den ihr meine Mutter in die Hände gegeben, bekleidet, zu lesen an, wie folget: Stund er vom Abendmahl auf, legte seine Kleider ab, und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Darnach goß er Wasser in ein Becken, hub an den Jüngern die Füße zu waschen: und trocknete sie mit dem Schurz, damit er umgürtet war. Da kam er zu Simon Petro; und derselbige sprach zu ihm: Herr, soltest du mir meine Füße waschen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: was ich thue, das weißest du jezt nicht; du wirsts aber hernach erfahren. Da sprach Petrus zu ihm: nimmermehr solt du mir die Füße waschen. Jesus ant- wortete ihm: werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Theil mit mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt. Spricht Jesus zu ihm: wer ge- waschen ist, der darf nicht, denn die Füße waschen, sondern er ist ganz rein, und ihr seyd rein, aber nicht alle. Denn er wußte seinen Verräther wohl; darum sprach er: ihr seyd nicht alle rein. Da er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Klei- der und setzte sich wieder nieder, und sprach
aber-
G 2
den ihr meine Mutter in die Haͤnde gegeben, bekleidet, zu leſen an, wie folget: Stund er vom Abendmahl auf, legte ſeine Kleider ab, und nahm einen Schurz und umguͤrtete ſich. Darnach goß er Waſſer in ein Becken, hub an den Juͤngern die Fuͤße zu waſchen: und trocknete ſie mit dem Schurz, damit er umguͤrtet war. Da kam er zu Simon Petro; und derſelbige ſprach zu ihm: Herr, ſolteſt du mir meine Fuͤße waſchen? Jeſus antwortete und ſprach zu ihm: was ich thue, das weißeſt du jezt nicht; du wirſts aber hernach erfahren. Da ſprach Petrus zu ihm: nimmermehr ſolt du mir die Fuͤße waſchen. Jeſus ant- wortete ihm: werde ich dich nicht waſchen, ſo haſt du kein Theil mit mir. Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Fuͤße allein, ſondern auch die Haͤnde und das Haupt. Spricht Jeſus zu ihm: wer ge- waſchen iſt, der darf nicht, denn die Fuͤße waſchen, ſondern er iſt ganz rein, und ihr ſeyd rein, aber nicht alle. Denn er wußte ſeinen Verraͤther wohl; darum ſprach er: ihr ſeyd nicht alle rein. Da er nun ihre Fuͤße gewaſchen hatte, nahm er ſeine Klei- der und ſetzte ſich wieder nieder, und ſprach
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den ihr meine Mutter in die Haͤnde gegeben,
bekleidet, zu leſen an, wie folget:
Stund er vom Abendmahl auf, legte ſeine
Kleider ab, und nahm einen Schurz und
umguͤrtete ſich. Darnach goß er Waſſer
in ein Becken, hub an den Juͤngern die
Fuͤße zu waſchen: und trocknete ſie mit
dem Schurz, damit er umguͤrtet war. Da
kam er zu Simon Petro; und derſelbige
ſprach zu ihm: Herr, ſolteſt du mir meine
Fuͤße waſchen? Jeſus antwortete und ſprach
zu ihm: was ich thue, das weißeſt du jezt
nicht; du wirſts aber hernach erfahren.
Da ſprach Petrus zu ihm: nimmermehr
ſolt du mir die Fuͤße waſchen. Jeſus ant-
wortete ihm: werde ich dich nicht waſchen,
ſo haſt du kein Theil mit mir. Spricht zu
ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Fuͤße
allein, ſondern auch die Haͤnde und das
Haupt. Spricht Jeſus zu ihm: wer ge-
waſchen iſt, der darf nicht, denn die Fuͤße
waſchen, ſondern er iſt ganz rein, und ihr
ſeyd rein, aber nicht alle. Denn er wußte
ſeinen Verraͤther wohl; darum ſprach er:
ihr ſeyd nicht alle rein. Da er nun ihre
Fuͤße gewaſchen hatte, nahm er ſeine Klei-
der und ſetzte ſich wieder nieder, und ſprach
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/105>, abgerufen am 23.11.2024.
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