Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

aus der Quelle! -- Ich lege vor -- er
gießt ein! -- Alles, was bey Tische nur
gebrauet und angerichtet werden kann, wird
öffentlich gebrauet und angerichtet. Er
macht Punsch und Bischoff, ich Sallat --
oft ein Ragout aus freyer Faust! -- Man
gewinnt viel, sagt mein Mann, wenn man
was werden sieht! Ich glaube selbst! Was
muß es dem lieben Gott nicht angenehm ge-
wesen seyn, so alles entstehen zu sehen! --
Ich will schon gern nicht nach den Sternen
sehen können, aber Gras und Bäume wach-
sen, möcht ich gern sehen! -- Wer kann es
beschleichen! --

Noch einen Beweis der zärtlichsten Liebe
meines Alexanders! Mein Leopold hat viele
Züge von mir. Er küßt mich in ihm! O!
das sind Küße, sagt er selbst, wenn man sein
Weib in seinem Sohne küßen kann! Sage
noch einmal, das sind Küße! Ich fühle je-
den, den du deinem Sohne giebst! --

Wie sehr hab ich mich gescheut, einen
Vorfall anzuzeigen, welcher der wichtigste
meines Lebens ist, kein Wunder, daß ich ihn
bis auf die letzt gespart!

Ich
M m 3

aus der Quelle! — Ich lege vor — er
gießt ein! — Alles, was bey Tiſche nur
gebrauet und angerichtet werden kann, wird
oͤffentlich gebrauet und angerichtet. Er
macht Punſch und Biſchoff, ich Sallat —
oft ein Ragout aus freyer Fauſt! — Man
gewinnt viel, ſagt mein Mann, wenn man
was werden ſieht! Ich glaube ſelbſt! Was
muß es dem lieben Gott nicht angenehm ge-
weſen ſeyn, ſo alles entſtehen zu ſehen! —
Ich will ſchon gern nicht nach den Sternen
ſehen koͤnnen, aber Gras und Baͤume wach-
ſen, moͤcht ich gern ſehen! — Wer kann es
beſchleichen! —

Noch einen Beweis der zaͤrtlichſten Liebe
meines Alexanders! Mein Leopold hat viele
Zuͤge von mir. Er kuͤßt mich in ihm! O!
das ſind Kuͤße, ſagt er ſelbſt, wenn man ſein
Weib in ſeinem Sohne kuͤßen kann! Sage
noch einmal, das ſind Kuͤße! Ich fuͤhle je-
den, den du deinem Sohne giebſt! —

Wie ſehr hab ich mich geſcheut, einen
Vorfall anzuzeigen, welcher der wichtigſte
meines Lebens iſt, kein Wunder, daß ich ihn
bis auf die letzt geſpart!

Ich
M m 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0559" n="549"/>
aus der Quelle! &#x2014; Ich lege vor &#x2014; er<lb/>
gießt ein! &#x2014; Alles, was bey Ti&#x017F;che nur<lb/>
gebrauet und angerichtet werden kann, wird<lb/>
o&#x0364;ffentlich gebrauet und angerichtet. Er<lb/>
macht Pun&#x017F;ch und Bi&#x017F;choff, ich Sallat &#x2014;<lb/>
oft ein Ragout aus freyer Fau&#x017F;t! &#x2014; Man<lb/>
gewinnt viel, &#x017F;agt mein Mann, wenn man<lb/>
was werden &#x017F;ieht! Ich glaube &#x017F;elb&#x017F;t! Was<lb/>
muß es dem lieben Gott nicht angenehm ge-<lb/>
we&#x017F;en &#x017F;eyn, &#x017F;o alles ent&#x017F;tehen zu &#x017F;ehen! &#x2014;<lb/>
Ich will &#x017F;chon gern nicht nach den Sternen<lb/>
&#x017F;ehen ko&#x0364;nnen, aber Gras und Ba&#x0364;ume wach-<lb/>
&#x017F;en, mo&#x0364;cht ich gern &#x017F;ehen! &#x2014; Wer kann es<lb/>
be&#x017F;chleichen! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Noch einen Beweis der za&#x0364;rtlich&#x017F;ten Liebe<lb/>
meines Alexanders! Mein Leopold hat viele<lb/>
Zu&#x0364;ge von mir. Er ku&#x0364;ßt mich in ihm! O!<lb/>
das &#x017F;ind Ku&#x0364;ße, &#x017F;agt er &#x017F;elb&#x017F;t, wenn man &#x017F;ein<lb/>
Weib in &#x017F;einem Sohne ku&#x0364;ßen kann! Sage<lb/>
noch einmal, das &#x017F;ind Ku&#x0364;ße! Ich fu&#x0364;hle je-<lb/>
den, den du deinem Sohne gieb&#x017F;t! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Wie &#x017F;ehr hab ich mich ge&#x017F;cheut, einen<lb/>
Vorfall anzuzeigen, welcher der wichtig&#x017F;te<lb/>
meines Lebens i&#x017F;t, kein Wunder, daß ich ihn<lb/>
bis auf die letzt ge&#x017F;part!</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">M m 3</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[549/0559] aus der Quelle! — Ich lege vor — er gießt ein! — Alles, was bey Tiſche nur gebrauet und angerichtet werden kann, wird oͤffentlich gebrauet und angerichtet. Er macht Punſch und Biſchoff, ich Sallat — oft ein Ragout aus freyer Fauſt! — Man gewinnt viel, ſagt mein Mann, wenn man was werden ſieht! Ich glaube ſelbſt! Was muß es dem lieben Gott nicht angenehm ge- weſen ſeyn, ſo alles entſtehen zu ſehen! — Ich will ſchon gern nicht nach den Sternen ſehen koͤnnen, aber Gras und Baͤume wach- ſen, moͤcht ich gern ſehen! — Wer kann es beſchleichen! — Noch einen Beweis der zaͤrtlichſten Liebe meines Alexanders! Mein Leopold hat viele Zuͤge von mir. Er kuͤßt mich in ihm! O! das ſind Kuͤße, ſagt er ſelbſt, wenn man ſein Weib in ſeinem Sohne kuͤßen kann! Sage noch einmal, das ſind Kuͤße! Ich fuͤhle je- den, den du deinem Sohne giebſt! — Wie ſehr hab ich mich geſcheut, einen Vorfall anzuzeigen, welcher der wichtigſte meines Lebens iſt, kein Wunder, daß ich ihn bis auf die letzt geſpart! Ich M m 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/559
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/559>, abgerufen am 24.11.2024.