
Zuwachs an Kräften erhielten, so ward doch
durch diese Erfahrung das Zutrauen auf ihre
Kräfte vergröſsert. Es hatte mit diesem Zu-
trauen eben die Bewandniſs, wie mit dem
Credit der Kaufleute, wodurch sie reicher als
durch Schätze sind. In der That, wir haben
an körperlichen Kräften und an den Resulta-
ten derselben, Muth und Tapferkeit, gegen
unsere Väter so wenig gewonnen, daſs wir es
wohl weislich bleiben lassen müssen, in ihren
Rüstungen und mit ihren Waffen zu fechten;
würden sie aber, mit aller jener körperlichen
Überlegenheit, mit allem jenem Muth und je-
ner Tapferkeit, nicht gegen die erste beste un-
serer Armeen das Feld räumen müssen? Wir
haben uns durch Glück und Kunst solcher
Kräfte bemächtigt, gegen die sie nicht zu ste-
hen vermögen. Verstärken aber alle diese
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/131>, abgerufen am 24.11.2024.
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