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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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erfrecht, ihm zu nahe zu kommen und nicht
drey Schritt vom Leibe zu bleiben. Jezt macht
mich nichts wild! -- Herr v. W --, der zum
Theil von diesen Haustruppen unterrichtet
war, nahm dieses Anerbieten mit vielen Com-
plimenten an, das ich aber kurz und gut ab-
schlug!

Bruder! fuhr Gotthard fort, die Kerls,
so dich anfallen wollen, sind keine Türken,
sind keines Tropfens Christenblut werth.
Solchen Lumps auszuweichen ist Ehre.

Herr v. W -- trat dieser Behauptung
bey; ich nicht völlig. Es sey indessen, daß
Herr v. W -- mit Junker Gotthard eine ge-
heime Allianz geschlossen, oder daß seine An-
wesenheit im Hause schon die gegenseitige
Streitführende Macht durch Furcht in die
Flucht geschlagen; genug wir waren so ru-
hig, wie möglich. --

Der Mückenheld selbst, da Junker Gott-
hard mit ihm allein gesprochen, und ihm
vielleicht eine Bürgschaft wegen der nächst zu
bezahlenden Schuld, und etwa eine schmucke
Trine zugesagt, hatte andere Sayten aufge-
zogen, und so waren wir dahin gediehen, daß
würklich in der folgenden Woche das Verlo-

bungs-

erfrecht, ihm zu nahe zu kommen und nicht
drey Schritt vom Leibe zu bleiben. Jezt macht
mich nichts wild! — Herr v. W —, der zum
Theil von dieſen Haustruppen unterrichtet
war, nahm dieſes Anerbieten mit vielen Com-
plimenten an, das ich aber kurz und gut ab-
ſchlug!

Bruder! fuhr Gotthard fort, die Kerls,
ſo dich anfallen wollen, ſind keine Tuͤrken,
ſind keines Tropfens Chriſtenblut werth.
Solchen Lumps auszuweichen iſt Ehre.

Herr v. W — trat dieſer Behauptung
bey; ich nicht voͤllig. Es ſey indeſſen, daß
Herr v. W — mit Junker Gotthard eine ge-
heime Allianz geſchloſſen, oder daß ſeine An-
weſenheit im Hauſe ſchon die gegenſeitige
Streitfuͤhrende Macht durch Furcht in die
Flucht geſchlagen; genug wir waren ſo ru-
hig, wie moͤglich. —

Der Muͤckenheld ſelbſt, da Junker Gott-
hard mit ihm allein geſprochen, und ihm
vielleicht eine Buͤrgſchaft wegen der naͤchſt zu
bezahlenden Schuld, und etwa eine ſchmucke
Trine zugeſagt, hatte andere Sayten aufge-
zogen, und ſo waren wir dahin gediehen, daß
wuͤrklich in der folgenden Woche das Verlo-

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[500/0510] erfrecht, ihm zu nahe zu kommen und nicht drey Schritt vom Leibe zu bleiben. Jezt macht mich nichts wild! — Herr v. W —, der zum Theil von dieſen Haustruppen unterrichtet war, nahm dieſes Anerbieten mit vielen Com- plimenten an, das ich aber kurz und gut ab- ſchlug! Bruder! fuhr Gotthard fort, die Kerls, ſo dich anfallen wollen, ſind keine Tuͤrken, ſind keines Tropfens Chriſtenblut werth. Solchen Lumps auszuweichen iſt Ehre. Herr v. W — trat dieſer Behauptung bey; ich nicht voͤllig. Es ſey indeſſen, daß Herr v. W — mit Junker Gotthard eine ge- heime Allianz geſchloſſen, oder daß ſeine An- weſenheit im Hauſe ſchon die gegenſeitige Streitfuͤhrende Macht durch Furcht in die Flucht geſchlagen; genug wir waren ſo ru- hig, wie moͤglich. — Der Muͤckenheld ſelbſt, da Junker Gott- hard mit ihm allein geſprochen, und ihm vielleicht eine Buͤrgſchaft wegen der naͤchſt zu bezahlenden Schuld, und etwa eine ſchmucke Trine zugeſagt, hatte andere Sayten aufge- zogen, und ſo waren wir dahin gediehen, daß wuͤrklich in der folgenden Woche das Verlo- bungs-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/510>, abgerufen am 22.11.2024.