Studierstube gewöhnen; da käme er aus dem Regen in die Traufe.
Ich glaube an Gott den Vater, allmäch- tigen Schöpfer Himmels und der Erden. Zwar ist Gott der Herr mir unbegreiflich; allein er ist (damit ich mich kurz fasse, und doch so, daß ich mir würklich etwas denke und nicht blos einbilde, was gedacht zu haben) Er ist der Inbegrif aller Moral, mit der zu- gefügten Gewalt, der Herr der Sonne und des Blitzes und Donners. Pastor! da kann kein Mensch was dawider sagen; dieses un- endlich moralische Wesen nehm ich an. Mein Herz sagt es mir: Er ist, ich seh ihn, ich hör ihn in allem --
Ich glaube an Gott, und glaube, daß man an einen Gott in drey Artikeln glauben könne; ich glaube aber auch, daß ein einziger Artikel genug sey. Ich glaube, daß sich der Glaube ändern könne. Der Mensch besteht, wie man sagt, aus Geist, Seele und Leib, und Gott den Herrn kann man sich als Vater, Sohn und heilger Geist vorstellen. Vielleicht ist der Geist die Vorstellung, die Gott sich von sich macht, vielleicht -- --
Ich
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Studierſtube gewoͤhnen; da kaͤme er aus dem Regen in die Traufe.
Ich glaube an Gott den Vater, allmaͤch- tigen Schoͤpfer Himmels und der Erden. Zwar iſt Gott der Herr mir unbegreiflich; allein er iſt (damit ich mich kurz faſſe, und doch ſo, daß ich mir wuͤrklich etwas denke und nicht blos einbilde, was gedacht zu haben) Er iſt der Inbegrif aller Moral, mit der zu- gefuͤgten Gewalt, der Herr der Sonne und des Blitzes und Donners. Paſtor! da kann kein Menſch was dawider ſagen; dieſes un- endlich moraliſche Weſen nehm ich an. Mein Herz ſagt es mir: Er iſt, ich ſeh ihn, ich hoͤr ihn in allem —
Ich glaube an Gott, und glaube, daß man an einen Gott in drey Artikeln glauben koͤnne; ich glaube aber auch, daß ein einziger Artikel genug ſey. Ich glaube, daß ſich der Glaube aͤndern koͤnne. Der Menſch beſteht, wie man ſagt, aus Geiſt, Seele und Leib, und Gott den Herrn kann man ſich als Vater, Sohn und heilger Geiſt vorſtellen. Vielleicht iſt der Geiſt die Vorſtellung, die Gott ſich von ſich macht, vielleicht — —
Ich
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Studierſtube gewoͤhnen; da kaͤme er aus dem
Regen in die Traufe.
Ich glaube an Gott den Vater, allmaͤch-
tigen Schoͤpfer Himmels und der Erden.
Zwar iſt Gott der Herr mir unbegreiflich;
allein er iſt (damit ich mich kurz faſſe, und
doch ſo, daß ich mir wuͤrklich etwas denke
und nicht blos einbilde, was gedacht zu haben)
Er iſt der Inbegrif aller Moral, mit der zu-
gefuͤgten Gewalt, der Herr der Sonne und
des Blitzes und Donners. Paſtor! da kann
kein Menſch was dawider ſagen; dieſes un-
endlich moraliſche Weſen nehm ich an. Mein
Herz ſagt es mir: Er iſt, ich ſeh ihn, ich hoͤr
ihn in allem —
Ich glaube an Gott, und glaube, daß
man an einen Gott in drey Artikeln glauben
koͤnne; ich glaube aber auch, daß ein einziger
Artikel genug ſey. Ich glaube, daß ſich der
Glaube aͤndern koͤnne. Der Menſch beſteht,
wie man ſagt, aus Geiſt, Seele und Leib,
und Gott den Herrn kann man ſich als Vater,
Sohn und heilger Geiſt vorſtellen. Vielleicht
iſt der Geiſt die Vorſtellung, die Gott ſich von
ſich macht, vielleicht — —
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/207>, abgerufen am 23.11.2024.
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