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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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dem die Erde an der Wurzel ungetreu worden.
Sie wollte von ihm abfallen; allein er be-
faßte sie mit seiner Klaue -- und sie blieb.
Da war ich wie zu Hause, und fühlt' es tief
in der Seele, daß im Stillen wirken, gött-
lich sey. Die Natur (Gottessprachzimmer)
sieh! wie still sie ist! -- Eine Waldblume,
obgleich sie wie eine Eiche wird, bekommt et-
was von der Stärke ihrer Cameraden. Sie
steht länger, als die, auf dem Felde; denn
wenn ich gleich nur ein Lied bin, geht doch
manche Ode auf meine Melodie -- ich hörte
den Donner nicht, als hört ich Gottes Schelt-
wort. Schelten konnte nur meine selige
Mutter -- überall, und ich -- in der Küche.
Ich hab' es selbst gesehen und gehört, daß
mitten im Gesange deine Grosmutter selige,
war es Catharinen, oder einer andern, einen
Schlag ans Ohr gab -- mitten drinn. Der-
gleichen Taktschläge sind mir nicht eigen. Wer
ein gut Gewissen hat, hält den Donner für
eine Instrumentalmusik der Natur. Thut
Buße, tönt er dem Verbrecher, denn das Him-
melreich ist nahe herbey kommen -- und der
Blitz? Gott verzeih mir meine Sünden, oft
ist es mir vorgekommen, als schlüge sich der
liebe Gott Licht an, und auch im dicksten

Walde

dem die Erde an der Wurzel ungetreu worden.
Sie wollte von ihm abfallen; allein er be-
faßte ſie mit ſeiner Klaue — und ſie blieb.
Da war ich wie zu Hauſe, und fuͤhlt’ es tief
in der Seele, daß im Stillen wirken, goͤtt-
lich ſey. Die Natur (Gottesſprachzimmer)
ſieh! wie ſtill ſie iſt! — Eine Waldblume,
obgleich ſie wie eine Eiche wird, bekommt et-
was von der Staͤrke ihrer Cameraden. Sie
ſteht laͤnger, als die, auf dem Felde; denn
wenn ich gleich nur ein Lied bin, geht doch
manche Ode auf meine Melodie — ich hoͤrte
den Donner nicht, als hoͤrt ich Gottes Schelt-
wort. Schelten konnte nur meine ſelige
Mutter — uͤberall, und ich — in der Kuͤche.
Ich hab’ es ſelbſt geſehen und gehoͤrt, daß
mitten im Geſange deine Grosmutter ſelige,
war es Catharinen, oder einer andern, einen
Schlag ans Ohr gab — mitten drinn. Der-
gleichen Taktſchlaͤge ſind mir nicht eigen. Wer
ein gut Gewiſſen hat, haͤlt den Donner fuͤr
eine Inſtrumentalmuſik der Natur. Thut
Buße, toͤnt er dem Verbrecher, denn das Him-
melreich iſt nahe herbey kommen — und der
Blitz? Gott verzeih mir meine Suͤnden, oft
iſt es mir vorgekommen, als ſchluͤge ſich der
liebe Gott Licht an, und auch im dickſten

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[388/0396] dem die Erde an der Wurzel ungetreu worden. Sie wollte von ihm abfallen; allein er be- faßte ſie mit ſeiner Klaue — und ſie blieb. Da war ich wie zu Hauſe, und fuͤhlt’ es tief in der Seele, daß im Stillen wirken, goͤtt- lich ſey. Die Natur (Gottesſprachzimmer) ſieh! wie ſtill ſie iſt! — Eine Waldblume, obgleich ſie wie eine Eiche wird, bekommt et- was von der Staͤrke ihrer Cameraden. Sie ſteht laͤnger, als die, auf dem Felde; denn wenn ich gleich nur ein Lied bin, geht doch manche Ode auf meine Melodie — ich hoͤrte den Donner nicht, als hoͤrt ich Gottes Schelt- wort. Schelten konnte nur meine ſelige Mutter — uͤberall, und ich — in der Kuͤche. Ich hab’ es ſelbſt geſehen und gehoͤrt, daß mitten im Geſange deine Grosmutter ſelige, war es Catharinen, oder einer andern, einen Schlag ans Ohr gab — mitten drinn. Der- gleichen Taktſchlaͤge ſind mir nicht eigen. Wer ein gut Gewiſſen hat, haͤlt den Donner fuͤr eine Inſtrumentalmuſik der Natur. Thut Buße, toͤnt er dem Verbrecher, denn das Him- melreich iſt nahe herbey kommen — und der Blitz? Gott verzeih mir meine Suͤnden, oft iſt es mir vorgekommen, als ſchluͤge ſich der liebe Gott Licht an, und auch im dickſten Walde

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/396>, abgerufen am 22.11.2024.