Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

auf den Homer, und wenn er will, auf den
Professor Grosvater, der dem Homer, neben
der Bibel, ein Räumlein vergönnt hatte! --
Wer nach einer Abhandlung wider den Sol-
datenstand dürstet, gehe zum Antagonisten
des Reuters, dem Professor -- Klein-Vater
hätt' ich bey einem Haar geschrieben --

Freunde! um euch nicht ganz im Bloßen
zu lassen: Es ist alles in der Welt nur ein
Spiel! Der Soldatenstand, wie der academi-
sche, der Feldherr, Professor, die Staabs und
andere Officiere, Magistri, Baccalaurei, Li-
centiaten, Candidaten, Fußvolk und Reute-
rey, Studenten, in vollem Mond, im hal-
ben, im Viertel; nur mit dem kleinen Unter-
schiede, daß der Pedantismus mehr im Sol-
daten, als im academischen Stande herrscht.

Ich bitte, mein Herr Obrister, dies für
keinen Druckfehler zu halten. Tausendmal
hab ich gedacht, nur neue Dekoration, das
Stück ist das nemliche. Wenden sie ihre Zeit
gut an, sagt der General und der Professor,
und wenn sie Pietisten sind; setzen sie hinzu:
Gott segne ihre Unternehmungen! Ich dachte
so wenig, da ich Soldat ward, meinen Le-
benslauf zu schreiben, als auf der Akademie.
Dort wolt ich leben, hier wolt ich sterben.

Auch
Y 3

auf den Homer, und wenn er will, auf den
Profeſſor Grosvater, der dem Homer, neben
der Bibel, ein Raͤumlein vergoͤnnt hatte! —
Wer nach einer Abhandlung wider den Sol-
datenſtand duͤrſtet, gehe zum Antagoniſten
des Reuters, dem Profeſſor — Klein-Vater
haͤtt’ ich bey einem Haar geſchrieben —

Freunde! um euch nicht ganz im Bloßen
zu laſſen: Es iſt alles in der Welt nur ein
Spiel! Der Soldatenſtand, wie der academi-
ſche, der Feldherr, Profeſſor, die Staabs und
andere Officiere, Magiſtri, Baccalaurei, Li-
centiaten, Candidaten, Fußvolk und Reute-
rey, Studenten, in vollem Mond, im hal-
ben, im Viertel; nur mit dem kleinen Unter-
ſchiede, daß der Pedantismus mehr im Sol-
daten, als im academiſchen Stande herrſcht.

Ich bitte, mein Herr Obriſter, dies fuͤr
keinen Druckfehler zu halten. Tauſendmal
hab ich gedacht, nur neue Dekoration, das
Stuͤck iſt das nemliche. Wenden ſie ihre Zeit
gut an, ſagt der General und der Profeſſor,
und wenn ſie Pietiſten ſind; ſetzen ſie hinzu:
Gott ſegne ihre Unternehmungen! Ich dachte
ſo wenig, da ich Soldat ward, meinen Le-
benslauf zu ſchreiben, als auf der Akademie.
Dort wolt ich leben, hier wolt ich ſterben.

Auch
Y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0347" n="341"/>
auf den <hi rendition="#fr">Homer,</hi> und wenn er will, auf den<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;or Grosvater, der dem Homer, neben<lb/>
der Bibel, ein Ra&#x0364;umlein vergo&#x0364;nnt hatte! &#x2014;<lb/>
Wer nach einer Abhandlung wider den Sol-<lb/>
daten&#x017F;tand du&#x0364;r&#x017F;tet, gehe zum Antagoni&#x017F;ten<lb/>
des Reuters, dem Profe&#x017F;&#x017F;or &#x2014; Klein-Vater<lb/>
ha&#x0364;tt&#x2019; ich bey einem Haar ge&#x017F;chrieben &#x2014;</p><lb/>
        <p>Freunde! um euch nicht ganz im Bloßen<lb/>
zu la&#x017F;&#x017F;en: Es i&#x017F;t alles in der Welt nur ein<lb/>
Spiel! Der Soldaten&#x017F;tand, wie der academi-<lb/>
&#x017F;che, der Feldherr, Profe&#x017F;&#x017F;or, die Staabs und<lb/>
andere Officiere, Magi&#x017F;tri, Baccalaurei, Li-<lb/>
centiaten, Candidaten, Fußvolk und Reute-<lb/>
rey, Studenten, in vollem Mond, im hal-<lb/>
ben, im Viertel; nur mit dem kleinen Unter-<lb/>
&#x017F;chiede, daß der Pedantismus mehr im Sol-<lb/>
daten, als im academi&#x017F;chen Stande herr&#x017F;cht.</p><lb/>
        <p>Ich bitte, mein Herr Obri&#x017F;ter, dies fu&#x0364;r<lb/>
keinen Druckfehler zu halten. Tau&#x017F;endmal<lb/>
hab ich gedacht, nur neue Dekoration, das<lb/>
Stu&#x0364;ck i&#x017F;t das nemliche. Wenden &#x017F;ie ihre Zeit<lb/>
gut an, &#x017F;agt der General und der Profe&#x017F;&#x017F;or,<lb/>
und wenn &#x017F;ie Pieti&#x017F;ten &#x017F;ind; &#x017F;etzen &#x017F;ie hinzu:<lb/>
Gott &#x017F;egne ihre Unternehmungen! Ich dachte<lb/>
&#x017F;o wenig, da ich Soldat ward, meinen Le-<lb/>
benslauf zu &#x017F;chreiben, als auf der Akademie.<lb/>
Dort wolt ich leben, hier wolt ich &#x017F;terben.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Auch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[341/0347] auf den Homer, und wenn er will, auf den Profeſſor Grosvater, der dem Homer, neben der Bibel, ein Raͤumlein vergoͤnnt hatte! — Wer nach einer Abhandlung wider den Sol- datenſtand duͤrſtet, gehe zum Antagoniſten des Reuters, dem Profeſſor — Klein-Vater haͤtt’ ich bey einem Haar geſchrieben — Freunde! um euch nicht ganz im Bloßen zu laſſen: Es iſt alles in der Welt nur ein Spiel! Der Soldatenſtand, wie der academi- ſche, der Feldherr, Profeſſor, die Staabs und andere Officiere, Magiſtri, Baccalaurei, Li- centiaten, Candidaten, Fußvolk und Reute- rey, Studenten, in vollem Mond, im hal- ben, im Viertel; nur mit dem kleinen Unter- ſchiede, daß der Pedantismus mehr im Sol- daten, als im academiſchen Stande herrſcht. Ich bitte, mein Herr Obriſter, dies fuͤr keinen Druckfehler zu halten. Tauſendmal hab ich gedacht, nur neue Dekoration, das Stuͤck iſt das nemliche. Wenden ſie ihre Zeit gut an, ſagt der General und der Profeſſor, und wenn ſie Pietiſten ſind; ſetzen ſie hinzu: Gott ſegne ihre Unternehmungen! Ich dachte ſo wenig, da ich Soldat ward, meinen Le- benslauf zu ſchreiben, als auf der Akademie. Dort wolt ich leben, hier wolt ich ſterben. Auch Y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/347
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/347>, abgerufen am 22.11.2024.