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Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

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Manne gehorchen und ihm als ihrem Herrn
huldigen soll. Ist es zu verwundern, wenn
die heiligste aller Zusagen, die Ehetreue, so
schnöde gebrochen wird, da diesen Principal-
punkt so viele Nebenverheissungen schwächen?
Wie ist die Preisfrage eines feinen Kopfes:
warum in verschiedenen Staaten, wo Eide das
tägliche Brot in Gerichten sind, das Ehege-
lübde (der wichtigste Contrakt, den Menschen
mit einander schliessen können) ohne Eid
vollzogen wird, zu lösen? Etwa durch die
Bemerkung, dass der Gegenstand so gross wie
das Verbrechen des Vatermordes sei, welches
in weisen Gesetzbüchern weiser Völker ohne
Strafe blieb? Etwa, weil keine Formel stark
genug ist, das Ehegelübde zu besiegeln? und
weil, um das Grösste zu sagen, man zur Na-
tur der Sache, zum einfachen Ja Ja, Nein
Nein
zurückkommen muss? Wichtige Grün-
de! doch schwerlich werden sie bei der Un-
terlassung des Eheeides entscheiden; denn
müsste sonst nicht unsere Eidmethode längst
verbessert seyn? Oder wie? schwört man
bei der Ehevollziehung etwa darum nicht,

Manne gehorchen und ihm als ihrem Herrn
huldigen soll. Ist es zu verwundern, wenn
die heiligste aller Zusagen, die Ehetreue, so
schnöde gebrochen wird, da diesen Principal-
punkt so viele Nebenverheiſsungen schwächen?
Wie ist die Preisfrage eines feinen Kopfes:
warum in verschiedenen Staaten, wo Eide das
tägliche Brot in Gerichten sind, das Ehege-
lübde (der wichtigste Contrakt, den Menschen
mit einander schlieſsen können) ohne Eid
vollzogen wird, zu lösen? Etwa durch die
Bemerkung, daſs der Gegenstand so groſs wie
das Verbrechen des Vatermordes sei, welches
in weisen Gesetzbüchern weiser Völker ohne
Strafe blieb? Etwa, weil keine Formel stark
genug ist, das Ehegelübde zu besiegeln? und
weil, um das Gröſste zu sagen, man zur Na-
tur der Sache, zum einfachen Ja Ja, Nein
Nein
zurückkommen muſs? Wichtige Grün-
de! doch schwerlich werden sie bei der Un-
terlassung des Eheeides entscheiden; denn
müſste sonst nicht unsere Eidmethode längst
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bei der Ehevollziehung etwa darum nicht,

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[107/0115] Manne gehorchen und ihm als ihrem Herrn huldigen soll. Ist es zu verwundern, wenn die heiligste aller Zusagen, die Ehetreue, so schnöde gebrochen wird, da diesen Principal- punkt so viele Nebenverheiſsungen schwächen? Wie ist die Preisfrage eines feinen Kopfes: warum in verschiedenen Staaten, wo Eide das tägliche Brot in Gerichten sind, das Ehege- lübde (der wichtigste Contrakt, den Menschen mit einander schlieſsen können) ohne Eid vollzogen wird, zu lösen? Etwa durch die Bemerkung, daſs der Gegenstand so groſs wie das Verbrechen des Vatermordes sei, welches in weisen Gesetzbüchern weiser Völker ohne Strafe blieb? Etwa, weil keine Formel stark genug ist, das Ehegelübde zu besiegeln? und weil, um das Gröſste zu sagen, man zur Na- tur der Sache, zum einfachen Ja Ja, Nein Nein zurückkommen muſs? Wichtige Grün- de! doch schwerlich werden sie bei der Un- terlassung des Eheeides entscheiden; denn müſste sonst nicht unsere Eidmethode längst verbessert seyn? Oder wie? schwört man bei der Ehevollziehung etwa darum nicht,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/115>, abgerufen am 26.11.2024.