und dem Ackerbau, wusste der ins Grössere gehende Mann das Weib abzubringen, um es an den Haushalt zu fesseln -- wozu Se. Ge- strengigkeit das Weib verurtheilt hatte. "Ver- urtheilt?" Mit nichten; durch einen Macht- spruch, durch einen Justizmord, des Landes verwiesen hatte. -- Noch jetzt geniessen Er- finder selten die Ehre der Erfindung, und ver- dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im- mer ein Ungefähr sie darauf bringt -- Erfin- dungen und Offenbarungen werden gemacht, man weiss nicht wie! --
Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur- sache und Wirkung, mit einander verbunden; und es ist schwer zu begreifen, warum Hir- ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha- ben trennen und beneiden können. Da nichts natürlicher war, als dass das Vieh keine An- pflanzung schonte, und da dieser Umstand die Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz- streitigkeiten verwickeln musste; so hätten die- se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund- schaftlichen Verabredungen bequemen sollen.
Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint
und dem Ackerbau, wuſste der ins Gröſsere gehende Mann das Weib abzubringen, um es an den Haushalt zu fesseln — wozu Se. Ge- strengigkeit das Weib verurtheilt hatte. »Ver- urtheilt?» Mit nichten; durch einen Macht- spruch, durch einen Justizmord, des Landes verwiesen hatte. — Noch jetzt genieſsen Er- finder selten die Ehre der Erfindung, und ver- dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im- mer ein Ungefähr sie darauf bringt — Erfin- dungen und Offenbarungen werden gemacht, man weiſs nicht wie! —
Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur- sache und Wirkung, mit einander verbunden; und es ist schwer zu begreifen, warum Hir- ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha- ben trennen und beneiden können. Da nichts natürlicher war, als daſs das Vieh keine An- pflanzung schonte, und da dieser Umstand die Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz- streitigkeiten verwickeln muſste; so hätten die- se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund- schaftlichen Verabredungen bequemen sollen.
Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0102"n="94"/>
und dem Ackerbau, wuſste der ins Gröſsere<lb/>
gehende Mann das Weib abzubringen, um es<lb/>
an den Haushalt zu fesseln — wozu Se. Ge-<lb/>
strengigkeit das Weib <hirendition="#i">verurtheilt</hi> hatte. »Ver-<lb/>
urtheilt?» Mit nichten; durch einen Macht-<lb/>
spruch, durch einen Justizmord, des Landes<lb/>
verwiesen hatte. — Noch jetzt genieſsen Er-<lb/>
finder selten die Ehre der Erfindung, und ver-<lb/>
dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im-<lb/>
mer ein Ungefähr sie darauf bringt — Erfin-<lb/>
dungen und Offenbarungen werden gemacht,<lb/>
man weiſs nicht wie! —</p><lb/><p>Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur-<lb/>
sache und Wirkung, mit einander verbunden;<lb/>
und es ist schwer zu begreifen, warum Hir-<lb/>
ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha-<lb/>
ben trennen und beneiden können. Da nichts<lb/>
natürlicher war, als daſs das Vieh keine An-<lb/>
pflanzung schonte, und da dieser Umstand die<lb/>
Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz-<lb/>
streitigkeiten verwickeln muſste; so hätten die-<lb/>
se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund-<lb/>
schaftlichen Verabredungen bequemen sollen.</p><lb/><p>Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[94/0102]
und dem Ackerbau, wuſste der ins Gröſsere
gehende Mann das Weib abzubringen, um es
an den Haushalt zu fesseln — wozu Se. Ge-
strengigkeit das Weib verurtheilt hatte. »Ver-
urtheilt?» Mit nichten; durch einen Macht-
spruch, durch einen Justizmord, des Landes
verwiesen hatte. — Noch jetzt genieſsen Er-
finder selten die Ehre der Erfindung, und ver-
dienen sie vielleicht auch nicht, weil fast im-
mer ein Ungefähr sie darauf bringt — Erfin-
dungen und Offenbarungen werden gemacht,
man weiſs nicht wie! —
Ackerbau und Viehzucht sind, so wie Ur-
sache und Wirkung, mit einander verbunden;
und es ist schwer zu begreifen, warum Hir-
ten und Ackerbauer sich gleich anfänglich ha-
ben trennen und beneiden können. Da nichts
natürlicher war, als daſs das Vieh keine An-
pflanzung schonte, und da dieser Umstand die
Hirten und Ackerbauer in beständige Gränz-
streitigkeiten verwickeln muſste; so hätten die-
se Zwiste beide Theile sehr bald zu freund-
schaftlichen Verabredungen bequemen sollen.
Die Jagd allein, der Ursoldatenstand, scheint
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber. Berlin, 1792, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_weiber_1792/102>, abgerufen am 12.10.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.