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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Entweder ist alles Spiel, oder alles Ernst in
der Welt! -- Wie man es drauf anlegt! --
Und nun, wenn anders meine Leser keine
Tücke auf Benjamin haben, wer hätte ge-
dacht, daß diese linke Hand sich so herausar-
beiten würde. Ist ihm die Nothtaufe anzu-
sehen? Schneider, oder Litteratus, sagte
seine liebe selige Mutter --

Der Major, der uns nach Königsberg
brachte, war todt. Schade! Eben, da ich
sein College war! Der Junker war Lieute-
nant worden, Benjamins Amtsbruder, nur
mit dem Unterschiede, daß Benjamin ein ste-
hendes, sein College aber ein fließendes
Waßer war! Wie weit kann ers nicht noch
bringen! -- Der fließende Lieutenant, wie
er sich darüber freute, daß ich Soldat ge-
worden! Noch lieber hätt' er und der ver-
storbene Reuter, würkliches Mitglied des
gelehrten Kränzchens (wenn letzterer nemlich
noch gelebt,) gesehen, daß ich bey der Ca-
vallerie gestanden! --

Beym Abschiede gab ich dem Herrn In-
spektor den Brief der Kayserin, den ich, aus-
ser dem Königlichen Rath, keinem gezeigt
hatte. Dem Professor Grosvater, wäre,

wie

Entweder iſt alles Spiel, oder alles Ernſt in
der Welt! — Wie man es drauf anlegt! —
Und nun, wenn anders meine Leſer keine
Tuͤcke auf Benjamin haben, wer haͤtte ge-
dacht, daß dieſe linke Hand ſich ſo herausar-
beiten wuͤrde. Iſt ihm die Nothtaufe anzu-
ſehen? Schneider, oder Litteratus, ſagte
ſeine liebe ſelige Mutter —

Der Major, der uns nach Koͤnigsberg
brachte, war todt. Schade! Eben, da ich
ſein College war! Der Junker war Lieute-
nant worden, Benjamins Amtsbruder, nur
mit dem Unterſchiede, daß Benjamin ein ſte-
hendes, ſein College aber ein fließendes
Waßer war! Wie weit kann ers nicht noch
bringen! — Der fließende Lieutenant, wie
er ſich daruͤber freute, daß ich Soldat ge-
worden! Noch lieber haͤtt’ er und der ver-
ſtorbene Reuter, wuͤrkliches Mitglied des
gelehrten Kraͤnzchens (wenn letzterer nemlich
noch gelebt,) geſehen, daß ich bey der Ca-
vallerie geſtanden! —

Beym Abſchiede gab ich dem Herrn In-
ſpektor den Brief der Kayſerin, den ich, auſ-
ſer dem Koͤniglichen Rath, keinem gezeigt
hatte. Dem Profeſſor Grosvater, waͤre,

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[392/0400] Entweder iſt alles Spiel, oder alles Ernſt in der Welt! — Wie man es drauf anlegt! — Und nun, wenn anders meine Leſer keine Tuͤcke auf Benjamin haben, wer haͤtte ge- dacht, daß dieſe linke Hand ſich ſo herausar- beiten wuͤrde. Iſt ihm die Nothtaufe anzu- ſehen? Schneider, oder Litteratus, ſagte ſeine liebe ſelige Mutter — Der Major, der uns nach Koͤnigsberg brachte, war todt. Schade! Eben, da ich ſein College war! Der Junker war Lieute- nant worden, Benjamins Amtsbruder, nur mit dem Unterſchiede, daß Benjamin ein ſte- hendes, ſein College aber ein fließendes Waßer war! Wie weit kann ers nicht noch bringen! — Der fließende Lieutenant, wie er ſich daruͤber freute, daß ich Soldat ge- worden! Noch lieber haͤtt’ er und der ver- ſtorbene Reuter, wuͤrkliches Mitglied des gelehrten Kraͤnzchens (wenn letzterer nemlich noch gelebt,) geſehen, daß ich bey der Ca- vallerie geſtanden! — Beym Abſchiede gab ich dem Herrn In- ſpektor den Brief der Kayſerin, den ich, auſ- ſer dem Koͤniglichen Rath, keinem gezeigt hatte. Dem Profeſſor Grosvater, waͤre, wie

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/400>, abgerufen am 04.07.2024.