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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Sohn zum Richter. O hier ist mehr als ein
Fischkopf! Es ist immer eine und dieselbe
Saite, die in mir sumset. -- O ein schreck-
licher Ton! Auch die Hörner des Altars
selbst kann ich nicht ergreifen. So oft ich in
Gottes Haus bin, seh' ich hier Num. 5. und
da Num. 5. An Num. 5. hängt mein Ge-
wissensspiegel. Da seh' ich das stille gute
Mädchen und fühl es, daß ich ihr mit Unge-
stüm begegnete, den lezten Sonntag, da schon
ihre Seele alles eingepackt hatte. Sie grüßte
mich, und ich! O Num. 5. Num. 5. O
wenn diese Zahl nicht wäre! Einfältiger
Wunsch, da eben fallen mir die fünf Finger
ein. Sie bleibe diese Zahl, und die Erinne-
rung bleibe, daß ich Minen auf der Seele
habe! Wie lebhaft ich mir alles zurückerin-
nere! Ich besann mich, indem ich dankte,
ob ich wohl danken sollte, und solch ein Dank
ist ärger, als Undank. Jezt dank ich, so oft
ich die Bank sehe! -- und niemand ist, der
mir diesen Dank abnimmt. O wenn doch
Minchens Geist diese meine Bücklinge sehen
könnte, und mich bedauerte! O wenn doch
ihr Geist nur ein einzigmahl noch in unsre
Kirche käme! Wenn ich diesen Fischkopf:
Sonntag, zurück hätte, was gäb' ich drum!

Nur

Sohn zum Richter. O hier iſt mehr als ein
Fiſchkopf! Es iſt immer eine und dieſelbe
Saite, die in mir ſumſet. — O ein ſchreck-
licher Ton! Auch die Hoͤrner des Altars
ſelbſt kann ich nicht ergreifen. So oft ich in
Gottes Haus bin, ſeh’ ich hier Num. 5. und
da Num. 5. An Num. 5. haͤngt mein Ge-
wiſſensſpiegel. Da ſeh’ ich das ſtille gute
Maͤdchen und fuͤhl es, daß ich ihr mit Unge-
ſtuͤm begegnete, den lezten Sonntag, da ſchon
ihre Seele alles eingepackt hatte. Sie gruͤßte
mich, und ich! O Num. 5. Num. 5. O
wenn dieſe Zahl nicht waͤre! Einfaͤltiger
Wunſch, da eben fallen mir die fuͤnf Finger
ein. Sie bleibe dieſe Zahl, und die Erinne-
rung bleibe, daß ich Minen auf der Seele
habe! Wie lebhaft ich mir alles zuruͤckerin-
nere! Ich beſann mich, indem ich dankte,
ob ich wohl danken ſollte, und ſolch ein Dank
iſt aͤrger, als Undank. Jezt dank ich, ſo oft
ich die Bank ſehe! — und niemand iſt, der
mir dieſen Dank abnimmt. O wenn doch
Minchens Geiſt dieſe meine Buͤcklinge ſehen
koͤnnte, und mich bedauerte! O wenn doch
ihr Geiſt nur ein einzigmahl noch in unſre
Kirche kaͤme! Wenn ich dieſen Fiſchkopf:
Sonntag, zuruͤck haͤtte, was gaͤb’ ich drum!

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[370/0378] Sohn zum Richter. O hier iſt mehr als ein Fiſchkopf! Es iſt immer eine und dieſelbe Saite, die in mir ſumſet. — O ein ſchreck- licher Ton! Auch die Hoͤrner des Altars ſelbſt kann ich nicht ergreifen. So oft ich in Gottes Haus bin, ſeh’ ich hier Num. 5. und da Num. 5. An Num. 5. haͤngt mein Ge- wiſſensſpiegel. Da ſeh’ ich das ſtille gute Maͤdchen und fuͤhl es, daß ich ihr mit Unge- ſtuͤm begegnete, den lezten Sonntag, da ſchon ihre Seele alles eingepackt hatte. Sie gruͤßte mich, und ich! O Num. 5. Num. 5. O wenn dieſe Zahl nicht waͤre! Einfaͤltiger Wunſch, da eben fallen mir die fuͤnf Finger ein. Sie bleibe dieſe Zahl, und die Erinne- rung bleibe, daß ich Minen auf der Seele habe! Wie lebhaft ich mir alles zuruͤckerin- nere! Ich beſann mich, indem ich dankte, ob ich wohl danken ſollte, und ſolch ein Dank iſt aͤrger, als Undank. Jezt dank ich, ſo oft ich die Bank ſehe! — und niemand iſt, der mir dieſen Dank abnimmt. O wenn doch Minchens Geiſt dieſe meine Buͤcklinge ſehen koͤnnte, und mich bedauerte! O wenn doch ihr Geiſt nur ein einzigmahl noch in unſre Kirche kaͤme! Wenn ich dieſen Fiſchkopf: Sonntag, zuruͤck haͤtte, was gaͤb’ ich drum! Nur

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/378>, abgerufen am 22.11.2024.