nick einfiele, sie auf ihren Brautschmuck denken solte. So sehr ich auch Gretchens Hochzeit empfahl, so fand ich doch kein Ge- hör, und gab gern nach.
Mit den lieben Ehepakten! Ich habe sie nie recht ausstehen können; indessen war ich ihnen eben so wenig, als den Braut- schmuck, entgegen. Nachdem sie unterschrie- ben und besiegelt waren, bat ich eine Abän- derung, welche darin bestand, daß ich mei- ner künftigen Frau Gemahlin die Herrschaft abtreten wolte, in bester Form Rechtens! Zwar, fuhr ich fort, nennt Doktor Martin Luther dergleichen Männer verba anomala; al- lein den Herrn Doktor Martin Luther in Eh- ren, ich trat die Herrschaft ab, und wenn ich mir ja was ausbitte, ists, daß es nicht zu merk- lich sey! Ich sprach im Ernst! Tine kam nicht aus dem Lachen. Sie warf sich in mei- nen Arm, als ob sie mir gern huldigte. Herr v. W --, und sein Waffenträger, nahm diesen Verzicht so hoch, daß sie es für das feinste Compliment erklärten, das ich meiner Braut hätte machen können! Indessen hielt Herr v. W -- nach gepflogenem Rath es doch fürs beste, daß diese Abtretung nicht in Schrif- ten verfaßt würde. Ein ehrlicher Mann hält
Wort!
nick einfiele, ſie auf ihren Brautſchmuck denken ſolte. So ſehr ich auch Gretchens Hochzeit empfahl, ſo fand ich doch kein Ge- hoͤr, und gab gern nach.
Mit den lieben Ehepakten! Ich habe ſie nie recht ausſtehen koͤnnen; indeſſen war ich ihnen eben ſo wenig, als den Braut- ſchmuck, entgegen. Nachdem ſie unterſchrie- ben und beſiegelt waren, bat ich eine Abaͤn- derung, welche darin beſtand, daß ich mei- ner kuͤnftigen Frau Gemahlin die Herrſchaft abtreten wolte, in beſter Form Rechtens! Zwar, fuhr ich fort, nennt Doktor Martin Luther dergleichen Maͤnner verba anomala; al- lein den Herrn Doktor Martin Luther in Eh- ren, ich trat die Herrſchaft ab, und wenn ich mir ja was ausbitte, iſts, daß es nicht zu merk- lich ſey! Ich ſprach im Ernſt! Tine kam nicht aus dem Lachen. Sie warf ſich in mei- nen Arm, als ob ſie mir gern huldigte. Herr v. W —, und ſein Waffentraͤger, nahm dieſen Verzicht ſo hoch, daß ſie es fuͤr das feinſte Compliment erklaͤrten, das ich meiner Braut haͤtte machen koͤnnen! Indeſſen hielt Herr v. W — nach gepflogenem Rath es doch fuͤrs beſte, daß dieſe Abtretung nicht in Schrif- ten verfaßt wuͤrde. Ein ehrlicher Mann haͤlt
Wort!
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nick einfiele, ſie auf ihren Brautſchmuck
denken ſolte. So ſehr ich auch Gretchens
Hochzeit empfahl, ſo fand ich doch kein Ge-
hoͤr, und gab gern nach.
Mit den lieben Ehepakten! Ich habe ſie
nie recht ausſtehen koͤnnen; indeſſen war
ich ihnen eben ſo wenig, als den Braut-
ſchmuck, entgegen. Nachdem ſie unterſchrie-
ben und beſiegelt waren, bat ich eine Abaͤn-
derung, welche darin beſtand, daß ich mei-
ner kuͤnftigen Frau Gemahlin die Herrſchaft
abtreten wolte, in beſter Form Rechtens!
Zwar, fuhr ich fort, nennt Doktor Martin
Luther dergleichen Maͤnner verba anomala; al-
lein den Herrn Doktor Martin Luther in Eh-
ren, ich trat die Herrſchaft ab, und wenn ich mir
ja was ausbitte, iſts, daß es nicht zu merk-
lich ſey! Ich ſprach im Ernſt! Tine kam
nicht aus dem Lachen. Sie warf ſich in mei-
nen Arm, als ob ſie mir gern huldigte.
Herr v. W —, und ſein Waffentraͤger, nahm
dieſen Verzicht ſo hoch, daß ſie es fuͤr das
feinſte Compliment erklaͤrten, das ich meiner
Braut haͤtte machen koͤnnen! Indeſſen hielt
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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