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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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schetten muß ich, um die reine Wahrheit zu
sagen, bemerken, daß ich sie nicht länger,
wie die hiesigen, funden! -- Moden ändern
sich! --

Obs nicht gut wäre, kränkliche Leute zu
Gesandschaften, und was ihnen anhängt, zu
brauchen? Eine Frage, die nebenher auffält.
Ich richtete treulich und sonder Gefährde aus,
wozu ich gesandt war; allein meine Gesund-
heit hatte durch die Luftveränderung noch
mehr gelitten! Ich glaubte schon, ich würde
lau zu seyn aufhören, und kalt werden --
Wohl dem, der es wird! Eine so geschwinde
Rückreise, als es die Geschäfte wolten, hätte
mich wirklich zu Minen gebracht, da kam --
-- mein Freund, und entledigte mich mei-
ner Bürde!

So sey es dir wieder, mein Geliebter!
wenn du lebenssatt und müde, suchest, wo
du dein Haupt hinlegest. Er konnte sich
nur eine einzige Nacht aufhalten, die wir
durchwachten! -- und wie es doch immer
geht, wir dachten nicht an uns, sondern an
andere. Er hatte meine beyden Anbefohlnen
sehr genau gekannt! Warum Freund! nur
eine Nacht? Er konnte nicht. Armer Freund!
der Schlaf wäre dir gesunder gewesen, als

solch

ſchetten muß ich, um die reine Wahrheit zu
ſagen, bemerken, daß ich ſie nicht laͤnger,
wie die hieſigen, funden! — Moden aͤndern
ſich! —

Obs nicht gut waͤre, kraͤnkliche Leute zu
Geſandſchaften, und was ihnen anhaͤngt, zu
brauchen? Eine Frage, die nebenher auffaͤlt.
Ich richtete treulich und ſonder Gefaͤhrde aus,
wozu ich geſandt war; allein meine Geſund-
heit hatte durch die Luftveraͤnderung noch
mehr gelitten! Ich glaubte ſchon, ich wuͤrde
lau zu ſeyn aufhoͤren, und kalt werden —
Wohl dem, der es wird! Eine ſo geſchwinde
Ruͤckreiſe, als es die Geſchaͤfte wolten, haͤtte
mich wirklich zu Minen gebracht, da kam —
mein Freund, und entledigte mich mei-
ner Buͤrde!

So ſey es dir wieder, mein Geliebter!
wenn du lebensſatt und muͤde, ſucheſt, wo
du dein Haupt hinlegeſt. Er konnte ſich
nur eine einzige Nacht aufhalten, die wir
durchwachten! — und wie es doch immer
geht, wir dachten nicht an uns, ſondern an
andere. Er hatte meine beyden Anbefohlnen
ſehr genau gekannt! Warum Freund! nur
eine Nacht? Er konnte nicht. Armer Freund!
der Schlaf waͤre dir geſunder geweſen, als

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[367/0375] ſchetten muß ich, um die reine Wahrheit zu ſagen, bemerken, daß ich ſie nicht laͤnger, wie die hieſigen, funden! — Moden aͤndern ſich! — Obs nicht gut waͤre, kraͤnkliche Leute zu Geſandſchaften, und was ihnen anhaͤngt, zu brauchen? Eine Frage, die nebenher auffaͤlt. Ich richtete treulich und ſonder Gefaͤhrde aus, wozu ich geſandt war; allein meine Geſund- heit hatte durch die Luftveraͤnderung noch mehr gelitten! Ich glaubte ſchon, ich wuͤrde lau zu ſeyn aufhoͤren, und kalt werden — Wohl dem, der es wird! Eine ſo geſchwinde Ruͤckreiſe, als es die Geſchaͤfte wolten, haͤtte mich wirklich zu Minen gebracht, da kam — — mein Freund, und entledigte mich mei- ner Buͤrde! So ſey es dir wieder, mein Geliebter! wenn du lebensſatt und muͤde, ſucheſt, wo du dein Haupt hinlegeſt. Er konnte ſich nur eine einzige Nacht aufhalten, die wir durchwachten! — und wie es doch immer geht, wir dachten nicht an uns, ſondern an andere. Er hatte meine beyden Anbefohlnen ſehr genau gekannt! Warum Freund! nur eine Nacht? Er konnte nicht. Armer Freund! der Schlaf waͤre dir geſunder geweſen, als ſolch

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/375>, abgerufen am 25.11.2024.