Was willst denn du mit den kleinen Stei- nen? Könntest du sie schleudern, wie David, und wär eine Goliath Stirn dir zu Diensten, so wärs eine Sache! -- David hob anders seine kleine Steine, wie du, und all ihr! die ihr voll Wuth das Straßenpflaster zerstört und Steine nahmet, mich steinreich pöbelhaft zu überfallen, steinigt! Wißt! ich seh den Himmel offen! und einen, der meinen Geist aufnimmt -- Grabt mir Gruben! Ich singe mit meiner Mutter: Wenn wir geschlafen haben, wird uns erwecken Gott -- Und mit meinem Vater aus seinem Lieblings- liede, wo er zuerst den zweyten Diskant an- stimmte: So giengs den lieben Alten! --
Ich werde nicht sterben, sondern leben blei- ben -- -- --
Nur dann, wenn das Waßer gerädert wird, wenn man es aufhält, machts ein Ge- schrey. Was thu ich Euch? Roman? und wenn es denn einer wäre! Freylich be- kam es dem guten Bischof Heliodorus nicht sonderlich, daß er in seiner Jugend einen Ro- man geschrieben, der noch, unter dem Na-
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Was willſt denn du mit den kleinen Stei- nen? Koͤnnteſt du ſie ſchleudern, wie David, und waͤr eine Goliath Stirn dir zu Dienſten, ſo waͤrs eine Sache! — David hob anders ſeine kleine Steine, wie du, und all ihr! die ihr voll Wuth das Straßenpflaſter zerſtoͤrt und Steine nahmet, mich ſteinreich poͤbelhaft zu uͤberfallen, ſteinigt! Wißt! ich ſeh den Himmel offen! und einen, der meinen Geiſt aufnimmt — Grabt mir Gruben! Ich ſinge mit meiner Mutter: Wenn wir geſchlafen haben, wird uns erwecken Gott — Und mit meinem Vater aus ſeinem Lieblings- liede, wo er zuerſt den zweyten Diskant an- ſtimmte: So giengs den lieben Alten! —
Ich werde nicht ſterben, ſondern leben blei- ben — — —
Nur dann, wenn das Waßer geraͤdert wird, wenn man es aufhaͤlt, machts ein Ge- ſchrey. Was thu ich Euch? Roman? und wenn es denn einer waͤre! Freylich be- kam es dem guten Biſchof Heliodorus nicht ſonderlich, daß er in ſeiner Jugend einen Ro- man geſchrieben, der noch, unter dem Na-
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Was willſt denn du mit den kleinen Stei-
nen? Koͤnnteſt du ſie ſchleudern, wie David,
und waͤr eine Goliath Stirn dir zu Dienſten,
ſo waͤrs eine Sache! — David hob anders
ſeine kleine Steine, wie du, und all ihr! die
ihr voll Wuth das Straßenpflaſter zerſtoͤrt
und Steine nahmet, mich ſteinreich poͤbelhaft
zu uͤberfallen, ſteinigt! Wißt! ich ſeh den
Himmel offen! und einen, der meinen Geiſt
aufnimmt — Grabt mir Gruben! Ich ſinge
mit meiner Mutter:
Wenn wir geſchlafen haben,
wird uns erwecken Gott —
Und mit meinem Vater aus ſeinem Lieblings-
liede, wo er zuerſt den zweyten Diskant an-
ſtimmte:
So giengs den lieben Alten! —
Ich werde nicht ſterben, ſondern leben blei-
ben — — —
Nur dann, wenn das Waßer geraͤdert
wird, wenn man es aufhaͤlt, machts ein Ge-
ſchrey. Was thu ich Euch?
Roman?
und wenn es denn einer waͤre! Freylich be-
kam es dem guten Biſchof Heliodorus nicht
ſonderlich, daß er in ſeiner Jugend einen Ro-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/607>, abgerufen am 25.11.2024.
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