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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

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Christum, der gerecht ist. Wenns auch mit
dir fehlt hie und da, sey unverzagt! -- und ich
bins auch! -- Bete du nur zehn Jahre und
gib der Wittwe nicht das Stück Waizenland
wieder, um das du sie betrogest, wirst du Ru-
he haben, wenn dich ein hitziges Fieber er-
greift? oder es sich sonst über deinem Haupte
zusammenzieht? -- Mit nichten. Die beste
Cur ist eine gute Handlung, wodurch das
Bewußtseyn in dir auflodert: dir sind deine
Sünden vergeben. Dies war das Recept,
das Christus verschrieb, und wahrlich es ist
kein Kraut, kein Pflaster, was so heilet wie
dies! -- Viele Leute werden gesund, wenn sie
ein Testament gemacht haben, und ich halte
dies für ein gewisseres Nothmittel, als das
versparte Aderlassen. So bald der Mensch
ruhig ist, so bald er empfindet, seine Sünden
sind ihm vergeben; so steht er bald auf und
wandelt! -- Pastor! Sie sagten einst, wie
mich dünkt: man muß die Körpercur mit der
Seelencur anfangen! -- Die Hypochondrie
ist gemeinhin eine im Gemüth stecken geblie-
bene Sünde, die ich an mir selbst verübt.
Giebts denn Sünden an mir selbst? Freylich!
denn ich bin mir selbst der Nächste; allein sol-
che Sünden haben mir noch keine schwere

Lebens-

Chriſtum, der gerecht iſt. Wenns auch mit
dir fehlt hie und da, ſey unverzagt! — und ich
bins auch! — Bete du nur zehn Jahre und
gib der Wittwe nicht das Stuͤck Waizenland
wieder, um das du ſie betrogeſt, wirſt du Ru-
he haben, wenn dich ein hitziges Fieber er-
greift? oder es ſich ſonſt uͤber deinem Haupte
zuſammenzieht? — Mit nichten. Die beſte
Cur iſt eine gute Handlung, wodurch das
Bewußtſeyn in dir auflodert: dir ſind deine
Suͤnden vergeben. Dies war das Recept,
das Chriſtus verſchrieb, und wahrlich es iſt
kein Kraut, kein Pflaſter, was ſo heilet wie
dies! — Viele Leute werden geſund, wenn ſie
ein Teſtament gemacht haben, und ich halte
dies fuͤr ein gewiſſeres Nothmittel, als das
verſparte Aderlaſſen. So bald der Menſch
ruhig iſt, ſo bald er empfindet, ſeine Suͤnden
ſind ihm vergeben; ſo ſteht er bald auf und
wandelt! — Paſtor! Sie ſagten einſt, wie
mich duͤnkt: man muß die Koͤrpercur mit der
Seelencur anfangen! — Die Hypochondrie
iſt gemeinhin eine im Gemuͤth ſtecken geblie-
bene Suͤnde, die ich an mir ſelbſt veruͤbt.
Giebts denn Suͤnden an mir ſelbſt? Freylich!
denn ich bin mir ſelbſt der Naͤchſte; allein ſol-
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[235/0241] Chriſtum, der gerecht iſt. Wenns auch mit dir fehlt hie und da, ſey unverzagt! — und ich bins auch! — Bete du nur zehn Jahre und gib der Wittwe nicht das Stuͤck Waizenland wieder, um das du ſie betrogeſt, wirſt du Ru- he haben, wenn dich ein hitziges Fieber er- greift? oder es ſich ſonſt uͤber deinem Haupte zuſammenzieht? — Mit nichten. Die beſte Cur iſt eine gute Handlung, wodurch das Bewußtſeyn in dir auflodert: dir ſind deine Suͤnden vergeben. Dies war das Recept, das Chriſtus verſchrieb, und wahrlich es iſt kein Kraut, kein Pflaſter, was ſo heilet wie dies! — Viele Leute werden geſund, wenn ſie ein Teſtament gemacht haben, und ich halte dies fuͤr ein gewiſſeres Nothmittel, als das verſparte Aderlaſſen. So bald der Menſch ruhig iſt, ſo bald er empfindet, ſeine Suͤnden ſind ihm vergeben; ſo ſteht er bald auf und wandelt! — Paſtor! Sie ſagten einſt, wie mich duͤnkt: man muß die Koͤrpercur mit der Seelencur anfangen! — Die Hypochondrie iſt gemeinhin eine im Gemuͤth ſtecken geblie- bene Suͤnde, die ich an mir ſelbſt veruͤbt. Giebts denn Suͤnden an mir ſelbſt? Freylich! denn ich bin mir ſelbſt der Naͤchſte; allein ſol- che Suͤnden haben mir noch keine ſchwere Lebens-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/241>, abgerufen am 23.11.2024.