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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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chen Ebenbildes, und dies Bild solte Gott der
Herr vernichten? -- --

Hiemit will ich diesen Aufsatz schließen,
den man wohl schwerlich von einem curschen
von Adel erwarten solte.

Daß Herr v. G -- in seinem Aufsatze
mancherley von meinem rechtgläubigen Vater
angebracht, ist nicht zu leugnen; allein mein
Vater nahm sich dieser würklich ungerathenen
Kinder nicht an, stellte alles Gott heim, der
recht richtet und blieb bey seinem aut, aut --
Obgleich er, wie wir wissen, zugeben mußte,
daß wenn jemand mit der Bibel allein einge-
schlossen würde, er gewis nie unser Kirchen-
system herausbringen würde; so war er doch,
wie wir auch wissen, für die Zunftregeln, und
wolte durchaus nicht weiter gehen, als sein
Schild es besagte --

Dieser Aufsatz konnte also bey solchen Ge-
sinnungen so wenig befriedigend für meinen
Vater seyn, daß er ihn gewiß nicht ohne Be-
klemmungen seines Herzens gelesen haben
wird.

Herr v. G -- hatte ihm einstmahls in ei-
ner großen Gesellschaft die Frage vorgelegt,

was

chen Ebenbildes, und dies Bild ſolte Gott der
Herr vernichten? — —

Hiemit will ich dieſen Aufſatz ſchließen,
den man wohl ſchwerlich von einem curſchen
von Adel erwarten ſolte.

Daß Herr v. G — in ſeinem Aufſatze
mancherley von meinem rechtglaͤubigen Vater
angebracht, iſt nicht zu leugnen; allein mein
Vater nahm ſich dieſer wuͤrklich ungerathenen
Kinder nicht an, ſtellte alles Gott heim, der
recht richtet und blieb bey ſeinem aut, aut
Obgleich er, wie wir wiſſen, zugeben mußte,
daß wenn jemand mit der Bibel allein einge-
ſchloſſen wuͤrde, er gewis nie unſer Kirchen-
ſyſtem herausbringen wuͤrde; ſo war er doch,
wie wir auch wiſſen, fuͤr die Zunftregeln, und
wolte durchaus nicht weiter gehen, als ſein
Schild es beſagte —

Dieſer Aufſatz konnte alſo bey ſolchen Ge-
ſinnungen ſo wenig befriedigend fuͤr meinen
Vater ſeyn, daß er ihn gewiß nicht ohne Be-
klemmungen ſeines Herzens geleſen haben
wird.

Herr v. G — hatte ihm einſtmahls in ei-
ner großen Geſellſchaft die Frage vorgelegt,

was
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[253/0259] chen Ebenbildes, und dies Bild ſolte Gott der Herr vernichten? — — Hiemit will ich dieſen Aufſatz ſchließen, den man wohl ſchwerlich von einem curſchen von Adel erwarten ſolte. Daß Herr v. G — in ſeinem Aufſatze mancherley von meinem rechtglaͤubigen Vater angebracht, iſt nicht zu leugnen; allein mein Vater nahm ſich dieſer wuͤrklich ungerathenen Kinder nicht an, ſtellte alles Gott heim, der recht richtet und blieb bey ſeinem aut, aut — Obgleich er, wie wir wiſſen, zugeben mußte, daß wenn jemand mit der Bibel allein einge- ſchloſſen wuͤrde, er gewis nie unſer Kirchen- ſyſtem herausbringen wuͤrde; ſo war er doch, wie wir auch wiſſen, fuͤr die Zunftregeln, und wolte durchaus nicht weiter gehen, als ſein Schild es beſagte — Dieſer Aufſatz konnte alſo bey ſolchen Ge- ſinnungen ſo wenig befriedigend fuͤr meinen Vater ſeyn, daß er ihn gewiß nicht ohne Be- klemmungen ſeines Herzens geleſen haben wird. Herr v. G — hatte ihm einſtmahls in ei- ner großen Geſellſchaft die Frage vorgelegt, was

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/259>, abgerufen am 28.11.2024.