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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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schrie Gottfried, und vergaß darüber Dan-
zig, wo Glockenspiel und kein End ist. Gott
ehre mir, fuhr Junker Gotthard fort, meinen
Thiergarten in -- -- der natürlich ist, ich
will den Berlinern gern den künstlichen laßen,
und den Sand oben ein, der, wie er bemerk-
te, der grünen Farb' am schädlichsten ist.
Sieh nur, sagt er, eine Blume, deren Laub
vollgestäubt ist! -- Darf man doch im Thier-
garten nicht einmal eine Flinte losknallen!
Auf die Parade zu gehen, hätt ich ihn um
eine Obristenstelle nicht überreden können.
Man muß den Teufel nicht an die Wand
mahlen, war seine Meynung. Ich war auf
der Parade in meinem Element. Zuwei-
len war mir das Commandowort so nahe,
daß ichs mit Gewalt unterdrücken muste.
Der Alexander wollte durchaus zum Vor-
schein. Wie viel Helms sah ich da, tapfe-
re Helms
! Alles wäre dem Junker Gott-
hard erträglicher gewesen, wenn nur die Fra-
gen: woher? wohin? wer? wie? was?
an den Thoren ihn nicht mit Vorurtheil ein-
genommen hätten. Muß man sich doch, sagt
er, hier durchdecliniren und durchconjugiren
lassen. Da hatt' ichs ja beym Professor
Grosvater noch leichter, wo ich dich für mich

ant-

ſchrie Gottfried, und vergaß daruͤber Dan-
zig, wo Glockenſpiel und kein End iſt. Gott
ehre mir, fuhr Junker Gotthard fort, meinen
Thiergarten in — — der natuͤrlich iſt, ich
will den Berlinern gern den kuͤnſtlichen laßen,
und den Sand oben ein, der, wie er bemerk-
te, der gruͤnen Farb’ am ſchaͤdlichſten iſt.
Sieh nur, ſagt er, eine Blume, deren Laub
vollgeſtaͤubt iſt! — Darf man doch im Thier-
garten nicht einmal eine Flinte losknallen!
Auf die Parade zu gehen, haͤtt ich ihn um
eine Obriſtenſtelle nicht uͤberreden koͤnnen.
Man muß den Teufel nicht an die Wand
mahlen, war ſeine Meynung. Ich war auf
der Parade in meinem Element. Zuwei-
len war mir das Commandowort ſo nahe,
daß ichs mit Gewalt unterdruͤcken muſte.
Der Alexander wollte durchaus zum Vor-
ſchein. Wie viel Helms ſah ich da, tapfe-
re Helms
! Alles waͤre dem Junker Gott-
hard ertraͤglicher geweſen, wenn nur die Fra-
gen: woher? wohin? wer? wie? was?
an den Thoren ihn nicht mit Vorurtheil ein-
genommen haͤtten. Muß man ſich doch, ſagt
er, hier durchdecliniren und durchconjugiren
laſſen. Da hatt’ ichs ja beym Profeſſor
Grosvater noch leichter, wo ich dich fuͤr mich

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[438/0446] ſchrie Gottfried, und vergaß daruͤber Dan- zig, wo Glockenſpiel und kein End iſt. Gott ehre mir, fuhr Junker Gotthard fort, meinen Thiergarten in — — der natuͤrlich iſt, ich will den Berlinern gern den kuͤnſtlichen laßen, und den Sand oben ein, der, wie er bemerk- te, der gruͤnen Farb’ am ſchaͤdlichſten iſt. Sieh nur, ſagt er, eine Blume, deren Laub vollgeſtaͤubt iſt! — Darf man doch im Thier- garten nicht einmal eine Flinte losknallen! Auf die Parade zu gehen, haͤtt ich ihn um eine Obriſtenſtelle nicht uͤberreden koͤnnen. Man muß den Teufel nicht an die Wand mahlen, war ſeine Meynung. Ich war auf der Parade in meinem Element. Zuwei- len war mir das Commandowort ſo nahe, daß ichs mit Gewalt unterdruͤcken muſte. Der Alexander wollte durchaus zum Vor- ſchein. Wie viel Helms ſah ich da, tapfe- re Helms! Alles waͤre dem Junker Gott- hard ertraͤglicher geweſen, wenn nur die Fra- gen: woher? wohin? wer? wie? was? an den Thoren ihn nicht mit Vorurtheil ein- genommen haͤtten. Muß man ſich doch, ſagt er, hier durchdecliniren und durchconjugiren laſſen. Da hatt’ ichs ja beym Profeſſor Grosvater noch leichter, wo ich dich fuͤr mich ant-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/446>, abgerufen am 25.11.2024.