Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

einzulenken -- Wenn doch Eins eingeläu-
tet würde!

Jetzt Abschied auf ewig, so wie ich ihn
auf ewig vom heiligen Grabe in dieser gelob-
ten Gegend nehmen werde. Dort, lieber
Graf! dort! --

Laßt mich, lieben Leser, Abschied neh-
men! Ich bitte, laßt! Gesundheit trinken
ist, wie ihr wißt, ein Sinnbild des Lebens.
Abschied nehmen ein Sinnbild des Todes.
War es Wunder, daß der Graf beym Ab-
schiede wieder in seinen ihm eignen Ton fiel?
Darum soll ich böse werden, weil es Nacht
und Tag in der Welt ist? Vielleicht schmeckt
alles süß, was schlecht bekommt. Zucker
schleimt, sagt mein Hauptarzt. Vielleicht
schmeckt alles widerlich, was uns eigentlich
wohl behagt! Zwischen Schein und Seyn,
wie der Drosselpastor ganz recht hat, welch
eine Kluft! Weil wider dieses Uebel die
China nicht hilft, darum bist du böse? Giebt
es nicht Hausmittel, warum China? Kön-
nen denn nicht ausser der Hauptstraße viele
Nebenwege seyn? Sind überhaupt Uebel in
der Welt? Ist es nicht alles, je nachdem
man alles stellt? Genau genommen, sind
bey allen Dingen die nemliche Ingredienzien!

Müt-

einzulenken — Wenn doch Eins eingelaͤu-
tet wuͤrde!

Jetzt Abſchied auf ewig, ſo wie ich ihn
auf ewig vom heiligen Grabe in dieſer gelob-
ten Gegend nehmen werde. Dort, lieber
Graf! dort! —

Laßt mich, lieben Leſer, Abſchied neh-
men! Ich bitte, laßt! Geſundheit trinken
iſt, wie ihr wißt, ein Sinnbild des Lebens.
Abſchied nehmen ein Sinnbild des Todes.
War es Wunder, daß der Graf beym Ab-
ſchiede wieder in ſeinen ihm eignen Ton fiel?
Darum ſoll ich boͤſe werden, weil es Nacht
und Tag in der Welt iſt? Vielleicht ſchmeckt
alles ſuͤß, was ſchlecht bekommt. Zucker
ſchleimt, ſagt mein Hauptarzt. Vielleicht
ſchmeckt alles widerlich, was uns eigentlich
wohl behagt! Zwiſchen Schein und Seyn,
wie der Droſſelpaſtor ganz recht hat, welch
eine Kluft! Weil wider dieſes Uebel die
China nicht hilft, darum biſt du boͤſe? Giebt
es nicht Hausmittel, warum China? Koͤn-
nen denn nicht auſſer der Hauptſtraße viele
Nebenwege ſeyn? Sind uͤberhaupt Uebel in
der Welt? Iſt es nicht alles, je nachdem
man alles ſtellt? Genau genommen, ſind
bey allen Dingen die nemliche Ingredienzien!

Muͤt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0432" n="424"/>
einzulenken &#x2014; Wenn doch Eins eingela&#x0364;u-<lb/>
tet wu&#x0364;rde!</p><lb/>
        <p>Jetzt Ab&#x017F;chied auf ewig, &#x017F;o wie ich ihn<lb/>
auf ewig vom heiligen Grabe in die&#x017F;er gelob-<lb/>
ten Gegend nehmen werde. Dort, lieber<lb/>
Graf! dort! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Laßt mich, lieben Le&#x017F;er, Ab&#x017F;chied neh-<lb/>
men! Ich bitte, laßt! Ge&#x017F;undheit trinken<lb/>
i&#x017F;t, wie ihr wißt, ein Sinnbild des Lebens.<lb/>
Ab&#x017F;chied nehmen ein Sinnbild des Todes.<lb/>
War es Wunder, daß der Graf beym Ab-<lb/>
&#x017F;chiede wieder in &#x017F;einen ihm eignen Ton fiel?<lb/>
Darum &#x017F;oll ich bo&#x0364;&#x017F;e werden, weil es Nacht<lb/>
und Tag in der Welt i&#x017F;t? Vielleicht &#x017F;chmeckt<lb/>
alles &#x017F;u&#x0364;ß, was &#x017F;chlecht bekommt. Zucker<lb/>
&#x017F;chleimt, &#x017F;agt mein Hauptarzt. Vielleicht<lb/>
&#x017F;chmeckt alles widerlich, was uns eigentlich<lb/>
wohl behagt! Zwi&#x017F;chen <hi rendition="#fr">Schein und Seyn,</hi><lb/>
wie der Dro&#x017F;&#x017F;elpa&#x017F;tor ganz recht hat, welch<lb/>
eine Kluft! Weil wider die&#x017F;es Uebel die<lb/>
China nicht hilft, darum bi&#x017F;t du bo&#x0364;&#x017F;e? Giebt<lb/>
es nicht Hausmittel, warum China? Ko&#x0364;n-<lb/>
nen denn nicht au&#x017F;&#x017F;er der Haupt&#x017F;traße viele<lb/>
Nebenwege &#x017F;eyn? Sind u&#x0364;berhaupt Uebel in<lb/>
der Welt? I&#x017F;t es nicht alles, je nachdem<lb/>
man alles &#x017F;tellt? Genau genommen, &#x017F;ind<lb/>
bey allen Dingen die nemliche Ingredienzien!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mu&#x0364;t-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[424/0432] einzulenken — Wenn doch Eins eingelaͤu- tet wuͤrde! Jetzt Abſchied auf ewig, ſo wie ich ihn auf ewig vom heiligen Grabe in dieſer gelob- ten Gegend nehmen werde. Dort, lieber Graf! dort! — Laßt mich, lieben Leſer, Abſchied neh- men! Ich bitte, laßt! Geſundheit trinken iſt, wie ihr wißt, ein Sinnbild des Lebens. Abſchied nehmen ein Sinnbild des Todes. War es Wunder, daß der Graf beym Ab- ſchiede wieder in ſeinen ihm eignen Ton fiel? Darum ſoll ich boͤſe werden, weil es Nacht und Tag in der Welt iſt? Vielleicht ſchmeckt alles ſuͤß, was ſchlecht bekommt. Zucker ſchleimt, ſagt mein Hauptarzt. Vielleicht ſchmeckt alles widerlich, was uns eigentlich wohl behagt! Zwiſchen Schein und Seyn, wie der Droſſelpaſtor ganz recht hat, welch eine Kluft! Weil wider dieſes Uebel die China nicht hilft, darum biſt du boͤſe? Giebt es nicht Hausmittel, warum China? Koͤn- nen denn nicht auſſer der Hauptſtraße viele Nebenwege ſeyn? Sind uͤberhaupt Uebel in der Welt? Iſt es nicht alles, je nachdem man alles ſtellt? Genau genommen, ſind bey allen Dingen die nemliche Ingredienzien! Muͤt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/432
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/432>, abgerufen am 20.05.2024.