Augen in einer immerwährenden Unterhal- tung; ich rettete Tinchen, und sie dankte mir! -- Tinchen richtete den Sallat an, und ich nahm mir die Erlaubnis, sie an das examen rigorosum zu erinnern, daß sie in -- -- überstand. Mir kam es vor, daß des strengsten Augeninnerstes und Händege- wichts unerachtet, womit Tinchen sonst be- gabt war, diesesmahl die Sallatingredien- zien nicht nach richtigen Maas und Gewicht gemischt wurden. Zu viel Salz! -- zu we- nig Eßig! --
Die Deutschen Herr Major! hielten auf ehrliche Geburt; alle ihre höhere Titel laufen auf Gebohren heraus! --
Ehrenvest, Hochedel und Wohledel, Gestreng, sind noch mehr Originaldeutsche Titel, als das liebe gebohren? --
Erlauben der Herr Major, sagte Herr v. W --. Der Franzos sagt Monsieur, wie gehts aber mit dem gebohren? Ich glaube, in Frankreich kennt selten der Sohn den Va- ter! --
Sie haben etwas, die Franzosen, in der Sprache und in allem, was man ihnen nicht nehmen kann; nur das gebohren nicht! -- Wie dreist ist ein Franzose bey aller seiner
Sprach-
F f
Augen in einer immerwaͤhrenden Unterhal- tung; ich rettete Tinchen, und ſie dankte mir! — Tinchen richtete den Sallat an, und ich nahm mir die Erlaubnis, ſie an das examen rigoroſum zu erinnern, daß ſie in — — uͤberſtand. Mir kam es vor, daß des ſtrengſten Augeninnerſtes und Haͤndege- wichts unerachtet, womit Tinchen ſonſt be- gabt war, dieſesmahl die Sallatingredien- zien nicht nach richtigen Maas und Gewicht gemiſcht wurden. Zu viel Salz! — zu we- nig Eßig! —
Die Deutſchen Herr Major! hielten auf ehrliche Geburt; alle ihre hoͤhere Titel laufen auf Gebohren heraus! —
Ehrenveſt, Hochedel und Wohledel, Geſtreng, ſind noch mehr Originaldeutſche Titel, als das liebe gebohren? —
Erlauben der Herr Major, ſagte Herr v. W —. Der Franzos ſagt Monſieur, wie gehts aber mit dem gebohren? Ich glaube, in Frankreich kennt ſelten der Sohn den Va- ter! —
Sie haben etwas, die Franzoſen, in der Sprache und in allem, was man ihnen nicht nehmen kann; nur das gebohren nicht! — Wie dreiſt iſt ein Franzoſe bey aller ſeiner
Sprach-
F f
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0457"n="449"/>
Augen in einer immerwaͤhrenden Unterhal-<lb/>
tung; ich rettete Tinchen, und ſie dankte<lb/>
mir! — Tinchen richtete den Sallat an,<lb/>
und ich nahm mir die Erlaubnis, ſie an das<lb/><hirendition="#aq">examen rigoroſum</hi> zu erinnern, daß ſie<lb/>
in —— uͤberſtand. Mir kam es vor, daß<lb/>
des ſtrengſten Augeninnerſtes und Haͤndege-<lb/>
wichts unerachtet, womit Tinchen ſonſt be-<lb/>
gabt war, dieſesmahl die Sallatingredien-<lb/>
zien nicht nach richtigen Maas und Gewicht<lb/>
gemiſcht wurden. Zu viel Salz! — zu we-<lb/>
nig Eßig! —</p><lb/><p>Die Deutſchen Herr Major! hielten auf<lb/>
ehrliche Geburt; alle ihre hoͤhere Titel laufen<lb/>
auf <hirendition="#fr">Gebohren</hi> heraus! —</p><lb/><p><hirendition="#fr">Ehrenveſt, Hochedel</hi> und <hirendition="#fr">Wohledel,<lb/>
Geſtreng,</hi>ſind noch mehr Originaldeutſche<lb/>
Titel, als das liebe <hirendition="#fr">gebohren?</hi>—</p><lb/><p>Erlauben der Herr Major, ſagte Herr v.<lb/>
W —. Der Franzos ſagt <hirendition="#aq">Monſieur,</hi> wie gehts<lb/>
aber mit dem gebohren? Ich glaube, in<lb/>
Frankreich kennt ſelten der Sohn den Va-<lb/>
ter! —</p><lb/><p>Sie haben etwas, die Franzoſen, in der<lb/>
Sprache und in allem, was man ihnen nicht<lb/>
nehmen kann; nur das <hirendition="#fr">gebohren</hi> nicht! —<lb/>
Wie dreiſt iſt ein Franzoſe bey aller ſeiner<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f</fw><fwplace="bottom"type="catch">Sprach-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[449/0457]
Augen in einer immerwaͤhrenden Unterhal-
tung; ich rettete Tinchen, und ſie dankte
mir! — Tinchen richtete den Sallat an,
und ich nahm mir die Erlaubnis, ſie an das
examen rigoroſum zu erinnern, daß ſie
in — — uͤberſtand. Mir kam es vor, daß
des ſtrengſten Augeninnerſtes und Haͤndege-
wichts unerachtet, womit Tinchen ſonſt be-
gabt war, dieſesmahl die Sallatingredien-
zien nicht nach richtigen Maas und Gewicht
gemiſcht wurden. Zu viel Salz! — zu we-
nig Eßig! —
Die Deutſchen Herr Major! hielten auf
ehrliche Geburt; alle ihre hoͤhere Titel laufen
auf Gebohren heraus! —
Ehrenveſt, Hochedel und Wohledel,
Geſtreng, ſind noch mehr Originaldeutſche
Titel, als das liebe gebohren? —
Erlauben der Herr Major, ſagte Herr v.
W —. Der Franzos ſagt Monſieur, wie gehts
aber mit dem gebohren? Ich glaube, in
Frankreich kennt ſelten der Sohn den Va-
ter! —
Sie haben etwas, die Franzoſen, in der
Sprache und in allem, was man ihnen nicht
nehmen kann; nur das gebohren nicht! —
Wie dreiſt iſt ein Franzoſe bey aller ſeiner
Sprach-
F f
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/457>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.