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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Geist, lieber Vater, giebt Zeugnis
unserm Geist, daß wir deine Rin-
der sind! -- Geister sind so all zu-
sammen verwandt, und unsere Lei-
ber hast du durch deinen lieben
Sohn an Kindesstatt angenommen.
Ganz sind wir dein!

Noch eine Stelle! --
Lehre du uns mit deiner Welt zu-
frieden seyn, die du gemacht hast
sehr gut. Laß uns nie vergessen,
daß es an uns liegt, wenn sie uns
nicht sehr gut ist! Wenn sie uns
nicht sehr gut vorkommt! -- Dein
Wille geschehe!

Hier brach sich ein Thränchen, das Tine so
lange zurückgehalten, hervor! Man hört' es
an ihrer Stimme! Sehen konnt' es keiner.
So weit lies Tinchen es nicht! -- Wie rüh-
rend! -- Jedes von uns hatt' eine Thrän'
im Auge. Herr v. W -- allein ausgenom-
men, der nur nach vorgeschriebenen Noten
weinte!

Dein Wille geschehe! Hundertmahl
möcht ich diese Worte hersetzen, vielleicht
träf Eine meiner Leserinnen Tinchens Ton! --
Dein Wille geschehe! --

Herr

Geiſt, lieber Vater, giebt Zeugnis
unſerm Geiſt, daß wir deine Rin-
der ſind! — Geiſter ſind ſo all zu-
ſammen verwandt, und unſere Lei-
ber haſt du durch deinen lieben
Sohn an Kindesſtatt angenommen.
Ganz ſind wir dein!

Noch eine Stelle! —
Lehre du uns mit deiner Welt zu-
frieden ſeyn, die du gemacht haſt
ſehr gut. Laß uns nie vergeſſen,
daß es an uns liegt, wenn ſie uns
nicht ſehr gut iſt! Wenn ſie uns
nicht ſehr gut vorkommt! — Dein
Wille geſchehe!

Hier brach ſich ein Thraͤnchen, das Tine ſo
lange zuruͤckgehalten, hervor! Man hoͤrt’ es
an ihrer Stimme! Sehen konnt’ es keiner.
So weit lies Tinchen es nicht! — Wie ruͤh-
rend! — Jedes von uns hatt’ eine Thraͤn’
im Auge. Herr v. W — allein ausgenom-
men, der nur nach vorgeſchriebenen Noten
weinte!

Dein Wille geſchehe! Hundertmahl
moͤcht ich dieſe Worte herſetzen, vielleicht
traͤf Eine meiner Leſerinnen Tinchens Ton! —
Dein Wille geſchehe!

Herr
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[454/0462] Geiſt, lieber Vater, giebt Zeugnis unſerm Geiſt, daß wir deine Rin- der ſind! — Geiſter ſind ſo all zu- ſammen verwandt, und unſere Lei- ber haſt du durch deinen lieben Sohn an Kindesſtatt angenommen. Ganz ſind wir dein! Noch eine Stelle! — Lehre du uns mit deiner Welt zu- frieden ſeyn, die du gemacht haſt ſehr gut. Laß uns nie vergeſſen, daß es an uns liegt, wenn ſie uns nicht ſehr gut iſt! Wenn ſie uns nicht ſehr gut vorkommt! — Dein Wille geſchehe! Hier brach ſich ein Thraͤnchen, das Tine ſo lange zuruͤckgehalten, hervor! Man hoͤrt’ es an ihrer Stimme! Sehen konnt’ es keiner. So weit lies Tinchen es nicht! — Wie ruͤh- rend! — Jedes von uns hatt’ eine Thraͤn’ im Auge. Herr v. W — allein ausgenom- men, der nur nach vorgeſchriebenen Noten weinte! Dein Wille geſchehe! Hundertmahl moͤcht ich dieſe Worte herſetzen, vielleicht traͤf Eine meiner Leſerinnen Tinchens Ton! — Dein Wille geſchehe! — Herr

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/462>, abgerufen am 18.05.2024.