Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

und dem Ackerbau, wusste der ins Grössere
gehende Mann das Weib abzubringen, um es
an den Haushalt zu fesseln -- wozu Se. Ge-
strengigkeit das Weib verurtheilt hatte. "Ver-
urtheilt?" Mit nichten; durch einen Macht-
spruch, durch einen Justizmord, des Landes
verwiesen hatte. -- Noch jetzt geniessen Er-
finder selten die Ehre der Erfindung, und ver-
dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im-
mer ein Ungefähr sie darauf bringt -- Erfin-
dungen und Offenbarungen werden gemacht,
man weiss nicht wie! --

Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur-
sache und Wirkung, mit einander verbunden;
und es ist schwer zu begreifen, warum Hir-
ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha-
ben trennen und beneiden können. Da nichts
natürlicher war, als dass das Vieh keine An-
pflanzung schonte, und da dieser Umstand die
Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz-
streitigkeiten verwickeln musste; so hätten die-
se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund-
schaftlichen Verabredungen bequemen sollen.

Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint

und dem Ackerbau, wuſste der ins Gröſsere
gehende Mann das Weib abzubringen, um es
an den Haushalt zu fesseln — wozu Se. Ge-
strengigkeit das Weib verurtheilt hatte. »Ver-
urtheilt?» Mit nichten; durch einen Macht-
spruch, durch einen Justizmord, des Landes
verwiesen hatte. — Noch jetzt genieſsen Er-
finder selten die Ehre der Erfindung, und ver-
dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im-
mer ein Ungefähr sie darauf bringt — Erfin-
dungen und Offenbarungen werden gemacht,
man weiſs nicht wie! —

Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur-
sache und Wirkung, mit einander verbunden;
und es ist schwer zu begreifen, warum Hir-
ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha-
ben trennen und beneiden können. Da nichts
natürlicher war, als daſs das Vieh keine An-
pflanzung schonte, und da dieser Umstand die
Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz-
streitigkeiten verwickeln muſste; so hätten die-
se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund-
schaftlichen Verabredungen bequemen sollen.

Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0102" n="94"/>
und dem Ackerbau, wu&#x017F;ste der ins Grö&#x017F;sere<lb/>
gehende Mann das Weib abzubringen, um es<lb/>
an den Haushalt zu fesseln &#x2014; wozu Se. Ge-<lb/>
strengigkeit das Weib <hi rendition="#i">verurtheilt</hi> hatte. »Ver-<lb/>
urtheilt?» Mit nichten; durch einen Macht-<lb/>
spruch, durch einen Justizmord, des Landes<lb/>
verwiesen hatte. &#x2014; Noch jetzt genie&#x017F;sen Er-<lb/>
finder selten die Ehre der Erfindung, und ver-<lb/>
dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im-<lb/>
mer ein Ungefähr sie darauf bringt &#x2014; Erfin-<lb/>
dungen und Offenbarungen werden gemacht,<lb/>
man wei&#x017F;s nicht wie! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur-<lb/>
sache und Wirkung, mit einander verbunden;<lb/>
und es ist schwer zu begreifen, warum Hir-<lb/>
ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha-<lb/>
ben trennen und beneiden können. Da nichts<lb/>
natürlicher war, als da&#x017F;s das Vieh keine An-<lb/>
pflanzung schonte, und da dieser Umstand die<lb/>
Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz-<lb/>
streitigkeiten verwickeln mu&#x017F;ste; so hätten die-<lb/>
se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund-<lb/>
schaftlichen Verabredungen bequemen sollen.</p><lb/>
          <p>Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0102] und dem Ackerbau, wuſste der ins Gröſsere gehende Mann das Weib abzubringen, um es an den Haushalt zu fesseln — wozu Se. Ge- strengigkeit das Weib verurtheilt hatte. »Ver- urtheilt?» Mit nichten; durch einen Macht- spruch, durch einen Justizmord, des Landes verwiesen hatte. — Noch jetzt genieſsen Er- finder selten die Ehre der Erfindung, und ver- dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im- mer ein Ungefähr sie darauf bringt — Erfin- dungen und Offenbarungen werden gemacht, man weiſs nicht wie! — Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur- sache und Wirkung, mit einander verbunden; und es ist schwer zu begreifen, warum Hir- ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha- ben trennen und beneiden können. Da nichts natürlicher war, als daſs das Vieh keine An- pflanzung schonte, und da dieser Umstand die Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz- streitigkeiten verwickeln muſste; so hätten die- se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund- schaftlichen Verabredungen bequemen sollen. Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/102
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/102>, abgerufen am 12.10.2024.