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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Mensch auch bey den besten Gesinnungen un-
möglich mir nichts dir nichts sterben könne.
Wer kann wissen, wie oft er fehle?

Der Stamm Levi vermehrte bey dieser
Selbstprüfung ihre Seelenleiden. Es war die
Kohle auf ihrem Haupte, welche die andern
noch mehr aufglühete. Wer viel empfieng,
von dem wird viel gefordert. So viel Mund,
so viel Pfund, sagte sie! -- Zwar empfand sie
leibhaftig, daß sie ihrem Nächsten nicht Was-
ser und Luft verkauft, daß sie kein verirrtes
Schaaf in ihren Stall getrieben, und dem
Nabot keine Spanne Acker abgegränzet, daß
sie keine Taubenkrämerin, keine Käuferin im
Tempel, gewesen. Geben war ihr seliger, als
nehmen; indessen heulte doch die ganze Or-
gel! --

Jacobs Ausruf: er lebt, ich will hin,
ihn zu sehen
, hatte ein großes Zeichen, und
so auch alle Stellen, wo Tod und Todtenge-
beine vorkamen. Die Lebenszeichen wurden
zwar nicht verworfen, dazu war sie zu sanft;
allein sie wurden so in die Bibel gesteckt, daß
ihr Haupt nicht zu sehen war. Es hatte sich
geneiget. --

Mein Vater sagte, es sind alte verdiente
Officier, die man zu Commandanten macht.

Ein

Menſch auch bey den beſten Geſinnungen un-
moͤglich mir nichts dir nichts ſterben koͤnne.
Wer kann wiſſen, wie oft er fehle?

Der Stamm Levi vermehrte bey dieſer
Selbſtpruͤfung ihre Seelenleiden. Es war die
Kohle auf ihrem Haupte, welche die andern
noch mehr aufgluͤhete. Wer viel empfieng,
von dem wird viel gefordert. So viel Mund,
ſo viel Pfund, ſagte ſie! — Zwar empfand ſie
leibhaftig, daß ſie ihrem Naͤchſten nicht Waſ-
ſer und Luft verkauft, daß ſie kein verirrtes
Schaaf in ihren Stall getrieben, und dem
Nabot keine Spanne Acker abgegraͤnzet, daß
ſie keine Taubenkraͤmerin, keine Kaͤuferin im
Tempel, geweſen. Geben war ihr ſeliger, als
nehmen; indeſſen heulte doch die ganze Or-
gel! —

Jacobs Ausruf: er lebt, ich will hin,
ihn zu ſehen
, hatte ein großes Zeichen, und
ſo auch alle Stellen, wo Tod und Todtenge-
beine vorkamen. Die Lebenszeichen wurden
zwar nicht verworfen, dazu war ſie zu ſanft;
allein ſie wurden ſo in die Bibel geſteckt, daß
ihr Haupt nicht zu ſehen war. Es hatte ſich
geneiget. —

Mein Vater ſagte, es ſind alte verdiente
Officier, die man zu Commandanten macht.

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[54/0060] Menſch auch bey den beſten Geſinnungen un- moͤglich mir nichts dir nichts ſterben koͤnne. Wer kann wiſſen, wie oft er fehle? Der Stamm Levi vermehrte bey dieſer Selbſtpruͤfung ihre Seelenleiden. Es war die Kohle auf ihrem Haupte, welche die andern noch mehr aufgluͤhete. Wer viel empfieng, von dem wird viel gefordert. So viel Mund, ſo viel Pfund, ſagte ſie! — Zwar empfand ſie leibhaftig, daß ſie ihrem Naͤchſten nicht Waſ- ſer und Luft verkauft, daß ſie kein verirrtes Schaaf in ihren Stall getrieben, und dem Nabot keine Spanne Acker abgegraͤnzet, daß ſie keine Taubenkraͤmerin, keine Kaͤuferin im Tempel, geweſen. Geben war ihr ſeliger, als nehmen; indeſſen heulte doch die ganze Or- gel! — Jacobs Ausruf: er lebt, ich will hin, ihn zu ſehen, hatte ein großes Zeichen, und ſo auch alle Stellen, wo Tod und Todtenge- beine vorkamen. Die Lebenszeichen wurden zwar nicht verworfen, dazu war ſie zu ſanft; allein ſie wurden ſo in die Bibel geſteckt, daß ihr Haupt nicht zu ſehen war. Es hatte ſich geneiget. — Mein Vater ſagte, es ſind alte verdiente Officier, die man zu Commandanten macht. Ein

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/60>, abgerufen am 21.11.2024.