Wer von Gottes Mund spricht, thut Etwas sehr gewönliches; wer aber nur die Helfte von Got- tes Nase spräche, und von seiner Stirn, und von seinen Beinen, würde Gott danken können, wenn man ihn nicht für eine Art von Gottes- lästerer hielte, warum das?
Gott, der nicht zu sehen ist, wird nur in unsern Brüdern beleidigt, die zu sehen sind, und in uns selbst, die wir auch sein Othem sind. Hier indeßen, welch ein Feld zu Ver- brechen! -- -- Wir wollen annehmen, daß Selbstsünden auch Selbststrafen nach sich zö- gen; (Sünde, den Tod) ists aber darum gut gemacht? Wäre dies, so wäre jeder Selbst- mörder seelig, ohne Streitschrift, weil er das Leben eingebüßt hat, nicht also? Wer sich zum Arbeiter im göttlichen Weinberge, zur Weltarbeit untauglich macht, wer nicht treu und fleißig mit den Gaben umgeht, die er empfangen hat, verdient nicht allein keinen Taglohn, und Armuth und Mangel; sondern er hat auch mit seinen Sünden noch andere Strafen verdient. -- Und wer ist so unschul- dig, daß er seinen Bruder nicht mit Gedanken, Gebehrden, Worten und Werken, beleidiget hätte?
Schön,
F 3
Wer von Gottes Mund ſpricht, thut Etwas ſehr gewoͤnliches; wer aber nur die Helfte von Got- tes Naſe ſpraͤche, und von ſeiner Stirn, und von ſeinen Beinen, wuͤrde Gott danken koͤnnen, wenn man ihn nicht fuͤr eine Art von Gottes- laͤſterer hielte, warum das?
Gott, der nicht zu ſehen iſt, wird nur in unſern Bruͤdern beleidigt, die zu ſehen ſind, und in uns ſelbſt, die wir auch ſein Othem ſind. Hier indeßen, welch ein Feld zu Ver- brechen! — — Wir wollen annehmen, daß Selbſtſuͤnden auch Selbſtſtrafen nach ſich zoͤ- gen; (Suͤnde, den Tod) iſts aber darum gut gemacht? Waͤre dies, ſo waͤre jeder Selbſt- moͤrder ſeelig, ohne Streitſchrift, weil er das Leben eingebuͤßt hat, nicht alſo? Wer ſich zum Arbeiter im goͤttlichen Weinberge, zur Weltarbeit untauglich macht, wer nicht treu und fleißig mit den Gaben umgeht, die er empfangen hat, verdient nicht allein keinen Taglohn, und Armuth und Mangel; ſondern er hat auch mit ſeinen Suͤnden noch andere Strafen verdient. — Und wer iſt ſo unſchul- dig, daß er ſeinen Bruder nicht mit Gedanken, Gebehrden, Worten und Werken, beleidiget haͤtte?
Schoͤn,
F 3
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Wer von Gottes Mund ſpricht, thut Etwas ſehr
gewoͤnliches; wer aber nur die Helfte von Got-
tes Naſe ſpraͤche, und von ſeiner Stirn, und
von ſeinen Beinen, wuͤrde Gott danken koͤnnen,
wenn man ihn nicht fuͤr eine Art von Gottes-
laͤſterer hielte, warum das?
Gott, der nicht zu ſehen iſt, wird nur in
unſern Bruͤdern beleidigt, die zu ſehen ſind,
und in uns ſelbſt, die wir auch ſein Othem
ſind. Hier indeßen, welch ein Feld zu Ver-
brechen! — — Wir wollen annehmen, daß
Selbſtſuͤnden auch Selbſtſtrafen nach ſich zoͤ-
gen; (Suͤnde, den Tod) iſts aber darum
gut gemacht? Waͤre dies, ſo waͤre jeder Selbſt-
moͤrder ſeelig, ohne Streitſchrift, weil er das
Leben eingebuͤßt hat, nicht alſo? Wer ſich
zum Arbeiter im goͤttlichen Weinberge, zur
Weltarbeit untauglich macht, wer nicht treu
und fleißig mit den Gaben umgeht, die er
empfangen hat, verdient nicht allein keinen
Taglohn, und Armuth und Mangel; ſondern
er hat auch mit ſeinen Suͤnden noch andere
Strafen verdient. — Und wer iſt ſo unſchul-
dig, daß er ſeinen Bruder nicht mit Gedanken,
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/91>, abgerufen am 23.11.2024.
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