Ist die Welt denn etwas anders, als ein Vogelbauer, wo man sich herumdreht und, wenn es recht lustig hergeht, Sproß' auf Sproß ab springet. Klage nicht über dein Gärtchen, das rings umher mit Häusern umgeben ist, so daß dir nur nach oben zu, freye Aussicht übrig bleibt! Giebts eine andere freye Aussicht, als die nach oben gen Himmel? O die schöne Gipsdecke Gottes, so schön kann kein Künstler sie nachmachen! Alles können Mahler und Zeichner nachbil- den, nur den Himmel nicht. Wie kann man die Welt in eine Kammer bringen? den gros- sen Gott in ein Haus, wenns auch einen Thurm hat? Sieh dich um in deinem Gärt- chen, sind die nachbarlichen Mauren nicht grün behangen? und so schön von der Na-
tur
S s 3
Alexandrien.
Iſt die Welt denn etwas anders, als ein Vogelbauer, wo man ſich herumdreht und, wenn es recht luſtig hergeht, Sproß’ auf Sproß ab ſpringet. Klage nicht uͤber dein Gaͤrtchen, das rings umher mit Haͤuſern umgeben iſt, ſo daß dir nur nach oben zu, freye Ausſicht uͤbrig bleibt! Giebts eine andere freye Ausſicht, als die nach oben gen Himmel? O die ſchoͤne Gipsdecke Gottes, ſo ſchoͤn kann kein Kuͤnſtler ſie nachmachen! Alles koͤnnen Mahler und Zeichner nachbil- den, nur den Himmel nicht. Wie kann man die Welt in eine Kammer bringen? den groſ- ſen Gott in ein Haus, wenns auch einen Thurm hat? Sieh dich um in deinem Gaͤrt- chen, ſind die nachbarlichen Mauren nicht gruͤn behangen? und ſo ſchoͤn von der Na-
tur
S s 3
<TEI><text><body><pbfacs="#f0653"n="645"/><divn="1"><head><hirendition="#g"><hirendition="#fr">Alexandrien.</hi></hi></head><lb/><p>Iſt die Welt denn etwas anders, als ein<lb/>
Vogelbauer, wo man ſich herumdreht und,<lb/>
wenn es recht luſtig hergeht, Sproß’ auf<lb/>
Sproß ab ſpringet. Klage nicht uͤber dein<lb/>
Gaͤrtchen, das rings umher mit Haͤuſern<lb/>
umgeben iſt, ſo daß dir nur nach oben zu,<lb/>
freye Ausſicht uͤbrig bleibt! Giebts eine<lb/>
andere freye Ausſicht, als die nach oben gen<lb/>
Himmel? O die ſchoͤne Gipsdecke Gottes,<lb/>ſo ſchoͤn kann kein Kuͤnſtler ſie nachmachen!<lb/>
Alles koͤnnen Mahler und Zeichner nachbil-<lb/>
den, nur den Himmel nicht. Wie kann man<lb/>
die Welt in eine Kammer bringen? den groſ-<lb/>ſen Gott in ein Haus, wenns auch einen<lb/>
Thurm hat? Sieh dich um in deinem Gaͤrt-<lb/>
chen, ſind die nachbarlichen Mauren nicht<lb/>
gruͤn behangen? und ſo ſchoͤn von der Na-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">S s 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">tur</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[645/0653]
Alexandrien.
Iſt die Welt denn etwas anders, als ein
Vogelbauer, wo man ſich herumdreht und,
wenn es recht luſtig hergeht, Sproß’ auf
Sproß ab ſpringet. Klage nicht uͤber dein
Gaͤrtchen, das rings umher mit Haͤuſern
umgeben iſt, ſo daß dir nur nach oben zu,
freye Ausſicht uͤbrig bleibt! Giebts eine
andere freye Ausſicht, als die nach oben gen
Himmel? O die ſchoͤne Gipsdecke Gottes,
ſo ſchoͤn kann kein Kuͤnſtler ſie nachmachen!
Alles koͤnnen Mahler und Zeichner nachbil-
den, nur den Himmel nicht. Wie kann man
die Welt in eine Kammer bringen? den groſ-
ſen Gott in ein Haus, wenns auch einen
Thurm hat? Sieh dich um in deinem Gaͤrt-
chen, ſind die nachbarlichen Mauren nicht
gruͤn behangen? und ſo ſchoͤn von der Na-
tur
S s 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/653>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.