Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

brach, und durch Feur und Schlag zusam-
mengeschmiedet war? Keine dieser Fragen
stellten in meiner Leidenszeit mich zur Rede.
Ich hatte nicht Zeit, ins Allgemeine zu
fragen.

Der Civilsterbende wollte durchaus auf
dem Schlachtfelde eingescharrt werden. Auch
ich mußt' ihm versprechen, eben da den Krieg
ausschlafen zu wollen. Sein Testament ist
erfüllt, was ihm selbst betraf! Ich zwar
wache noch; allein Ein Theil meines Lebens
ist auf dem Schlachtfelde bey Bukarest ver-
scharrt! Ich liege in deiner Nachbarschaft,
edler Jüngling! -- Deine Wünsche sind er-
füllt! --

Romanzow, wie er gehört, was vorge-
fallen, soll höchst zufrieden mit meinem Un-
terricht gewesen seyn, und soll den Edlen und
mir eine Leichenrede gehalten haben, die kür-
zer und dringender gewesen, als die ungebe-
tene des Organisten in L -- bey Minchens
Grabe -- kommt er auf, war der Schluß die-
ser Leichenrede, ist er Brigadier. Ich war
schon seit einiger Zeit Major worden! --

Wahrlich Freunde! dies war ein Examen
trotz dem, beym Professor Grosvater. Was
ist ein Blitz einer Hausmütze durchs Stuben-

ritzchen

brach, und durch Feur und Schlag zuſam-
mengeſchmiedet war? Keine dieſer Fragen
ſtellten in meiner Leidenszeit mich zur Rede.
Ich hatte nicht Zeit, ins Allgemeine zu
fragen.

Der Civilſterbende wollte durchaus auf
dem Schlachtfelde eingeſcharrt werden. Auch
ich mußt’ ihm verſprechen, eben da den Krieg
ausſchlafen zu wollen. Sein Teſtament iſt
erfuͤllt, was ihm ſelbſt betraf! Ich zwar
wache noch; allein Ein Theil meines Lebens
iſt auf dem Schlachtfelde bey Bukareſt ver-
ſcharrt! Ich liege in deiner Nachbarſchaft,
edler Juͤngling! — Deine Wuͤnſche ſind er-
fuͤllt! —

Romanzow, wie er gehoͤrt, was vorge-
fallen, ſoll hoͤchſt zufrieden mit meinem Un-
terricht geweſen ſeyn, und ſoll den Edlen und
mir eine Leichenrede gehalten haben, die kuͤr-
zer und dringender geweſen, als die ungebe-
tene des Organiſten in L — bey Minchens
Grabe — kommt er auf, war der Schluß die-
ſer Leichenrede, iſt er Brigadier. Ich war
ſchon ſeit einiger Zeit Major worden! —

Wahrlich Freunde! dies war ein Examen
trotz dem, beym Profeſſor Grosvater. Was
iſt ein Blitz einer Hausmuͤtze durchs Stuben-

ritzchen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0364" n="358"/>
brach, und durch Feur und Schlag zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;chmiedet war? Keine die&#x017F;er Fragen<lb/>
&#x017F;tellten in meiner Leidenszeit mich zur Rede.<lb/>
Ich hatte nicht Zeit, ins Allgemeine zu<lb/>
fragen.</p><lb/>
        <p>Der Civil&#x017F;terbende wollte durchaus auf<lb/>
dem Schlachtfelde einge&#x017F;charrt werden. Auch<lb/>
ich mußt&#x2019; ihm ver&#x017F;prechen, eben da den Krieg<lb/>
aus&#x017F;chlafen zu wollen. Sein Te&#x017F;tament i&#x017F;t<lb/>
erfu&#x0364;llt, was ihm &#x017F;elb&#x017F;t betraf! Ich zwar<lb/>
wache noch; allein Ein Theil meines Lebens<lb/>
i&#x017F;t auf dem Schlachtfelde bey Bukare&#x017F;t ver-<lb/>
&#x017F;charrt! Ich liege in deiner Nachbar&#x017F;chaft,<lb/>
edler Ju&#x0364;ngling! &#x2014; Deine Wu&#x0364;n&#x017F;che &#x017F;ind er-<lb/>
fu&#x0364;llt! &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Romanzow</hi>, wie er geho&#x0364;rt, was vorge-<lb/>
fallen, &#x017F;oll ho&#x0364;ch&#x017F;t zufrieden mit meinem Un-<lb/>
terricht gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, und &#x017F;oll den Edlen und<lb/>
mir eine Leichenrede gehalten haben, die ku&#x0364;r-<lb/>
zer und dringender gewe&#x017F;en, als die ungebe-<lb/>
tene des Organi&#x017F;ten in L &#x2014; bey Minchens<lb/>
Grabe &#x2014; kommt er auf, war der Schluß die-<lb/>
&#x017F;er Leichenrede, i&#x017F;t er Brigadier. Ich war<lb/>
&#x017F;chon &#x017F;eit einiger Zeit Major worden! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Wahrlich Freunde! dies war ein Examen<lb/>
trotz dem, beym Profe&#x017F;&#x017F;or Grosvater. Was<lb/>
i&#x017F;t ein Blitz einer Hausmu&#x0364;tze durchs Stuben-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ritzchen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[358/0364] brach, und durch Feur und Schlag zuſam- mengeſchmiedet war? Keine dieſer Fragen ſtellten in meiner Leidenszeit mich zur Rede. Ich hatte nicht Zeit, ins Allgemeine zu fragen. Der Civilſterbende wollte durchaus auf dem Schlachtfelde eingeſcharrt werden. Auch ich mußt’ ihm verſprechen, eben da den Krieg ausſchlafen zu wollen. Sein Teſtament iſt erfuͤllt, was ihm ſelbſt betraf! Ich zwar wache noch; allein Ein Theil meines Lebens iſt auf dem Schlachtfelde bey Bukareſt ver- ſcharrt! Ich liege in deiner Nachbarſchaft, edler Juͤngling! — Deine Wuͤnſche ſind er- fuͤllt! — Romanzow, wie er gehoͤrt, was vorge- fallen, ſoll hoͤchſt zufrieden mit meinem Un- terricht geweſen ſeyn, und ſoll den Edlen und mir eine Leichenrede gehalten haben, die kuͤr- zer und dringender geweſen, als die ungebe- tene des Organiſten in L — bey Minchens Grabe — kommt er auf, war der Schluß die- ſer Leichenrede, iſt er Brigadier. Ich war ſchon ſeit einiger Zeit Major worden! — Wahrlich Freunde! dies war ein Examen trotz dem, beym Profeſſor Grosvater. Was iſt ein Blitz einer Hausmuͤtze durchs Stuben- ritzchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/364
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/364>, abgerufen am 22.05.2024.