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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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lang, als der Brief war, vorgezeichnet, wie
der Trauer beschaffen seyn solte? Die Regel
jenes Alten, die er gab, da man ein Mittel
wider den Schmerz von ihm verlangte,
brachte den Junker Gotthard wieder auf die
drey Finger seiner linken Hand, denke an
die Zukunft, als wäre sie da!
-- Wahr-
lich eine schöne Regel!

Giebts Schmerz? könnte man fragen,
und: giebts Freude? darauf antworten. Bey
Gott ist Finsternis Licht. Böses ist bey ihm
Gutes. Er sieht wie Gott, und wir wie Men-
schen! -- Podagra ist Originalschmerz! Edles
Salz, uns das Leben schmackhaft zu machen,
das ist Schmerz! -- -- --

Daß dem Junker Gotthard seine gute
Trine einfiel, wer kann es ihm verdenken?
Ich verdenke keinem, was die Natur ihm
nicht verdenkt! Da ich ihn aber an die liebe
Kleine,
an Lorchen, erinnerte, schlug er den
Kopf zurück! Kinderspiel! Das war alles,
was er sagte. Junker Gotthard ward, was
er nie gewesen, krank, und konnte nicht rei-
sen. Die Aerzte widerriethen ihm die Reise,
und seine Mutter, da sie die Nachricht von
seiner Krankheit eingezogen, verbot sie ihm.
Sie verfügt eine Zeit, damit er sich ja nicht

über-

lang, als der Brief war, vorgezeichnet, wie
der Trauer beſchaffen ſeyn ſolte? Die Regel
jenes Alten, die er gab, da man ein Mittel
wider den Schmerz von ihm verlangte,
brachte den Junker Gotthard wieder auf die
drey Finger ſeiner linken Hand, denke an
die Zukunft, als waͤre ſie da!
— Wahr-
lich eine ſchoͤne Regel!

Giebts Schmerz? koͤnnte man fragen,
und: giebts Freude? darauf antworten. Bey
Gott iſt Finſternis Licht. Boͤſes iſt bey ihm
Gutes. Er ſieht wie Gott, und wir wie Men-
ſchen! — Podagra iſt Originalſchmerz! Edles
Salz, uns das Leben ſchmackhaft zu machen,
das iſt Schmerz! — — —

Daß dem Junker Gotthard ſeine gute
Trine einfiel, wer kann es ihm verdenken?
Ich verdenke keinem, was die Natur ihm
nicht verdenkt! Da ich ihn aber an die liebe
Kleine,
an Lorchen, erinnerte, ſchlug er den
Kopf zuruͤck! Kinderſpiel! Das war alles,
was er ſagte. Junker Gotthard ward, was
er nie geweſen, krank, und konnte nicht rei-
ſen. Die Aerzte widerriethen ihm die Reiſe,
und ſeine Mutter, da ſie die Nachricht von
ſeiner Krankheit eingezogen, verbot ſie ihm.
Sie verfuͤgt eine Zeit, damit er ſich ja nicht

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[333/0339] lang, als der Brief war, vorgezeichnet, wie der Trauer beſchaffen ſeyn ſolte? Die Regel jenes Alten, die er gab, da man ein Mittel wider den Schmerz von ihm verlangte, brachte den Junker Gotthard wieder auf die drey Finger ſeiner linken Hand, denke an die Zukunft, als waͤre ſie da! — Wahr- lich eine ſchoͤne Regel! Giebts Schmerz? koͤnnte man fragen, und: giebts Freude? darauf antworten. Bey Gott iſt Finſternis Licht. Boͤſes iſt bey ihm Gutes. Er ſieht wie Gott, und wir wie Men- ſchen! — Podagra iſt Originalſchmerz! Edles Salz, uns das Leben ſchmackhaft zu machen, das iſt Schmerz! — — — Daß dem Junker Gotthard ſeine gute Trine einfiel, wer kann es ihm verdenken? Ich verdenke keinem, was die Natur ihm nicht verdenkt! Da ich ihn aber an die liebe Kleine, an Lorchen, erinnerte, ſchlug er den Kopf zuruͤck! Kinderſpiel! Das war alles, was er ſagte. Junker Gotthard ward, was er nie geweſen, krank, und konnte nicht rei- ſen. Die Aerzte widerriethen ihm die Reiſe, und ſeine Mutter, da ſie die Nachricht von ſeiner Krankheit eingezogen, verbot ſie ihm. Sie verfuͤgt eine Zeit, damit er ſich ja nicht uͤber-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/339>, abgerufen am 25.11.2024.