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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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desto einträglichererem Mittagsmahl, aus
welchem indessen zwey Schüsseln, nach An-
ordnung des Herrn v. W --, ungegessen ab-
getragen werden mußten, weil, wie er sagte,
sie origetenus Verlobungsgerichte wären.
Die eine war, dünkt mich, Kälbermilch.
Herr v. W --, um nicht die Regeln der Le-
bensart zu übertreten (er verzieh mir den
harten Beylagerausdruck) verbiß seine Bit-
terkeit. Die Frauenzimmer schienen so zu-
frieden, daß selbst von Tinchens Krankheit
nicht viel gesprochen wurde! Ein Waßerfall,
sagte sie, da ich mich darnach erkundigte.
Wenn man einmal aufm Trocknem ist, was
ist mehr? So schien sie mir auch würklich! --
Frisch, wie nach dem kalten Bade, und die
Mutter? Auch sie brauchte so wenig, wie
Louischen, meinen Hut voll Waßer. Die
Zufriedenheit ihrer so liebenswürdigen Toch-
ter hatte sie hinreichend getröstet! --

Von Tinchens Bruder, vom Mücken-
helden
, bin ich noch die Beschreibung schul-
dig. Dieser junge Mann war auf eine so
höfliche Art von seinem Herrn Vater erzogen,
daß nichts drüber gieng. Wen er lieb hat,
den züchtigt er, scheint mir noch immer die
Hauptregel der Erziehung zu seyn. Ich

weiß,
G g

deſto eintraͤglichererem Mittagsmahl, aus
welchem indeſſen zwey Schuͤſſeln, nach An-
ordnung des Herrn v. W —, ungegeſſen ab-
getragen werden mußten, weil, wie er ſagte,
ſie origetenus Verlobungsgerichte waͤren.
Die eine war, duͤnkt mich, Kaͤlbermilch.
Herr v. W —, um nicht die Regeln der Le-
bensart zu uͤbertreten (er verzieh mir den
harten Beylagerausdruck) verbiß ſeine Bit-
terkeit. Die Frauenzimmer ſchienen ſo zu-
frieden, daß ſelbſt von Tinchens Krankheit
nicht viel geſprochen wurde! Ein Waßerfall,
ſagte ſie, da ich mich darnach erkundigte.
Wenn man einmal aufm Trocknem iſt, was
iſt mehr? So ſchien ſie mir auch wuͤrklich! —
Friſch, wie nach dem kalten Bade, und die
Mutter? Auch ſie brauchte ſo wenig, wie
Louischen, meinen Hut voll Waßer. Die
Zufriedenheit ihrer ſo liebenswuͤrdigen Toch-
ter hatte ſie hinreichend getroͤſtet! —

Von Tinchens Bruder, vom Muͤcken-
helden
, bin ich noch die Beſchreibung ſchul-
dig. Dieſer junge Mann war auf eine ſo
hoͤfliche Art von ſeinem Herrn Vater erzogen,
daß nichts druͤber gieng. Wen er lieb hat,
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[465/0473] deſto eintraͤglichererem Mittagsmahl, aus welchem indeſſen zwey Schuͤſſeln, nach An- ordnung des Herrn v. W —, ungegeſſen ab- getragen werden mußten, weil, wie er ſagte, ſie origetenus Verlobungsgerichte waͤren. Die eine war, duͤnkt mich, Kaͤlbermilch. Herr v. W —, um nicht die Regeln der Le- bensart zu uͤbertreten (er verzieh mir den harten Beylagerausdruck) verbiß ſeine Bit- terkeit. Die Frauenzimmer ſchienen ſo zu- frieden, daß ſelbſt von Tinchens Krankheit nicht viel geſprochen wurde! Ein Waßerfall, ſagte ſie, da ich mich darnach erkundigte. Wenn man einmal aufm Trocknem iſt, was iſt mehr? So ſchien ſie mir auch wuͤrklich! — Friſch, wie nach dem kalten Bade, und die Mutter? Auch ſie brauchte ſo wenig, wie Louischen, meinen Hut voll Waßer. Die Zufriedenheit ihrer ſo liebenswuͤrdigen Toch- ter hatte ſie hinreichend getroͤſtet! — Von Tinchens Bruder, vom Muͤcken- helden, bin ich noch die Beſchreibung ſchul- dig. Dieſer junge Mann war auf eine ſo hoͤfliche Art von ſeinem Herrn Vater erzogen, daß nichts druͤber gieng. Wen er lieb hat, den zuͤchtigt er, ſcheint mir noch immer die Hauptregel der Erziehung zu ſeyn. Ich weiß, G g

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/473>, abgerufen am 22.11.2024.