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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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wie mich dünkt, am wenigsten damit gedient
gewesen! Da war Benjamin wieder aus
dem Dugeleise und bat um Verzeihung, so
sehr die Subordination beleidiget zu haben.
Ich hatte Mühe, ihn ins Du zurück zu brin-
gen. Stell dir vor, sagt' er zu seiner Frau,
ohne daß ich es behindern konnte, daß er
diesmahl zu Dach stieg: unser Gast ist auch
geadelt und ein Gutsbesitzer -- Ihr Ge-
sicht! wahrlich etwas zur Schau! -- gut,
daß es beym Schlus war! --
Lebe wohl, Königsberg, auf ewig!
Nach L -- nach L --

Ich zog durch einen andern Weg, und
obgleich ich nichts that, als mich gierig nach
dem heiligen Grabe umsehen, fand es doch
mein Auge nicht. Der gute Pastor! Mich
ärgern alle die Verzierungen, die man beym
guten gemeinen Leben anbringt. Da will
man seine vorige Bekannte rathen laßen,
wer man ist! Da läßt die Frau, ohne daß
der Herr Gemahl es weis, zu seinem Ge-
burtstage ein Mahl anrichten. In der Jo-
sephsgeschichte selbst, gefält mir der Zierrath
nicht -- Warum nicht gleich: ich bin Jo-
seph, euer Bruder!
-- Gerade zu gab

ich
B b 5

wie mich duͤnkt, am wenigſten damit gedient
geweſen! Da war Benjamin wieder aus
dem Dugeleiſe und bat um Verzeihung, ſo
ſehr die Subordination beleidiget zu haben.
Ich hatte Muͤhe, ihn ins Du zuruͤck zu brin-
gen. Stell dir vor, ſagt’ er zu ſeiner Frau,
ohne daß ich es behindern konnte, daß er
diesmahl zu Dach ſtieg: unſer Gaſt iſt auch
geadelt und ein Gutsbeſitzer — Ihr Ge-
ſicht! wahrlich etwas zur Schau! — gut,
daß es beym Schlus war! —
Lebe wohl, Koͤnigsberg, auf ewig!
Nach L — nach L —

Ich zog durch einen andern Weg, und
obgleich ich nichts that, als mich gierig nach
dem heiligen Grabe umſehen, fand es doch
mein Auge nicht. Der gute Paſtor! Mich
aͤrgern alle die Verzierungen, die man beym
guten gemeinen Leben anbringt. Da will
man ſeine vorige Bekannte rathen laßen,
wer man iſt! Da laͤßt die Frau, ohne daß
der Herr Gemahl es weis, zu ſeinem Ge-
burtstage ein Mahl anrichten. In der Jo-
ſephsgeſchichte ſelbſt, gefaͤlt mir der Zierrath
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ſeph, euer Bruder!
— Gerade zu gab

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[393/0401] wie mich duͤnkt, am wenigſten damit gedient geweſen! Da war Benjamin wieder aus dem Dugeleiſe und bat um Verzeihung, ſo ſehr die Subordination beleidiget zu haben. Ich hatte Muͤhe, ihn ins Du zuruͤck zu brin- gen. Stell dir vor, ſagt’ er zu ſeiner Frau, ohne daß ich es behindern konnte, daß er diesmahl zu Dach ſtieg: unſer Gaſt iſt auch geadelt und ein Gutsbeſitzer — Ihr Ge- ſicht! wahrlich etwas zur Schau! — gut, daß es beym Schlus war! — Lebe wohl, Koͤnigsberg, auf ewig! Nach L — nach L — Ich zog durch einen andern Weg, und obgleich ich nichts that, als mich gierig nach dem heiligen Grabe umſehen, fand es doch mein Auge nicht. Der gute Paſtor! Mich aͤrgern alle die Verzierungen, die man beym guten gemeinen Leben anbringt. Da will man ſeine vorige Bekannte rathen laßen, wer man iſt! Da laͤßt die Frau, ohne daß der Herr Gemahl es weis, zu ſeinem Ge- burtstage ein Mahl anrichten. In der Jo- ſephsgeſchichte ſelbſt, gefaͤlt mir der Zierrath nicht — Warum nicht gleich: ich bin Jo- ſeph, euer Bruder! — Gerade zu gab ich B b 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/401>, abgerufen am 22.11.2024.