Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

dann zuweilen ein Schwung, daß man frägt:
wo sind sie blieben? Sie nehmen sich des
gemeinen Mannes an, und wollen es nicht
seyn.

Ich weiß nicht, ob es meinen Lesern nicht
aufgefallen, wie sehr mein Vater, von je an,
Zeichen einer guten Geburt schimmern laßen.
Er hatte wahrlich! eine sehr feine Lebensart!
Ein gewisses Gelbstgefühl war ihm eigen,
bey einer edlen Mittheilung auch immer ein
gewisser Rückhalt, der Leuten vom Stande
eigen ist! -- Aus diesem Gesichtspunkt
wird man manches so nach und nach auflö-
sen, was in seinem Charakter sich zu wider-
sprechen anscheint, und sich nicht wider-
spricht. Nie wand sich das Licht in einem
schwarzen Chaos, eh' es herausspritzte. Es
spritzte nicht, es floß -- Er schrie nicht,
er sprach, und es ward. Sein Ausdruck
war nie gemein; allein auch nie schwer. Er
war kein Tongeber; allein auch kein Ton-
nehmer! -- Die Italiener bitten aufs Ca-
sini zu Gast! Sie wollens zu gut in ihrem
Hause machen, und laßen es lieber gar blei-
ben. Der ist geborgen, der schon bey ihnen
im Saal ist! Licht ohne Ende! Allein auf
der Treppe stößt man sich den Kopf.

Viel-

dann zuweilen ein Schwung, daß man fraͤgt:
wo ſind ſie blieben? Sie nehmen ſich des
gemeinen Mannes an, und wollen es nicht
ſeyn.

Ich weiß nicht, ob es meinen Leſern nicht
aufgefallen, wie ſehr mein Vater, von je an,
Zeichen einer guten Geburt ſchimmern laßen.
Er hatte wahrlich! eine ſehr feine Lebensart!
Ein gewiſſes Gelbſtgefuͤhl war ihm eigen,
bey einer edlen Mittheilung auch immer ein
gewiſſer Ruͤckhalt, der Leuten vom Stande
eigen iſt! — Aus dieſem Geſichtspunkt
wird man manches ſo nach und nach aufloͤ-
ſen, was in ſeinem Charakter ſich zu wider-
ſprechen anſcheint, und ſich nicht wider-
ſpricht. Nie wand ſich das Licht in einem
ſchwarzen Chaos, eh’ es herausſpritzte. Es
ſpritzte nicht, es floß — Er ſchrie nicht,
er ſprach, und es ward. Sein Ausdruck
war nie gemein; allein auch nie ſchwer. Er
war kein Tongeber; allein auch kein Ton-
nehmer! — Die Italiener bitten aufs Ca-
ſini zu Gaſt! Sie wollens zu gut in ihrem
Hauſe machen, und laßen es lieber gar blei-
ben. Der iſt geborgen, der ſchon bey ihnen
im Saal iſt! Licht ohne Ende! Allein auf
der Treppe ſtoͤßt man ſich den Kopf.

Viel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0642" n="634"/>
dann zuweilen ein Schwung, daß man fra&#x0364;gt:<lb/>
wo &#x017F;ind &#x017F;ie blieben? Sie nehmen &#x017F;ich des<lb/>
gemeinen Mannes an, und wollen es nicht<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>Ich weiß nicht, ob es meinen Le&#x017F;ern nicht<lb/>
aufgefallen, wie &#x017F;ehr mein Vater, von je an,<lb/>
Zeichen einer guten Geburt &#x017F;chimmern laßen.<lb/>
Er hatte wahrlich! eine &#x017F;ehr feine Lebensart!<lb/>
Ein gewi&#x017F;&#x017F;es Gelb&#x017F;tgefu&#x0364;hl war ihm eigen,<lb/>
bey einer edlen Mittheilung auch immer ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;er Ru&#x0364;ckhalt, der Leuten vom Stande<lb/>
eigen i&#x017F;t! &#x2014; Aus die&#x017F;em Ge&#x017F;ichtspunkt<lb/>
wird man manches &#x017F;o nach und nach auflo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en, was in &#x017F;einem Charakter &#x017F;ich zu wider-<lb/>
&#x017F;prechen an&#x017F;cheint, und &#x017F;ich nicht wider-<lb/>
&#x017F;pricht. Nie wand &#x017F;ich das Licht in einem<lb/>
&#x017F;chwarzen Chaos, eh&#x2019; es heraus&#x017F;pritzte. Es<lb/>
&#x017F;pritzte nicht, es floß &#x2014; Er &#x017F;chrie nicht,<lb/>
er &#x017F;prach, und es ward. Sein Ausdruck<lb/>
war nie gemein; allein auch nie &#x017F;chwer. Er<lb/>
war kein Tongeber; allein auch kein Ton-<lb/>
nehmer! &#x2014; Die Italiener bitten aufs Ca-<lb/>
&#x017F;ini zu Ga&#x017F;t! Sie wollens zu gut in ihrem<lb/>
Hau&#x017F;e machen, und laßen es lieber gar blei-<lb/>
ben. Der i&#x017F;t geborgen, der &#x017F;chon bey ihnen<lb/>
im Saal i&#x017F;t! Licht ohne Ende! Allein auf<lb/>
der Treppe &#x017F;to&#x0364;ßt man &#x017F;ich den Kopf.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Viel-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[634/0642] dann zuweilen ein Schwung, daß man fraͤgt: wo ſind ſie blieben? Sie nehmen ſich des gemeinen Mannes an, und wollen es nicht ſeyn. Ich weiß nicht, ob es meinen Leſern nicht aufgefallen, wie ſehr mein Vater, von je an, Zeichen einer guten Geburt ſchimmern laßen. Er hatte wahrlich! eine ſehr feine Lebensart! Ein gewiſſes Gelbſtgefuͤhl war ihm eigen, bey einer edlen Mittheilung auch immer ein gewiſſer Ruͤckhalt, der Leuten vom Stande eigen iſt! — Aus dieſem Geſichtspunkt wird man manches ſo nach und nach aufloͤ- ſen, was in ſeinem Charakter ſich zu wider- ſprechen anſcheint, und ſich nicht wider- ſpricht. Nie wand ſich das Licht in einem ſchwarzen Chaos, eh’ es herausſpritzte. Es ſpritzte nicht, es floß — Er ſchrie nicht, er ſprach, und es ward. Sein Ausdruck war nie gemein; allein auch nie ſchwer. Er war kein Tongeber; allein auch kein Ton- nehmer! — Die Italiener bitten aufs Ca- ſini zu Gaſt! Sie wollens zu gut in ihrem Hauſe machen, und laßen es lieber gar blei- ben. Der iſt geborgen, der ſchon bey ihnen im Saal iſt! Licht ohne Ende! Allein auf der Treppe ſtoͤßt man ſich den Kopf. Viel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/642
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/642>, abgerufen am 23.11.2024.