wölbe. Lazarus, unser Freund, schläft, sagt' er zu mir, da er es mir zeigte. Sein Bruder gab ihm nichts nach, nur daß auch hier das gräfliche Wapen eine Scheidewand machte. Das liebe Wapen! Der Graf, der sehr in die Urnenfacons verliebt war, hatte in seinen sieben Leibzimmern christliche Urnen, wo er würklich christliche Todtenknochen unter wohl- riechende Dinge gelegt und aufbewahrete.
Bey Gelegenheit, daß uns der Graf in seinen sieben Leibzimmern herum führte, war er nicht etwa stumm, sondern so beredt, als nur irgend Jemand seyn kann. Wir setzten unsere Gespräche, des Sehens unerachtet, ohne Zeitverlust fort. Man sieht noch ein- mal so gut, wenn man drein spricht; wenn man sagt, was man sieht. Das Hören lei- det Abbruch, wenn man recht von Herzen sieht. Wir sprachen über das, was wir sa- hen -- und über vieles, was wir nicht sahen. Meine Leser werden keine Mühe haben zu wißen, was jedem aus unserm Kleeblat, aus diesem Spiritus -- oder wie es sonst heißt, eignet, zugehöret und gebühret. Die Grie- chen, sagte der Graf, hatten die Gewohnheit, einen Zweig an die Thüre zu stecken, wo ein Todringer lag, wie ungefehr hier, wo Bier
feil
woͤlbe. Lazarus, unſer Freund, ſchlaͤft, ſagt’ er zu mir, da er es mir zeigte. Sein Bruder gab ihm nichts nach, nur daß auch hier das graͤfliche Wapen eine Scheidewand machte. Das liebe Wapen! Der Graf, der ſehr in die Urnenfaçons verliebt war, hatte in ſeinen ſieben Leibzimmern chriſtliche Urnen, wo er wuͤrklich chriſtliche Todtenknochen unter wohl- riechende Dinge gelegt und aufbewahrete.
Bey Gelegenheit, daß uns der Graf in ſeinen ſieben Leibzimmern herum fuͤhrte, war er nicht etwa ſtumm, ſondern ſo beredt, als nur irgend Jemand ſeyn kann. Wir ſetzten unſere Geſpraͤche, des Sehens unerachtet, ohne Zeitverluſt fort. Man ſieht noch ein- mal ſo gut, wenn man drein ſpricht; wenn man ſagt, was man ſieht. Das Hoͤren lei- det Abbruch, wenn man recht von Herzen ſieht. Wir ſprachen uͤber das, was wir ſa- hen — und uͤber vieles, was wir nicht ſahen. Meine Leſer werden keine Muͤhe haben zu wißen, was jedem aus unſerm Kleeblat, aus dieſem Spiritus — oder wie es ſonſt heißt, eignet, zugehoͤret und gebuͤhret. Die Grie- chen, ſagte der Graf, hatten die Gewohnheit, einen Zweig an die Thuͤre zu ſtecken, wo ein Todringer lag, wie ungefehr hier, wo Bier
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woͤlbe. Lazarus, unſer Freund, ſchlaͤft, ſagt’
er zu mir, da er es mir zeigte. Sein Bruder
gab ihm nichts nach, nur daß auch hier das
graͤfliche Wapen eine Scheidewand machte.
Das liebe Wapen! Der Graf, der ſehr in
die Urnenfaçons verliebt war, hatte in ſeinen
ſieben Leibzimmern chriſtliche Urnen, wo er
wuͤrklich chriſtliche Todtenknochen unter wohl-
riechende Dinge gelegt und aufbewahrete.
Bey Gelegenheit, daß uns der Graf in
ſeinen ſieben Leibzimmern herum fuͤhrte, war
er nicht etwa ſtumm, ſondern ſo beredt, als
nur irgend Jemand ſeyn kann. Wir ſetzten
unſere Geſpraͤche, des Sehens unerachtet,
ohne Zeitverluſt fort. Man ſieht noch ein-
mal ſo gut, wenn man drein ſpricht; wenn
man ſagt, was man ſieht. Das Hoͤren lei-
det Abbruch, wenn man recht von Herzen
ſieht. Wir ſprachen uͤber das, was wir ſa-
hen — und uͤber vieles, was wir nicht ſahen.
Meine Leſer werden keine Muͤhe haben zu
wißen, was jedem aus unſerm Kleeblat, aus
dieſem Spiritus — oder wie es ſonſt heißt,
eignet, zugehoͤret und gebuͤhret. Die Grie-
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einen Zweig an die Thuͤre zu ſtecken, wo ein
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/67>, abgerufen am 23.11.2024.
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