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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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wahrlich jedem Christenmenschen ein Wort zu
seiner Zeit erlaubt seyn.

Die Gesetze, sagte der Justizrath, scheeren
alle Menschen über einen Kamm! Ohnfehl-
bar dacht' er ans Promemoria. Wenigstens
fiel es uns allen ein, obgleich wir es nicht
sagten. Der Gerechte und Ungerechte wird
nach einer Form behandelt, und ein Gelehrter
Jurist ist der, welcher aus einer Tasche nimmt,
und es in die andre legt. Aus der Ausgabe
in die Hauptcasse! -- und unsere Philosophen,
sagt ich, was thun sie mehr? wenn es köst-
lich gewesen, schlagen sie die Zinsen zum Ca-
pital, und dann, fuhr der Prediger fort, ge-
ben sie es an einen unsichern Ort, und dann,
beschlos der Justizrath, hohlt der Teufel
alles.

Der gute Nathanael erschrack selbst über
den Teufel da er ihn citirt hatte, so wie übers
Brummen und Verstummen! Er hatte in
diesen Tagen ein klein Capitälchen verlohren,
das er vielleicht auch wie die Philosophen von
Zinsen gesammlet! Solch Geld soll überhaupt
nicht viel Segen haben.

Warum Scheltwort wider die Gesetze,
sagte der Prediger? Ihr Herren habt ein
gewisses Phlegma, das ihr Diensteifer nennt.

Alles

wahrlich jedem Chriſtenmenſchen ein Wort zu
ſeiner Zeit erlaubt ſeyn.

Die Geſetze, ſagte der Juſtizrath, ſcheeren
alle Menſchen uͤber einen Kamm! Ohnfehl-
bar dacht’ er ans Promemoria. Wenigſtens
fiel es uns allen ein, obgleich wir es nicht
ſagten. Der Gerechte und Ungerechte wird
nach einer Form behandelt, und ein Gelehrter
Juriſt iſt der, welcher aus einer Taſche nimmt,
und es in die andre legt. Aus der Ausgabe
in die Hauptcaſſe! — und unſere Philoſophen,
ſagt ich, was thun ſie mehr? wenn es koͤſt-
lich geweſen, ſchlagen ſie die Zinſen zum Ca-
pital, und dann, fuhr der Prediger fort, ge-
ben ſie es an einen unſichern Ort, und dann,
beſchlos der Juſtizrath, hohlt der Teufel
alles.

Der gute Nathanael erſchrack ſelbſt uͤber
den Teufel da er ihn citirt hatte, ſo wie uͤbers
Brummen und Verſtummen! Er hatte in
dieſen Tagen ein klein Capitaͤlchen verlohren,
das er vielleicht auch wie die Philoſophen von
Zinſen geſammlet! Solch Geld ſoll uͤberhaupt
nicht viel Segen haben.

Warum Scheltwort wider die Geſetze,
ſagte der Prediger? Ihr Herren habt ein
gewiſſes Phlegma, das ihr Dienſteifer nennt.

Alles
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[406/0414] wahrlich jedem Chriſtenmenſchen ein Wort zu ſeiner Zeit erlaubt ſeyn. Die Geſetze, ſagte der Juſtizrath, ſcheeren alle Menſchen uͤber einen Kamm! Ohnfehl- bar dacht’ er ans Promemoria. Wenigſtens fiel es uns allen ein, obgleich wir es nicht ſagten. Der Gerechte und Ungerechte wird nach einer Form behandelt, und ein Gelehrter Juriſt iſt der, welcher aus einer Taſche nimmt, und es in die andre legt. Aus der Ausgabe in die Hauptcaſſe! — und unſere Philoſophen, ſagt ich, was thun ſie mehr? wenn es koͤſt- lich geweſen, ſchlagen ſie die Zinſen zum Ca- pital, und dann, fuhr der Prediger fort, ge- ben ſie es an einen unſichern Ort, und dann, beſchlos der Juſtizrath, hohlt der Teufel alles. Der gute Nathanael erſchrack ſelbſt uͤber den Teufel da er ihn citirt hatte, ſo wie uͤbers Brummen und Verſtummen! Er hatte in dieſen Tagen ein klein Capitaͤlchen verlohren, das er vielleicht auch wie die Philoſophen von Zinſen geſammlet! Solch Geld ſoll uͤberhaupt nicht viel Segen haben. Warum Scheltwort wider die Geſetze, ſagte der Prediger? Ihr Herren habt ein gewiſſes Phlegma, das ihr Dienſteifer nennt. Alles

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/414>, abgerufen am 22.11.2024.