schen Kasten -- o, dergleichen Menschen ohne End und Ziel! -- Jede Bibliothek hat Vor- setzbilder von Menschen dieser Art die schwere Menge! Die meisten Menschenmahler bil- den ihn in so fern er repräsentirt -- Eben darum, wie froh ist man, wenn ein Autor nur so thut, als wählte er die kleinern un- gesuchtern Stellen, als rief' er: Adam, wo bist du? -- als riß' er ihm die Feigenblatts- schürze ab --
Ob ich bey dieser Tafel ins Schwarze ge- troffen, mögen die beurtheilen, die es wol- len, wenn sie können.
Herr v. W -- bestand darauf, ohne daß er nöthig hatte darauf zu bestehen, weil ihm niemand widersprach -- Herrmann solte zur Hochzeit gebeten werden -- und dies war die Tonangabe, daß Tine und ich wieder von Minen sprachen. Das pytago- rische Stillschweigen war größtentheils ge- hoben, und Mine ward nicht mehr so, wie vorhin, geflissentlich vermieden.
Herrmann ward einige Tage zuvor gehohlt, und ich fand ihn, so wie ich ihn gelassen! Sein Auge zeigte indessen eine gewisse Schaam über seine begangene Sünden, eine gewisse Buße. Dem Büßenden muß man nicht mehr
auf-
ſchen Kaſten — o, dergleichen Menſchen ohne End und Ziel! — Jede Bibliothek hat Vor- ſetzbilder von Menſchen dieſer Art die ſchwere Menge! Die meiſten Menſchenmahler bil- den ihn in ſo fern er repraͤſentirt — Eben darum, wie froh iſt man, wenn ein Autor nur ſo thut, als waͤhlte er die kleinern un- geſuchtern Stellen, als rief’ er: Adam, wo biſt du? — als riß’ er ihm die Feigenblatts- ſchuͤrze ab —
Ob ich bey dieſer Tafel ins Schwarze ge- troffen, moͤgen die beurtheilen, die es wol- len, wenn ſie koͤnnen.
Herr v. W — beſtand darauf, ohne daß er noͤthig hatte darauf zu beſtehen, weil ihm niemand widerſprach — Herrmann ſolte zur Hochzeit gebeten werden — und dies war die Tonangabe, daß Tine und ich wieder von Minen ſprachen. Das pytago- riſche Stillſchweigen war groͤßtentheils ge- hoben, und Mine ward nicht mehr ſo, wie vorhin, gefliſſentlich vermieden.
Herrmann ward einige Tage zuvor gehohlt, und ich fand ihn, ſo wie ich ihn gelaſſen! Sein Auge zeigte indeſſen eine gewiſſe Schaam uͤber ſeine begangene Suͤnden, eine gewiſſe Buße. Dem Buͤßenden muß man nicht mehr
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ſchen Kaſten — o, dergleichen Menſchen ohne
End und Ziel! — Jede Bibliothek hat Vor-
ſetzbilder von Menſchen dieſer Art die ſchwere
Menge! Die meiſten Menſchenmahler bil-
den ihn in ſo fern er repraͤſentirt — Eben
darum, wie froh iſt man, wenn ein Autor
nur ſo thut, als waͤhlte er die kleinern un-
geſuchtern Stellen, als rief’ er: Adam, wo
biſt du? — als riß’ er ihm die Feigenblatts-
ſchuͤrze ab —
Ob ich bey dieſer Tafel ins Schwarze ge-
troffen, moͤgen die beurtheilen, die es wol-
len, wenn ſie koͤnnen.
Herr v. W — beſtand darauf, ohne daß
er noͤthig hatte darauf zu beſtehen, weil
ihm niemand widerſprach — Herrmann
ſolte zur Hochzeit gebeten werden — und
dies war die Tonangabe, daß Tine und ich
wieder von Minen ſprachen. Das pytago-
riſche Stillſchweigen war groͤßtentheils ge-
hoben, und Mine ward nicht mehr ſo, wie
vorhin, gefliſſentlich vermieden.
Herrmann ward einige Tage zuvor gehohlt,
und ich fand ihn, ſo wie ich ihn gelaſſen!
Sein Auge zeigte indeſſen eine gewiſſe Schaam
uͤber ſeine begangene Suͤnden, eine gewiſſe
Buße. Dem Buͤßenden muß man nicht mehr
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/528>, abgerufen am 25.11.2024.
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