Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

förderung des Lebens! Der Tod hat auch
sein Sonntagskleid. Alte Leute in Doktor-
händen, wären sie auch des D. Saft seine,
sind Mayen, die abgerißen sind von der Na-
tur und im Wasser stehen! -- Es geht eine
Zeitlang; allein nicht lange. Viel Köche ver-
derben den Brey. Bey sieben Künsten geht
man betteln; bey einer kann man Altmeister
werden. Gott der Herr hat in jedem Dichter
sein Feuer und Heerd! O Jerusalem! Je-
rusalem! die du tödtest die Propheten, und
steinigest die zu dir gesandt sind, wie oft hab
ich deine Kinder versammlen wollen, wie eine
Henne versammlet ihre Küchlein unter ihre
Flügel, und ihr habt nicht gewollt. Und es
werden Zeichen geschehen an der Sonne und
Mond und Sternen, und auf Erden wird den
Menschen bange seyn und werden zagen, und
das Meer und die Wasserwogen werden brau-
sen: und die Menschen werden verschmachten
vor Furcht und Warten der Dinge, die kom-
men sollen auf Erden; denn auch der Himmel
Kräfte sich bewegen werden. So seyd nun
wacker allezeit, und betet, daß ihr würdig
werden möget zu entfliehen diesem allem, das
geschehen soll, und zu stehen vor des Men-
schen Sohn. Sollte Gott nicht retten seine

Auser-

foͤrderung des Lebens! Der Tod hat auch
ſein Sonntagskleid. Alte Leute in Doktor-
haͤnden, waͤren ſie auch des D. Saft ſeine,
ſind Mayen, die abgerißen ſind von der Na-
tur und im Waſſer ſtehen! — Es geht eine
Zeitlang; allein nicht lange. Viel Koͤche ver-
derben den Brey. Bey ſieben Kuͤnſten geht
man betteln; bey einer kann man Altmeiſter
werden. Gott der Herr hat in jedem Dichter
ſein Feuer und Heerd! O Jeruſalem! Je-
ruſalem! die du toͤdteſt die Propheten, und
ſteinigeſt die zu dir geſandt ſind, wie oft hab
ich deine Kinder verſammlen wollen, wie eine
Henne verſammlet ihre Kuͤchlein unter ihre
Fluͤgel, und ihr habt nicht gewollt. Und es
werden Zeichen geſchehen an der Sonne und
Mond und Sternen, und auf Erden wird den
Menſchen bange ſeyn und werden zagen, und
das Meer und die Waſſerwogen werden brau-
ſen: und die Menſchen werden verſchmachten
vor Furcht und Warten der Dinge, die kom-
men ſollen auf Erden; denn auch der Himmel
Kraͤfte ſich bewegen werden. So ſeyd nun
wacker allezeit, und betet, daß ihr wuͤrdig
werden moͤget zu entfliehen dieſem allem, das
geſchehen ſoll, und zu ſtehen vor des Men-
ſchen Sohn. Sollte Gott nicht retten ſeine

Auser-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0100" n="94"/>
fo&#x0364;rderung des Lebens! Der Tod hat auch<lb/>
&#x017F;ein Sonntagskleid. Alte Leute in Doktor-<lb/>
ha&#x0364;nden, wa&#x0364;ren &#x017F;ie auch des D. Saft &#x017F;eine,<lb/>
&#x017F;ind Mayen, die abgerißen &#x017F;ind von der Na-<lb/>
tur und im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tehen! &#x2014; Es geht eine<lb/>
Zeitlang; allein nicht lange. Viel Ko&#x0364;che ver-<lb/>
derben den Brey. Bey &#x017F;ieben Ku&#x0364;n&#x017F;ten geht<lb/>
man betteln; bey einer kann man Altmei&#x017F;ter<lb/>
werden. Gott der Herr hat in jedem Dichter<lb/>
&#x017F;ein Feuer und Heerd! O Jeru&#x017F;alem! Je-<lb/>
ru&#x017F;alem! die du to&#x0364;dte&#x017F;t die Propheten, und<lb/>
&#x017F;teinige&#x017F;t die zu dir ge&#x017F;andt &#x017F;ind, wie oft hab<lb/>
ich deine Kinder ver&#x017F;ammlen wollen, wie eine<lb/>
Henne ver&#x017F;ammlet ihre Ku&#x0364;chlein unter ihre<lb/>
Flu&#x0364;gel, und ihr habt nicht gewollt. Und es<lb/>
werden Zeichen ge&#x017F;chehen an der Sonne und<lb/>
Mond und Sternen, und auf Erden wird den<lb/>
Men&#x017F;chen bange &#x017F;eyn und werden zagen, und<lb/>
das Meer und die Wa&#x017F;&#x017F;erwogen werden brau-<lb/>
&#x017F;en: und die Men&#x017F;chen werden ver&#x017F;chmachten<lb/>
vor Furcht und Warten der Dinge, die kom-<lb/>
men &#x017F;ollen auf Erden; denn auch der Himmel<lb/>
Kra&#x0364;fte &#x017F;ich bewegen werden. So &#x017F;eyd nun<lb/>
wacker allezeit, und betet, daß ihr wu&#x0364;rdig<lb/>
werden mo&#x0364;get zu entfliehen die&#x017F;em allem, das<lb/>
ge&#x017F;chehen &#x017F;oll, und zu &#x017F;tehen vor des Men-<lb/>
&#x017F;chen Sohn. Sollte Gott nicht retten &#x017F;eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Auser-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0100] foͤrderung des Lebens! Der Tod hat auch ſein Sonntagskleid. Alte Leute in Doktor- haͤnden, waͤren ſie auch des D. Saft ſeine, ſind Mayen, die abgerißen ſind von der Na- tur und im Waſſer ſtehen! — Es geht eine Zeitlang; allein nicht lange. Viel Koͤche ver- derben den Brey. Bey ſieben Kuͤnſten geht man betteln; bey einer kann man Altmeiſter werden. Gott der Herr hat in jedem Dichter ſein Feuer und Heerd! O Jeruſalem! Je- ruſalem! die du toͤdteſt die Propheten, und ſteinigeſt die zu dir geſandt ſind, wie oft hab ich deine Kinder verſammlen wollen, wie eine Henne verſammlet ihre Kuͤchlein unter ihre Fluͤgel, und ihr habt nicht gewollt. Und es werden Zeichen geſchehen an der Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Menſchen bange ſeyn und werden zagen, und das Meer und die Waſſerwogen werden brau- ſen: und die Menſchen werden verſchmachten vor Furcht und Warten der Dinge, die kom- men ſollen auf Erden; denn auch der Himmel Kraͤfte ſich bewegen werden. So ſeyd nun wacker allezeit, und betet, daß ihr wuͤrdig werden moͤget zu entfliehen dieſem allem, das geſchehen ſoll, und zu ſtehen vor des Men- ſchen Sohn. Sollte Gott nicht retten ſeine Auser-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/100
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,2. Berlin, 1781, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0302_1781/100>, abgerufen am 07.05.2024.