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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Söhne Johann taufen laßen, und der von
ihnen gerufen wird, könne wissen, das just
er es sey, der unter den sechsen aufgefordert
worden.

Laß uns, sagt ich dem Junker Gotthard
einen Abend, sobald als möglich, von hinnen
gehen. Amalia wird sich bedenken, und dem
Collegen ihres Vaters, dem Krämer, nicht
mehr halsstarrig, sondern blond begegnen,
und dann gehest du mit dem Gedanken aus
Königsberg, Amalien in ihrem Lebenslauf
keinen Stein der Aergernis, über den sie leicht
fallen können, in den Weg gewälzt zu haben!
Wehe dem Menschen, durch welchen Aerger-
nis kommt! Junker Gotthard sträubte sich
wegen der Abreise, und dies nahm ich als ei-
nen Beweis seiner Liebe zu Amalien. Ich
sann auf Mittel und Wege, ihn abzubringen,
bis es, eh ich mich versah, heraus kam, daß
die Feldmarken den eigentlichen Grund des
Widerstandes enthielten. Er hatte sie auf
vier Jahre sich zuschlagen laßen; wie wenig,
sagt' er, hab' ich sie benutzet. All Augenblick
Setzzeit! -- Eben dieser Setzzeit halber
komm, Bruder, ich bin fertig! --

Unser Lebwohl war kurz und gut. Ama-
lia nahm auf eine Art vom Junker Gotthard

Ab-

Soͤhne Johann taufen laßen, und der von
ihnen gerufen wird, koͤnne wiſſen, das juſt
er es ſey, der unter den ſechſen aufgefordert
worden.

Laß uns, ſagt ich dem Junker Gotthard
einen Abend, ſobald als moͤglich, von hinnen
gehen. Amalia wird ſich bedenken, und dem
Collegen ihres Vaters, dem Kraͤmer, nicht
mehr halsſtarrig, ſondern blond begegnen,
und dann geheſt du mit dem Gedanken aus
Koͤnigsberg, Amalien in ihrem Lebenslauf
keinen Stein der Aergernis, uͤber den ſie leicht
fallen koͤnnen, in den Weg gewaͤlzt zu haben!
Wehe dem Menſchen, durch welchen Aerger-
nis kommt! Junker Gotthard ſtraͤubte ſich
wegen der Abreiſe, und dies nahm ich als ei-
nen Beweis ſeiner Liebe zu Amalien. Ich
ſann auf Mittel und Wege, ihn abzubringen,
bis es, eh ich mich verſah, heraus kam, daß
die Feldmarken den eigentlichen Grund des
Widerſtandes enthielten. Er hatte ſie auf
vier Jahre ſich zuſchlagen laßen; wie wenig,
ſagt’ er, hab’ ich ſie benutzet. All Augenblick
Setzzeit! — Eben dieſer Setzzeit halber
komm, Bruder, ich bin fertig! —

Unſer Lebwohl war kurz und gut. Ama-
lia nahm auf eine Art vom Junker Gotthard

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[415/0423] Soͤhne Johann taufen laßen, und der von ihnen gerufen wird, koͤnne wiſſen, das juſt er es ſey, der unter den ſechſen aufgefordert worden. Laß uns, ſagt ich dem Junker Gotthard einen Abend, ſobald als moͤglich, von hinnen gehen. Amalia wird ſich bedenken, und dem Collegen ihres Vaters, dem Kraͤmer, nicht mehr halsſtarrig, ſondern blond begegnen, und dann geheſt du mit dem Gedanken aus Koͤnigsberg, Amalien in ihrem Lebenslauf keinen Stein der Aergernis, uͤber den ſie leicht fallen koͤnnen, in den Weg gewaͤlzt zu haben! Wehe dem Menſchen, durch welchen Aerger- nis kommt! Junker Gotthard ſtraͤubte ſich wegen der Abreiſe, und dies nahm ich als ei- nen Beweis ſeiner Liebe zu Amalien. Ich ſann auf Mittel und Wege, ihn abzubringen, bis es, eh ich mich verſah, heraus kam, daß die Feldmarken den eigentlichen Grund des Widerſtandes enthielten. Er hatte ſie auf vier Jahre ſich zuſchlagen laßen; wie wenig, ſagt’ er, hab’ ich ſie benutzet. All Augenblick Setzzeit! — Eben dieſer Setzzeit halber komm, Bruder, ich bin fertig! — Unſer Lebwohl war kurz und gut. Ama- lia nahm auf eine Art vom Junker Gotthard Ab-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/423>, abgerufen am 18.05.2024.